Kleine und mikroskopisch winzige Partikel von Kunststoffen gefährden das ökologische Gleichgewicht, das Leben der Meeresbewohner, aber auch den Menschen, der für die Verschmutzung der Ozeane verantwortlich ist. Wissenschaftler haben nun einen Leitfaden zur standardisierten Erhebung von Daten zur Verunreinigung entwickelt.
Muscheln mit Kunststoffteilchen: Guten Appetit!
Das Meer als Müllhalde: Aus den Augen, aus dem Sinn – anbetrachts der Weite der Ozeane gerät mitunter in Vergessenheit, was alles dort hineingekippt wird – und welche Auswirkungen das zur Folge hat. Kleine Kunststoffteilchen, so genannte Mikroplastikpartikel, sind besonders gefährlich für viele Meeresbewohner. Zu den kleinen Teilchen zählen die Wissenschaftler solche, die einen Durchmesser von unter 5 Millimeter haben. Etliche sind so winzig, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Dr. Lars Gutow vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven: „Mikroplastikpartikel werden von Organismen verschluckt und über den Verdauungstrakt aufgenommen. So konnten sie zum Beispiel bereits im Gewebe von Miesmuscheln oder anderen Tieren nachgewiesen werden“. Und so schließt sich der Kreis zurück zum Menschen, der in Form von Meeresfrüchten oder Fischen seinen eigenen Plastikmüll zu sich nimmt. Kunststoffpartikel, angereichert mit toxischen Stoffen, landen letztlich auf dem Teller.
Wie gelangt das Plastik ins Meer?
Zum einen natürlich über achtlos am Strand liegen gelassene Plastikflaschen oder Plastiktüten, die aufs Meer hinaus wehen. Im Laufe der Jahre und unter dem Einfluss von Sonneneinstrahlung, Wasser und Abrieb zersetzt sich der Kunststoff in immer kleinere Partikel. Eine große Rolle spielen aber auch Plastikpellets, ein Rohstoff für viele Kunststoffprodukte, mit denen wir uns alltäglich umgeben, zum Beispiel Computergehäuse. Beim Laden und Entladen von Schiffen werden große Mengen davon vom Winde verweht und gelangen so in die Meere. Zudem finden sich Mikroplastikpartikel in Kosmetika und Reinigungsmitteln. Sie sollen unter anderem in Peeling-Produkten für eine reine Haut sorgen. Haben sie dort ihren Zweck erfüllt, gelangen sie über das Abwasser und Flüsse schließlich in die Ozeane und werden dort von Meeresbewohnern aufgenommen. Die Folgen sind kaum konkret abschätzbar, denn laut Greenpeace dauert die Zersetzung bestimmter Plastikkomponenten bis zu 450 Jahre.
Mehr zum Thema Plastik und Schadstoffe:
Einheitliche Methoden zur Untersuchung von Plastikmüll im Meer
Mangels vergleichbarer Daten war es bislang kaum möglich, das Ausmaß der Verschmutzung der Meere durch Mikroplastikpartikel zu bestimmen. Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut haben deshalb gemeinsam mit Kollegen aus Chile und England alle 68 wissenschaftliche Veröffentlichungen zu dem Thema untersucht. Ein Ergebnis war, dass die Daten aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden schwer miteinander zu vergleichen sind. Aus diesem Grund haben sie nun erstmals standardisierte Richtlinien für die Erfassung und Charakterisierung von Mikroplastikpartikeln im Meer entwickelt. Diese sind dringend notwendig, da viel zum Thema geforscht wird und die Ergebnisse durch die Standardisierung erheblich an Aussagekraft gewinnen werden.
Veröffentlichung der Studie:
Hidalgo-Ruz, Valeria / Gutow, Lars / Thompson, Richard C. / Thiel, Martin (2012): „Microplastics in the Marine Environment: A Review of the Methods Used for Identification and Quantification„, PDF: 2.33 MB, Environmental Science & Technology, 46, 3060-3075, dx.doi.org/10.1021/es2031505
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten