MRT-gesteuerte fokussierte Ultraschalltherapie (MRgFUS) ist der genaue Name einer Operationstechnik, die von der amerikanischen Zeitschrift „Times“ 2011 auf die Liste der 50 wichtigsten Erfindungen des Jahres gesetzt wurde.
Entwickelt wurde sie von Ärzten der Universität Virginia in Charlottesville, denen es damit gelang, die hochenergetischen Strahlen des Ultraschalls als wirkungsvolles Skalpell gezielt einzusetzen, ohne den Körper dabei zu öffnen und das Operationsfeld durch Schnitte freizulegen.
Ein perfektes Paar: Ultraschall und MRT
Es ist die Kombination der Ultraschallbündelung mit der ständigen Überwachung der OP mittels Magnetresonanztherapie (MRT), die es erst ermöglicht, diese hoch effektiven Strahlen so wirkungsvoll und planvoll einzusetzen.
Die Bilder, die das MRT dem operierenden Chirurgen liefert, werden im Abstand weniger Sekunden fortlaufend aktualisiert und ersetzen ihm so den direkten Blick hinein zum Ort des Geschehens. Eine äußerst genaue und präzise Fokussierung der Ultraschallstrahlen auf das erkrankte Gewebe wird so ermöglicht.
Dieses wird erhitzt und vernichtet, ohne dass umliegendes gesundes Gewebe dabei in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Ultraschallstrahlen sind dabei um ein 1000faches intensiver als die Strahlen, die man von Ultraschalluntersuchungen her kennt.
Um auch die Bewegungen, die durch Atmung und Organtätigkeiten im Körper entstehen, besser bei der Operation berücksichtigen zu können, entwickelt das Fraunhofer-Institut derzeit eine Software, die den operierenden Ärzten zuverlässig die Wirkung der Ultraschallwellen vorhersagen kann und sie so beim Führen des „Skalpells“ zusätzlich unterstützt.
Operation bei vollem Bewusstsein
In Deutschland wird die Operation mittels Ultraschall bereits an mehreren Kliniken eingesetzt, um damit Gebärmutter-Myome zu entfernen. Mittlerweilen übernehmen auch einige Krankenkassen bereits die Kosten für diese Behandlung, deren Vorteil klar auf der Hand liegt: Es entstehen keine äußeren Operationswunden, die langwierig heilen müssen; zudem findet die Operation ohne Vollnarkose bei vollem Bewusstsein der Patienten statt. Mögliche Nebenwirkungen oder Komplikationen werden auf diese Weise minimiert.
Die Operation erstreckt sich über mehrere Stunden, da das Ultraschallskalpell Stückchen für Stückchen vorwärts bewegt wird und zwischendurch immer wieder pausiert. Diese Pausen sind nötig, um immer wieder Abkühlung zu gewährleisten, so dass die Hitze wirklich nur auf die fokussierten Zellen wirkt und sich nicht auf andere Bereiche ausweitet. Auftretende Schmerzen oder Wärmegefühle können die Patienten jederzeit melden und somit die Durchführung der Operation aktiv unterstützen.
Krebs, Schlaganfall, Tremor – das Einsatzfeld ist groß
Mehr zum Krebs:
Die innovative MRT-gesteuerte fokussierte Ultraschalltherapie ist aber längst nicht mehr auf den gynäkologischen Bereich beschränkt. Studien zu experimentellen Behandlungen von Brust- und Prostatakrebs, zur Entfernung von Blutgerinnseln nach Schlaganfall oder Herzinfarkt und auch zur Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, Epilepsie oder Tremor laufen bereits.
Gerade im Bereich der Gehirnoperationen bieten sich den Chirurgen durch diese präzise und unblutige Operationsmethode äußerst erfolgversprechende Möglichkeiten. An der Universität von Virginia Virginia konnten bereits mehrere Tremorpatienten wie die Amerikanerinnen Dot Highberg und Phillis Walker durch Gehirn-OPs mittels der neuen Operationsmethode erfolgreich therapiert werden.
Weiterführende Links zum Thema:
Fokussierte Ultraschalltherapie: Software berechnet Organbewegungen
http://www.aerzteblatt.de/archiv/80351/Fokussierte-Ultraschalltherapie-Software-berechnet-Organbewegungen
Prostatakrebs-Patienten können von den neuen MRT-Ultraschall-Fusion profitieren
http://www.news-medical.net/news/20110512/6480/German.aspx
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