Sowohl die Politiker als auch die Politik selbst, stehen bei den Jugendlichen derzeit nicht sonderlich hoch im Kurs. Im Allgemeinen herrscht die Meinung, dass die Politiker zu abgehoben sind und sich nicht um die Interessen der Jugendlichen scheren. Zwar würden noch immer viele junge Menschen das politische Engagement als wichtige Aufgabe des Staatsbürgers betrachten, selbst an dem politischen Geschehen teilnehmen wollen hingegen nur die Wenigsten.
Die aktuelle Studie wurde von Dr. Katharina Eckstein von der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt und von ihren Fachkollegen Professor Dr. Peter Noack und Dr. Burkhard Gniewosz unterstützt. Gemeinsam gingen die Psychologen der Frage auf den Grund, wie Jugendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren in ihre Rolle als politisch aktive Staatsbürger hineinwachsen und ihre Einstellung zum Engagement für die Politik entwickeln. Für die Untersuchung wurden rund 1.000 Jugendliche aus Thüringen über vier Jahre regelmäßig zu ihrer Einstellung zur Politik und der Bereitschaft aktiv daran teilzunehmen befragt. „Wir wollten herausfinden, welche Faktoren diese Entwicklungen beeinflussen“, erklärt Dr. Eckstein. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin „Journal of Adolescence“ erschienen.
Keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen
Obwohl die Politik deutlich von Männern dominiert wird, zeigten sich in Fragen des Interesses kaum Unterschiede zwischen dem Geschlecht. Die politisch Interessierten hielten sich zwischen Jungen und Mädchen entsprechend die Waage. Geschlechtsunabhängig erwarteten die Wissenschaftler jedoch, dass sich das Interesse der Jugendlichen über einen gewissen Zeitraum steigern würde. Dies war nicht der Fall. Die Anzahl der jungen Menschen, die Politik wichtig fanden und sich entsprechend auch engagieren wollten blieb im Großen und Ganzen gleich. Obwohl die Jugendlichen mit zunehmendem Alter auch häufiger in Kontakt mit politischen Themen kämen, konnte die Anzahl an politisch Interessierten nicht wachsen.
Deutliche Unterschiede bei der Bildung
Als die Wissenschaftler die Schulformen der politisch engagierten Jugendlichen genauer untersuchten, wurden deutliche Unterschiede zu Tage gefördert. So entfällt die Hälfte der politisch Interessierten auf Schüler eines Gymnasiums, während sich die andere Hälfte auf die übrigen Schulformen verteilt. „Während die Gymnasiasten mit zunehmendem Alter eine positivere Einstellung zu politischem Engagement entwickeln und auch ihre Bereitschaft wächst, selbst politisch aktiv zu werden, sehen wir bei den Regelschülern diese Entwicklung nicht“, gibt Professor Dr. Noack zu bedenken.
Zweiklassengesellschaft könnte sich stärker ausprägen
Die Psychologen betrachten das Ergebnis der Untersuchung mit Bedenken. Gerade das Alter zwischen 12 und 16 Jahren sei eine wichtige Entwicklungsphase der Psyche, in der sich eine eigene Identität entwickle, die Jugendlichen verstärkt nach einem Sinn im Leben suchen und ihre Spielräume ausloten. Dies gilt in gleichem Maße auch für die politische Orientierung. Sollte sich bereits hier eine Schere zwischen den verschiedenen Bildungsschichten auftun, sei dies als alarmierend zu werten. Von einer Zweiklassengesellschaft könne man in diesem Stadium zwar noch nicht sprechen, doch sollten die Regelschüler in Sachen politischer Teilhabe zukünftig besser unterstützt werden, damit sie den Anschluss an ihre Altersgenossen mit höherer Bildung nicht verlieren.
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