Wer über 50 Jahre alt ist und seinen Arbeitsplatz verliert, der hat kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Oftmals heißt es dann, dass ältere Arbeitnehmer anfälliger für Krankheiten sind, nicht mehr so flexibel und einfach keinen Stress aushalten. Wie eine Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster jetzt aber zeigte, sind ältere Arbeitnehmer sogar deutlich robuster als ihre jüngeren Kollegen. Die Ergebnisse stammen aus der Analyse von rund 40.000 Datensätzen, unter denen sich Fragebögen, Interviews und Tagebucheinträge befanden.
Ältere Arbeitnehmer sind motivierter und leistungsfähiger
Betrachtet man die Studie des Psychologen Guido Hertel, so zeigt sich, dass ältere Angestellte keine Last für ein Unternehmen darstellen, sondern einen echten Gewinn. Denn in den Untersuchungen zeigten sich die älteren Arbeitnehmer stressresistenter und teamorientierter als junge Kollegen. Hinzu kommt natürlich die Erfahrung, mit der jüngere Arbeitnehmer nicht mithalten können. Als Ursache nennt man, dass sich ältere Arbeitnehmer nicht mehr auf ihre Karriere konzentrieren müssen und ihr Wissen gerne an jüngere Kollegen weitergeben.
Graue Haare bedeuten keinen grauen Alltag
Das Vorurteil, dass sich ältere Arbeitnehmer eher gegen Veränderungen wehren, konnte nicht bestätigt werden. Ganz im Gegenteil stünden die Widerstände gegen den Wandel nicht mit dem Lebensalter in Zusammenhang, sondern vielmehr mit der Zeit, die ein Arbeiter bereits an einem Standort verbracht habe. In einem Punkt gibt es allerdings tatsächlich einen Unterschied: Den Älteren sei nämlich ein respektvoller Umgang miteinander wichtiger als Jüngeren und auch Einschränkungen, sowie Repressionen werden nicht mehr einfach in Kauf genommen. Doch die Vorteile der älteren Arbeitnehmer überwiegen offenbar deutlich und was läge da näher als die Idee, das Rentenalter einfach nach oben zu korrigieren?
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Das Rentenalter könnte hochgesetzt werden
Der Vorschlag Hertels, das Arbeitsalter über die 67 Jahre-Grenze auszudehnen, dürfte für die meisten Arbeitnehmer einen wohl eher faden Beigeschmack tragen. Begründet wird der Vorschlag jedenfalls damit, dass es Berufstätigen entgegenkomme, über mehr Flexibilität während der Arbeitszeit zu verfügen, sprich, die Arbeitnehmer könnten beispielsweise später in das Berufsleben eintreten, in Ruhe das Studium beenden und auch eine längere Unterbrechung bei der Elternzeit oder durch eine Reise in Kauf nehmen. In wie weit diese Möglichkeiten dann aber tatsächlich zum Tragen kämen dürfte allerdings fraglich sein. Denn vielmehr dürfte die Praxis zum willkommenen Versuch werden, die mittlerweile gefährlich großen Rentenlöcher zu stopfen. Aber noch ist der Vorschlag das Arbeitsalter zu erhöhen nur graue Theorie und es bleibt abzuwarten, ob überhaupt und wie die Politik auf diese Studie reagieren wird.
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