Für nur 36 Euro lässt sich in Schottland ein winziges Stück Grund und Boden nebst Adelstitel erwerben.
Böse Zungen behaupten, im Hochland gäbe es mittlerweile mehr Adelstitelträger als Schafe. Und blökende Wollknäuel gibt es viele. Was erstaunlich ist. Also, gemeint ist weniger die Zahl der freilaufenden Schafe, sondern die der Titelträger, zumal die Highlands überaus dünn besiedelt sind. Auch Burgen, Schlösser und Herrensitze sind hier eher selten anzutreffen. Und doch gibt es Tausende von Lairds (schottisch für „Lord“) und Ladys mit Besitztum in der zumeist von Heidekraut überzogenen Landschaft.
Wobei der Grund und Boden der meisten Lairds und Ladies sehr übersichtlich ist, in der Regel kaum mehr als 0,09 Quadratmeter misst. Ein Fläche, die noch nicht mal ausreicht, um ein Handtuch auszubreiten, geschweige denn, um hier den Stammsitz der Familie zu errichten – was ohnehin verboten wäre. Hinzu kommt, dass nur die wenigsten Lairds und Ladies überhaupt eine Ahnung haben, wo denn ihre Scholle ungefähr liegt.
Und doch genügen der Erwerb von 0,09 Quadratmeter Grund und Boden, um berechtigt zu sein, einen schottischen Adelstitel zu tragen. Denn gemäß Gesetz werden in Schottland Adelstitel nicht nur vererbt, sondern können auch mit dem Kauf bestimmter Grundstücke erworben werden. Eine Gesetzeslücke, die pfiffige Unternehmen längst auszunutzen verstehen.
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Schottland: Ruhe und Einsamkeit – und was sonst?
Für gerade einmal 29,99 Britische Pfund, also umgerechnet knapp 36 Euro, können die Miniparzellen im Hochland von Anbietern wie Highlandtitles.com erworben werden. Verbunden mit der Besitzurkunde und mit dem Recht, den Titel Laird oder Lady zu tragen und auch in offizielle Dokumente eintragen zu lassen – was dem verbliebenen Erb-Adel in Schottland natürlich ein Dorn im Auge ist. Dass der Geburtsadel nicht an der Grundstücksgröße, sondern leicht am blauen Blut zu erkennen sei, ist allerdings nur ein Gerücht.
Deutlich teurer als ein Grundstück ist übrigens ein Familienwappen. Und, wer als (eingekaufter) Adeliger etwas auf sich hält, der braucht so ein Zierde für den Briefkopf, die Visitenkarte, den Hauseingang und den Kaminsims. Etwa 3.000 Britische Pfund muss der geneigte (Nachwuchs-) Adel an das Herolds-Amt zahlen, um ein Wappen zu erwerben und anerkennen zu lassen. Für das stolze Sümmchen helfen einem die Staatsdiener sogar, ein mehr oder weniger ansprechendes Design zu entwerfen.
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