Für die einen ist es ein Ärgernis, dem unverzüglich mit Teer zu Leibe gerückt werden sollte. Andere hingegen sehen darin eine Möglichkeit, Kunst und den grünen Daumen äußerst kreativ miteinander zu verbinden. Die Schönheit eines Schlaglochs liegt also definitiv im Auge des Betrachters.
Die künstlerische Fraktion verwandelt die Löcher im Asphalt oder im Trottoir-Belag mittels Pothole-Gardening. Hier werden aus Schlaglöchern (engl. Pothole) winzige, grüne Oasen. Die bepflanzten Schlaglöcher sollen allerdings nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch die Aufmerksamkeit wecken.
Märchenhafte Schlaglöcher sorgen für Aufsehen in London
Eine winzige Oase inmitten des tosenden Londoner Straßenverkehrs zieht die Blicke auf sich: Direkt auf dem Gehsteig prangt ein auf sattem Grün platzierter Miniatur-Ohrensessel, vor dem ein bunt gefülltes Osterkörbchen steht. Flankiert wird die Idylle von einem Veilchen.
Einige Straßen weiter erstaunt ein Hyazinthen-Arrangement mit kleinen Möbeln – das sich nahe des Bordsteins erhebt. Und dort, wo die gelöste Gehsteigplatte normalerweise eine gefährliche Stolperfalle bilden würde, wächst ein Rosenstrauch. Mitten auf dem Gehweg.
Zauberei? Keineswegs. Die märchenhaften Szenerien im Puppenformat sind Teil einer neuen Kunstform: dem Pothole-Gardening.
Ausläufer des Guerilla-Gardenings
Ins Leben gerufen wurde diese grüne Kunstaktion vom Engländer Pete Dunghey. Er ärgerte sich täglich über Oxfords mit Schlaglöchern gepflasterte Straßen und stellte nüchtern fest, dass die englischen Straßen – würde man die Schlaglöcher denn bepflanzen – einem Blumenmeer gleichen würden.
Nun breitet sich zwar noch kein urbanes Blumenmeer zwischen den Häuserschluchten aus, doch sprießen immer mehr liebevoll gestaltete Schlagloch-Kunstwerke aus dem Boden. Je größer die Schlaglöcher sind, desto mehr können sich die Gärtner austoben. Sie rücken mit Gras- oder Moosflecken, Grün- und Blühpflanzen sowie kleinen Sträuchern an und geben den Bonsaigärtchen mit puppengleichen Miniaturmöbeln den letzten Schliff.
Protest mit Schaufel und Pflanzen
Die Idee, kreativ auf die desolaten Straßenzustände aufmerksam zu machen, ist so einfach wie genial und es finden sich immer mehr Nachahmer. Natürlich ist das Pothole-Gardening auch deshalb reizvoll, weil es offiziell untersagt ist und verbotene Dinge bekanntlich am meisten Spaß machen.
Unter den Guerilla-Gärtnern sind viele Blogger, die ihre verbotenen Aktionen mittels Foto- oder Videoaufnahmen dokumentieren, sie nachfolgend in ihre Blogs stellen und so für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen.
Gerne geklickt wird der Blog thepotholegardener.com, denn hier kann man den Gärtchen nahezu beim Wachsen zusehen und die Anleitung zum Nachmachen ist gleich mit dabei. Doch gleichwohl, wie liebevoll die urbanen Miniaturgärtchen gestaltet sind: Ihre Lebensdauer ist begrenzt. Auch das macht sie so besonders.
Fotos: © the pothole gardener
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