Hinzu käme, dass dünne, aber stabile Fasern aus der Haut wachsen. Für Ärzte ist das Phänomen bislang unerklärlich und jedem, der zum ersten Mal von dieser Krankheit hört, läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken. Doch woher kommen die Symptome? Alles nur Einbildung?
Viele Fälle in den USA
Der Name Morgellons geht bis ins 17. Jahrhundert zurück, in dem der englische Arzt Sir Thomas Browne ähnliche Symptome unter dieser Bezeichnung beschrieb. Doch geriet diese Krankheit mehr oder weniger in Vergessenheit, bis sie im Jahre 2002 von einer US-Bürgerin ausgegraben wurde, die unter den beschriebenen Symptomen litt. Sie gründete die Morgellons Research Foundation, in der Hoffnung, dass man ihren Leiden auf die Spur kommt und propagierte die Krankheit in den Medien. Seither häufen sich auch die Fälle des mysteriösen Morgellons. Alleine in den Vereinigten Staaten von Amerika traten innerhalb der letzten Jahre vermehrt Fälle der Erkrankung auf. Das beunruhigende daran: Ärzte finden keine Ursachen.
Ein Mysterium nimmt seinen Lauf
Die amerikanischen Gesundheitsbehörden wurden auf die Symptome aufmerksam und wollten das Phänomen genauer untersuchen. Im Jahre 2008 wurden daher genaue Untersuchungen eingeleitet, die allerdings zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führten. Eine Infektion konnte ausgeschlossen werden und auch Parasiten waren nicht zu ermitteln. Man ging daher von einer psychischen Erkrankung aus. Doch die Patienten wehrten sich gegen das Urteil und beschrieben ihre Symptome mehr als real. Man berichtete von schmerzendem Juckreiz, von dem Gefühl, als bewege sich etwas unter der Haut und vor allem auch über Fäden, die aus der Haut wachsen. Um sich nicht abspeisen zu lassen, organisierten sich die Patienten im Internet und machten darüber ihre Leiden publik.
Studie sollte Aufschluss geben
Da durch das Internet weitere Fälle von Morgellons in den USA bekannt wurden, sollte eine weitere Studie Aufschluss über die Erkrankung geben. Man nahm Patientenakten aus den Jahren 2006 bis 2008 genau unter die Lupe und suchte nach möglichen Überschneidungen in der Symptomatik. Für die Untersuchung wurden über drei Millionen Akten aus Nordkalifornien herangezogen und tatsächlich fand man 115 Fälle, die über ähnliche Beschwerden klagten, wie sie durch Morgellons zuletzt berichtet wurden. Rund 100 dieser Patienten erklärten sich bereit, aktiv an einer neuen Studie teilzunehmen und der Erkrankung auf den Zahn zu fühlen. Rund 40 Patienten davon wurden regelrecht auf den Kopf gestellt und genauestens untersucht. Doch die Blutwerte waren normal, Urinwerte, Hautproben und sonstige Faktoren wiesen alle keine Unregelmäßigkeiten auf. Ferner konnten auch keine Viren, Bakterien oder Parasiten gefunden werden. Die einzige Unregelmäßigkeit zeigte sich bei psychischen Untersuchungen: Alle untersuchten Personen zeigten einen überdurchschnittlichen Hang zur Depression und achteten besonders auf ihren Körper und dessen Beschwerden. Liegen die Wurzeln der Erkrankung also doch in der Psyche?
Patienten begründen depressive Stimmung als Folge der Erkrankung
Die untersuchten Patienten gaben bei der Studie zu bedenken, dass die Symptome von Morgellons selbst dafür verantwortlich seien, dass man sich insgesamt nicht wohlfühle und den Hang zur depressiven Stimmung aufweise. Und da bei den Betroffenen keine psychischen Störungen in der Vorgeschichte auftauchen, scheint diese Erklärung auch durchaus plausibel zu sein. Denn die Tatsache, dass teils quälende Symptome vorhanden sind, für die es weder eine Erklärung noch ein Gegenmittel zu geben scheint, dürfte nicht unbedingt beruhigend auf das Seelenwohl wirken. Entsprechend stehen die Ärzte trotz der eingehenden Untersuchung weiterhin vor einem Rätsel. Manch Kritiker äußerte bereits die Vermutung, dass es sich um eine Art Hysterie handeln könnte und die Menschen sich die Symptome tatsächlich einbilden, nachdem sie davon gehört haben. Das Problem an dem Kritikpunkt ist nur der, dass die meisten Menschen erst auf die Erkrankung aufmerksam geworden sind, eben weil sie unter den Symptomen leiden und nicht umgekehrt. Eine Co-Autorin der Studie weist in diesem Zuge auch darauf hin, dass ein bisheriges Fehlen von Beweisen kein Beweis dafür sei, dass die Krankheit nicht existiert. Doch bis Näheres zu Morgellons bekannt sein wird, dürfte noch einige Zeit vergehen und den Patienten, die davon betroffen sind wird nicht viel anderes übrig bleiben als zu versuchen, wenigstens die Symptome zu lindern.
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