Salsa und Macarena sind out – Lindy Hop ist angesagt! Neue Tanzschulen schießen wie Pilze aus dem Boden und etablierte Anbieter haben bereits auf den neuen Trend reagiert und ihr Repertoire umgestellt. Swing ist die neue alte Tanzrichtung, die derzeit ein großes Comeback feiert.
Leichte, fließende Bewegungen, Drehungen und ein paar choreographische Figuren machen den Paartanz aus, der aus wenigen leicht zu lernenden Grundschritten besteht. Lebensfreude, Unbekümmertheit und gute Laune vermittelt das Bild von swingenden Tänzern, die über die Tanzfläche wedeln. Kein Wunder: Der Tanz ist ein Kind seiner Zeit, entstanden in Amerika in den Jahren, die als „Goldene Zwanziger“ berühmt wurden.
Big Bands waren die Geburtshelfer des Swing
Der Wirtschaft ging es gut, rauschende Bälle und eine boomende Musik- und Filmindustrie bereiteten dem Swing den Weg. Afro-Rhytmen verbanden sich mit dem Sound der blühenden Big-Band-Musik, die den Jazz gesellschaftsfähig machten.
„Swing“ ist die Bezeichnung für die leichte, gleitende Art zu tanzen, die damals entstand und wurde in verschiedenen Ausprägungen und mit leicht variierten Schritten und Elementen zum „Lindy Hop“, zum „Hollywood Style“, zum „Jitterbug“ und später nach dem zweiten Weltkrieg zum „Boogie-Woogie“. Die amerikanischen JI’s brachten ihn mit nach Deutschland und verhalfen dem Swing auch hier zum endgültigen Durchbruch.
Ungezwungen und leicht: Erlaubt ist, was gefällt
Gute Swing-Tänzer zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie die Schritte, die Kicks und Drehungen perfekt und akkurat ausführen, sondern durch das geschickte Aufnehmen und Interpretieren der Musik.
Ungezwungen soll das Swing-Tanzen sein und Spaß machen und es repräsentiert damit eine Grundeinstellung, die heute Lifestyle-Trend ist: Let’s have fun! So setzt der Swing sein in den 80er Jahren begonnenes Comeback ungebremst fort.
Stressabbau durch Kopieren eines Lebensgefühls
Man könnte meinen, Eurokrise und Arbeitslosigkeit müssten doch zur Ernüchterung und zu einer emotionalen Talfahrt führen, doch gerade das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Doch Psychologen verwundert das nicht. Sie sehen ihre Theorie vom „Eskapismus“ bestätigt, von der Flucht in eine Scheinwelt, zurück zur vermeintlich „guten alten Zeit“, zu idealisierten Welten und Werten.
Aber es ist keine Weltfremdheit, die uns dazu bringt, sondern ein natürlicher Schutzinstinkt unserer Psyche: Wenn der Stress zu groß wird, unser Alltag immer schnelllebiger und anspruchsvoller, wenn eine Horror- und Krisenmeldung die andere jagt, dann brauchen wir einen Schutzraum zum Entschleunigen. Einmal abschalten und durchatmen ist angesagt, Fünfe gerade sein lassen und so tun, als sei das Leben federleicht: Let’s swing!
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