Mehr als die Hälfte aller Krebspatienten greifen im Verlauf ihrer Behandlung zusätzlich auf komplementäre Verfahren zurück, sprich ergänzende Therapien aus der Alternativmedizin. Dabei stellen sich häufig die Fragen, welche alternative Methoden es überhaupt gibt, wie sinnvoll solch eine Ergänzung ist und wo man die nötigen Informationen dazu findet. Um diese und viele weitere Fragen zu beantworten wurde das KOKON-Projekt gestartet, ein Zusammenschluss aus Kliniken und Forschungsinstitutionen, die verlässliche und wissenschaftlich fundierte Informationen zu den ergänzenden Krebstherapien bereitstellen.
Angebot an Alternativen ist groß
Eine Krebserkrankung ist nicht selten lebensbedrohlich und entsprechend greifen die betroffenen auch nach jedem Strohhalm, der eine Heilung oder zumindest Besserung der Erkrankung verspricht. Häufig wird dann auch auf alternative und ergänzende Methoden zurückgegriffen. Dr. Markus Horneber vom Zentrum für Onkologie und Hämatologie am Klinikum Nürnberg erklärt, dass das Angebot an Heilmitteln, Philosophien und Ratschlägen beinahe unerschöpflich ist. Die einen propagieren dabei eine Vielzahl an pflanzlichen Mitteln, die wahre Wunder bewirken sollen, andere setzen auf bestimmte Entspannungstechniken, um den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen. Und selbst Methoden aus der traditionellen chinesischen Medizin finden dann Beachtung. Für die Patienten selbst ist es allerdings schwierig, sich für eine sinnvolle Ergänzung zu entscheiden, weil bislang wissenschaftliche Erkenntnisse und Einschätzungen einfach fehlen. „Es ist schwer, sich in dieser Informationsvielfalt zurechtzufinden. Nicht nur für Patienten, sondern auch für Ärzte und Pflegekräfte“, so Horneber weiter.
KOKON-Projekt soll Sicherheit geben
Das wissenschaftliche Verbundprojekt der Deutschen Krebshilfe „ Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie“, kurz KOKON, soll für Aufklärung sorgen und auch alternative Heilmethoden wissenschaftlich untermauern. Denn laut den Worten von Dr. Horneber sei derzeit im Grund alles möglich, eine seriöse, sinnvolle Ergänzung der Krebstherapie ebenso, wie auch gefährlicher Pfusch. Beispielsweise könne nämlich auch ein an sich harmloses pflanzliches Präparat die Wirkung einer Chemotherapie stören. Ziel des Projektes soll es nun sein, die Spreu vom Weizen zu trennen. Dazu soll möglichst viel Wissen über alternative Methoden gesammelt und wissenschaftlich bewertet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zukünftig über eine allgemein zugängliche Informationsplattform zugänglich gemacht werden und sowohl Patienten als auch Ärzte und Pflegepersonal über weitere Möglichkeiten zur Krebsbehandlung informieren. Ferner soll ein Expertennetzwerk zur Beratung aufgebaut werden und spezielle Fort- und Weiterbildungen für medizinisches Personal sollen das Programm abrunden.
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