Startseite / Lifestyle / Das gesellschaftliche Leben soll sich ausbreiten

XXL-Bürger:

Das gesellschaftliche Leben soll sich ausbreiten

Die Menschen in Deutschland brauchen immer mehr Platz. Die Industrie reagiert darauf und wird künftig viel mehr in XXL-Größen anbieten.

Die XXL Bürger - alles wird größer und breiterDie Gesellschaft breitet sich immer mehr aus und das ist nicht im übertragenen Sinne gemeint, sondern durchaus wörtlich zu nehmen. Wie wissenschaftliche Daten nämlich belegen, werden die Menschen in der Wohlstandsgesellschaft immer größer und dicker. Das mag auf den ersten Blick keinen wirklichen Unterschied zum bisherigen Leben machen, offenbart auf den zweiten jedoch durchaus Probleme, auf welche die Industrie reagiert und den Platz in den alltäglichen Örtlichkeiten größer auslegen will.

Gewichtszunahme hat Auswirkungen auf Sicherheitsmaße

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat der durchschnittliche Erwachsene rund 2,1 Kilogramm zugelegt. Das bedeutet also, dass in der Gesellschaft eine deutliche Zunahme an Übergewichtigen stattgefunden hat. Vom gesundheitlichen Aspekt einmal ganz abgesehen, ergeben sich dadurch Veränderungen in sicherheitsrelevanten Angelegenheiten. Ein Sprecher des TÜV-Süd nannte den Fahrstuhl als problematisches Beispiel. Durchschnittlich sind diese dafür ausgelegt, sieben Personen mit einem Gesamtgewicht von maximal 450 Kilogramm zu befördern. In Zukunft wird das allerdings nicht mehr hinkommen und das Maximalgewicht müsste überschritten werden, beziehungsweise können nur noch weniger Menschen gleichzeitig transportiert werden. Im ersten Augenblich mag das nach Haarspalterei klingen, doch sind sich die Experten sicher, dass sich die Gewichtszunahme in großen Bürogebäuden, in denen mehrere Tausend Menschen pro Tag die Fahrstühle nutzen, deutlich bemerkbar machen wird. Doch die Industrie reagiert auf die Durchschnittswerte und will künftig größere Fahrstühle bauen, die mehr Gewicht tragen können.

Die Folgen sind in vielen Branchen sichtbar

Durch höhere Körpergrößen und ein höheres Gewicht verändern sich langfristig also viele Sicherheitsmaße. Dazu zählen die Höhen von Treppengeländern ebenso, wie zum Beispiel auch die Breite der Badewanne. Die genormten Maße vergrößern sich hierbei durchschnittlich, um auch weiterhin den körperlichen Anforderungen der Menschen zu genügen. Ein Aspekt, der dabei besonders betont wird, ist der, dass sich Krankenhäuser zunehmend auf ein höheres Patientengewicht einstellen müssen. Eigens dafür gibt es bereits spezielle OP-Tische, die ein höheres Gewicht tragen können und auch viele Betten wurden für schwergewichtigere Patienten verbreitert.  Der Leiter des Pflegepersonals der Uni-Klinik Erlangen berichtete beispielsweise, dass es nicht selten vorkomme, dass Patienten mit dem LKW in das Krankenhaus eingeliefert werden und vor Ort dann tatsächlich alles in XXL benötigen. Um mit solchen Fällen angemessen umgehen zu können, gibt es eine eigene Tagung mit dem Thema „Schwerarbeit auf der Intensivstation“.

Auch die Bequemlichkeit wird zum Thema

Während die sicherheitsrelevanten Fragen die Verantwortlichen zum Handeln zwingen, reagieren andere Branchen freiwillig auf den Trend zum größeren und schwereren Menschen. Entsprechend wachsen die Fahrzeuge in der Automobilindustrie zusammen mit den Menschen und größere, bequemere Modelle, wie die SUVs werden immer häufiger genutzt. Die Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit steht dabei im Vordergrund und wirkt sich beispielsweise auch auf die Flugbranche aus. So hat Airbus in seinem meistgenutzten Mittelstreckenflugzeug unlängst eine gewisse Anzahl an Sitzen um einige Zentimeter verbreitert. Je nach Flugzeug gibt es nun zwischen 60 und 180 extrabreite Sitze, die rund fünf Zentimeter mehr Bewegungsfreiheit bieten als die Standardausführungen. Wie die Reaktionen der Hersteller und Industrie also zeigen, handelt es sich bei der „größeren und breiteren“ Gesellschaft keineswegs um ein theoretisches Durchschnittsproblem, sondern um einen Wandel, auf den man sich einstellen muss. Entsprechend wird man in Zukunft wohl auch in vielen anderen Bereichen immer öfter auf eine XXL-Ausstattung treffen.

© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten

Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.