Geschätzte 100 Jahre hatte der einsame George auf seinem gewaltigen Schildkrötenbuckel, doch mit seinem Tod hatte eigentlich noch niemand gerechnet. Galapagos-Riesenschildkröten werden durchaus bis zu 200 Jahre alt und gerade im Fall von George ist dieses frühe Ableben eine besondere Katastrophe für die Welt.
Er war das letzte bekannte Exemplar der Unterart Chelonoidis nigra abingdoni und somit verlängert sich durch seinen Tod die Rote Liste der ausgestorbenen Tiere um eine weitere Art. Erst kürzlich wurde auf dem UN-Gipfel in Rio vor dem drohenden Verlust vieler Tierarten gewarnt.
Riesenschildkröte George war und blieb einzigartig
Seine letzten Jahre verbrachte George auf einer Forschungsstation der Charles Darwin Foundation in Puerto Ayora auf Santa Cruz Island, die zu den Galapagos Inseln gehört. Im Jahre 1972 war er von einem Hirten auf der Insel Pinta entdeckt worden, nachdem man bis dahin davon ausgegangen war, dass diese seltene Spezies bereits ausgestorben sei.
Die Suche nach weiteren Exemplaren dieser Riesenschildkröte blieb jedoch leider erfolglos, ebenso die Bemühungen der Forscher, Georges Genmaterial durch Kreuzen mit artverwandten Weibchen zu retten: Die gelegten Eier waren alle unbefruchtet.
So blieb er also der „Lonesome George“ und tröstete sich mit Tierpfleger Fausto Llerena als menschlichem Gefährten. Der machte dann auch am Sonntag, den 24. Juni 2012, in der Nähe eines Wasserloches die traurige Entdeckung und fand dort die berühmte Galapagos-Schildkröte tot auf.
Galapagos-Inseln unter dem Schutz der UNESCO
Die Galapagos-Inseln im östlichen Pazifik gehören zu Ecuador und sind die Heimat vieler Schildkröten und anderer bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Die UNESCO hat sie deshalb zum Weltnaturerbe erklärt, wodurch fast die gesamte Fläche der Galapagos-Inseln einem strengen Naturschutz zukommt. Damit hofft man, den drohenden Verlust weiterer Tierarten noch abzuwenden, doch für George und seine Spezies kommen diese Reglementierungen zu spät.
Riesenschildkröten: Alt, älter, Methusalem!
Doch so berühmt George auch ist, die Auszeichnung „älteste Schildkröte der Welt“ gebührt ihm nicht. Im Jahr 2006 gab ein Zoo im australischen Queensland den Tod der 176 Jahre alten Galapagos-Schildkröte Harriet bekannt, die lange als älteste Panzerträgerin weltweit galt.
Sie war vom Forscher Charles Darwin einst höchstpersönlich nach England gebracht worden, bevor sie Mitte des 19. Jahrhunderts nach Australien umgesiedelt wurde. Erst 1960 hatte man übrigens festgestellt, dass es sich bei ihr um Harriet und nicht um Harry handelte! Kurz nach Harriets Tod wurde das Alter der Aldabra-Schildkröte Adwaitya, die in Kalkutta gestorben war, mit sagenhaften 256 Jahren angegeben – einsamer Rekord!
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