Wissen Sie woher Ihre Backwaren stammen, die Sie im Discounter gekauft haben? Richtig, aus der Massenproduktion, die nicht selten billig im Ausland produziert wird. Irgendwo muss sich der günstige Preis ja auch niederschlagen. Dass sich traditionelle Bäckereien in diesem Preiskampf aber nicht mit den Discountern messen können, steht außer Frage. Doch wenn es um die Qualität geht, haben die Bäcker klar die Nase vorn. Damit werben diese aktuell jedenfalls verstärkt und gehen damit in die Offensive gegen die Billigbackwaren aus dem Discounter.
Tiefkühlkost aus Übersee
Selbst die Bäckerinnung verkündete voller Überzeugung, dass man mit den Spottpreisen der Discounter nicht mithalten könne. Und so zieht Heinz Essel, Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes Mecklenburg-Vorpommern, die kurze, aber realistische Bilanz, dass die Traditionsbäcker „preislich keine Chance haben“. So können Discounter ihre Tiefkühlrohlinge aus Polen, China oder Ungarn für gerade einmal 15 bis 20 Cent pro Stück an den Mann bringen. Die Bäckerei um die Ecke muss um wirtschaftlich zu bleiben, mindestens 30 Cent pro Brötchen verlangen. Daran lässt sich leider nicht viel rütteln. Doch der Preis ist nicht das einzige Kriterium bei den Backwaren, weshalb die Traditionsbäcker nun voll auf Frische und Qualität setzen.
Ein Machtkampf entbrennt
Heinz Essel und seine Kollegen von der Bäckerinnung suchen auch den Dialog mit der Politik und wollen mit Wirtschaftsminister Harry Glawe über die extreme Ausbreitung der Discounter sprechen. So suche man nach einer Möglichkeit, die Anzahl an Billiganbietern einzuschränken, damit das Bäckerhandwerk nicht nachhaltig geschädigt würde. Denn Essel sieht die Backwaren der Discounter allzu häufig als Lockvogelangebote, die lediglich als Käufermagneten fungieren sollen. Denn wer billiges Brot und Brötchen kauft, der nimmt sicherlich auch noch andere Waren mit. Eine Rechnung, die bislang auch gut aufzugehen scheint.
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Frische und Qualität als Überlebensmerkmal
Um sich neben den billigen Supermärkten zu behaupten, müssten die Traditionsbäcker kompromisslos auf die Frische und Qualität ihrer Produkte setzen. Nur mit Top Produkten könnte man dem Druck noch standhalten. Ferner sieht Essel auch kaum Überlebenschancen mit nur einer Filiale. Wer auf dem Backwarenmarkt derzeit nicht präsent ist und sich vor allem nicht optimal positioniert, wird es schwer haben. Doch neben dem Aspekt der Frische und herausragender Qualität der Ware, sei zudem auch die Atmosphäre des Verkaufsraumes wichtig. Eine freundliche Umgebung mit gutem Service kann dabei schon wunder wirken. Auch Zusatzleistungen, wie zum Beispiel die Bäckereifahrten durch Firmen oder über Dörfer könnten durch ihren unvergleichlichen Mehrwert einen weiteren Faktor zum Überleben bilden.
Berufsschulkonzept sollte überarbeitet werden
Laut Essel ist es nicht nur der aktuelle Zustand, der ihm Kopfzerbrechen bereitet, sondern auch die Förderung des Bäckernachwuchses. So seien die Berufsschulen insgesamt zu zerfahren und er sieht die bessere Ausbildung langfristig in nur einer einzigen Schule des Landes. Hierbei entsteht allerdings das Problem, dass die Auszubildenden lange Wege in Kauf nehmen müssten oder auf Unterstützung für Fahrtgeld und Unterkunft angewiesen wären. In jedem Falle aber, müssten die Schulen moderner werden und weitere Fächer, wie beispielsweise zu den Themen Hygiene oder auch Arbeitssicherheit berücksichtigen. Zu diesem Zweck fasst der Innungsverband eine Reform ins Auge, die zu ganzheitlichen Ernährungsschulen führen könnte. Den Plänen stehen aktuell aber die Schulgesetze und Landkreise entgegen, die an ihren bisherigen Ausbildungsstätten festhalten wollen. Wie auch immer die Lösung für die Zukunft aussehen soll, bleibt jedenfalls nur zu hoffen, dass das Bäckereihandwerk seine Position wieder stärken kann und langfristig überleben wird.
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