Wer hätte gedacht, dass es irgendwo auf der Welt noch eine deutsche Kolonie gibt? Doch das Ortschild des kleinen Urwalddörfchens Pozuzo mitten in Peru verkündet genau das: Dies die „Die einzige österreichisch-deutsche Kolonie der Welt“.
Rund 900 Einwohner bewohnen das ärmliche Dorf heute und schlagen sich als Kleinbauern hier im Regenwald durch. Sie leben sehr isoliert hier in ungefähr 800 Metern Höhe, denn der Ort ist nur sehr schwer zugänglich. Einzig die Ankurbelung des Tourismus ist ein Hoffnungsschimmer der armen Bevölkerung – und dabei setzen sie auf ihre einzigartige Geschichte und die deutsch-österreichischen Wurzeln ihrer Gründerväter.
Ein beschwerlicher Weg ins verheißene Land
300 Auswanderer aus Tirol und dem Rheinland machten sich am 16. März 1857 an Bord des Segelschiffes Norton auf zu neuen Ufern. Peru war ihr Reiseziel, angeworben wurden sie in ihrer Armut vom hessischen Forschungsreisenden Damian von Schütz-Holzhausen. Der hatte ein Abkommen mit der peruanischen Regierung getroffen: In den kommenden Jahren wollte er für die Ansiedlung von 10.000 Bauern sorgen.
Die großen Pläne Perus drehten sich um Besiedlung des Urwalds und den Bau einer Eisenbahnlinie über die Anden. In Kombination mit den Schifffahrtswegen über den Amazonas wollten sie so eine Verbindung vom Pazifik zum Atlantik schaffen.
Die Pläne verliefen zwar im Sande (oder vielmehr im Dschungel), doch nach zwei beschwerlichen Jahren, nach einer aufreibender Seefahrt und einem harten Marsch durch den Dschungel erreichten rund 160 Bauern den Rio Pozuzo. Die anderen hatten die Strapazen nicht überlebt oder sich unterwegs bereits zu den peruanischen Minen abgesetzt. 1868 gesellte sich eine weitere Einwanderergruppe von 200 Bayern und Tirolern zu ihnen. Dann kam niemand mehr.
Landwirtschaft, Kokain und Tourismus
Die Siedler nutzten die fruchtbaren Böden des tropischen Gebietes und bauten Kaffee, Tabak, Früchte und Mais an. Auch Schafe und Kühe leisteten ihnen Gesellschaft. Einen kurzen Aufschwung erfuhr das Dorf, als es eine Weile stark nachgefragtes medizinisches Kokain aus dem hier angebauten Coca herstellte, doch als das Ansehens dieser Substanz durch Drogenmissbrauch sank, sank auch die Bekanntheit des Dorfes Pozuzo.
So schlummerte es lange Jahre vergessen seinen Dornröschenschlaf. Die Bewohner bewahrten ihre alten Traditionen und Dialekte. Seit 1976 erleichtert eine kleine Straße den Zugang zum Dorf außerhalb der Regenzeit, so dass vermehrt Touristen vorbeischauen.
Sie lassen das kleine Dörfchen Pozuzo hoffen, neben den Früchten aus der Landwirtschaft vielleicht auch künftig touristische Einnahmen verzeichnen zu können. Ein „Hostal Tirol“ gibt es jedenfalls seit 1980. Doch ob die Öffnung zur Außenwelt dem Dorf zum Segen gereichen wird, sei noch dahingestellt: Sie forciert nicht nur den Anstieg der Touristenzahlen, sondern momentan auch die Landflucht der jungen Bewohner Pozuzos.
Weiterführende Links zum Thema:
Pozuzo – Das etwas andere Abenteuer
http://www.pozuzo.de/pozuzo_hotel_hostal_tirol.html
Pozuzo – Partnergemeiden
Pozuzo – ein Reisebericht
http://lateinamerika.atambo-tours.de/home/-/article/14645/71436
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