Bislang galt in der EU die sogenannte Nulltoleranz in Bezug auf gentechnisch veränderte Lebensmittel. Das heißt, dass keinerlei Produkte für den Import zugelassen waren, die in irgendeiner Weise gentechnisch manipuliert waren. Dieser Zustand könnte sich nun aber bald ändern, da die Importregeln gelockert werden sollen. Die Verunsicherung bei den Verbrauchern ist nun hoch.
Welche Lebensmittel werden betroffen sein?
Alle Lebensmittel, die in irgendeiner Weise von Soja, Mais oder Raps abhängen, können von der Gentechnik betroffen sein. Auf den ersten Blick wirkt das nicht sonderlich viel, doch können die genmanipulierten Nahrungsmittel in sehr vielen Produkten enthalten sein und dienen zudem häufig als Futter für unsere Nutztiere. Entsprechend sind Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukte, Backwaren und auch Süßigkeiten nicht mehr vor den gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen geschützt. Wer aber glaubt, er hätte bisher nur Produkte gekauft, dessen Inhaltsstoffe nicht gentechnisch verändert wurden, der irrt womöglich. Denn es war auch in der Vergangenheit keine Seltenheit, dass gerade bei Soja-Erzeugnissen „verunreinigte“ Produkte mit in den Supermarktregalen gelandet sind. Lediglich beim Obst und Gemüse konnte man sich sicher sein, keine manipulierte Ware zu kaufen. Mit der Import-Lockerung könnte sich auch dies bald ändern.
Natürliche Produkte können gekennzeichnet werden
Um unveränderte Erzeugnisse auf den ersten Blick erkennbar zu machen, gibt es in Deutschland seit zwei Jahre das Label „Ohne Gentechnik“. Dieses kann von den Herstellern kostenlos und freiwillig genutzt werden. Gekennzeichnete Lebensmittel dürfen nicht gentechnisch verändert sein und auch bei tierischen Produkten dürfen die Futtermittel nicht aus der Gentechnik stammen. Eine Ausnahme bilden lediglich Zusatzstoffe, wie Vitamine, die durch gentechnische Verfahren gewonnen wurden. Bei einer Umfrage gaben drei Viertel der Verbraucher an, dass sie sich eine Benutzung der Kennzeichnung wünschen. Es bleibt abzuwarten, in wie weit die Hersteller auf diesen Wunsch reagieren.
Tierische Futtermittel dürfen bereits genmanipuliert sein
Seit 2011 dürfen die Futtermittel für unsere Nutztiere geringe Anteile genmanipulierter Erzeugnisse enthalten, beim Soja sind dies beispielsweise bis zu 0,1 Prozent. Gerade beim Mais und beim Soja dürfte es mittlerweile schwierig sein, keine gentechnisch veränderten Produkte zu erhalten. Durch den weltweiten Handel sind viele Tanks verunreinigt und die Gen-Pflanzen kreuzen sich unlängst untereinander, wodurch auch gentechnisch nicht veränderte Pflanzen betroffen sein können. Studien zu Folge hinterlässt der Genmais als Futtermittel angeblich keine Spuren im Fleisch oder in den Produkten der Tiere.
Welche Gefahren bringt das Gen-Essen mit sich?
Diese Frage wird unter Befürwortern und Gegnern der Gen-Technik heiß diskutiert. Was man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass man schlicht nicht weiß, wie sich genmanipuliertes Essen langfristig auf den Organismus auswirken wird. Das Risiko, dass es zu schädlichen Folgen kommen könnte, wird aber billigend in Kauf genommen. Doch ganz davon abgesehen, gibt es schon jetzt einige strittige Punkte. Zum einen könnten neue Allergien gegen die veränderten Eiweiße der Produkte entwickelt werden und zum anderen, was deutlich gefährlicher ist, könnten Antibiotikaresistenzen entstehen. Dies liegt daran, dass für viele Gen-Produkte antibiotikaresistente Gene verwendet werden, so zum Beispiel bei der Gen-Kartoffel „Amflora“, die bislang von der EU auch nicht zugelassen wurde. Die möglichen Gefahren bei der Gen-Technik werden sicherlich auch noch lange ein großer Streitpunkt bleiben.
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Die Gentechnik als Interessensfrage?
Die Gentechnik bringt zunächst einmal ausschließlich einen wirtschaftlichen Vorteil für die Hersteller. Der Welthunger kann mit den Produkten jedenfalls nicht angegangen werden und auch für die Umwelt entstehen durch die Gentechnik eher Nachteile als Vorteile. Denn zu welchem Zweck wird der Genmais wohl unempfindlich gegen chemisches Unkrautvernichtungsmittel gemacht? Eben, damit die Chemie großzügiger zum Einsatz kommen kann, ohne die Nutzpflanze zu schädigen. Doch die öffentlichen Diskussionen um die Gentechnik sind selten nur rein wissenschaftliche, sondern fast immer geprägt von Emotionen und ethischen Vorstellungen. Dabei entstehen in erster Linie Interessenskonflikte, welche die Gentechnik-Hersteller und -gegner häufig gegeneinander aufbringen, ohne einen gemeinsamen Konsens zu finden. Fakt ist jedoch, dass sich derzeit die meisten Verbraucher gegen gentechnisch veränderte Nahrungsmittel aussprechen und das ist es doch letztlich, was zählt.
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