Bereits im Januar 2012 kam bei der IHK Darmstadt eine Erfahrungsaustauschgruppe verschiedener Personaler zusammen, die sich dem „Kostenfaktor Stress“ widmeten. Dabei sprachen 50 Firmenvertreter unter anderem über die Vorbeugung und den Umgang mit dem Burnout-Syndrom, einem psychischen Leiden, von dem immer mehr Menschen betroffen sind. Während psychische Probleme früher meist nur abgewunken wurden, werden diese zunehmend ernster genommen und sind im Bewusstsein der Personaler scheinbar endgültig angekommen.
Mercedes-Benz startete Pilotprojekt
Zu dem Erfahrungsaustausch war auch ein Vertreter von Mercedes-Benz erschienen, der über das im vergangenen Jahr gestartete Pilotprojekt berichtete, bei dem die Zufriedenheit der Mitarbeiter gesteigert und die Psyche stabilisiert werden sollte. Man setzte sich das Ziel den beschäftigten Menschen des Unternehmens durch das Einrichten einer Sozialberatung in schwierigen Lebenskrisen Hilfe zu leisten. Anlass für das Pilotprojekt war die Zunahme von Ausfällen aufgrund psychischer Erkrankungen. Immer mehr Menschen leiden unter Depressionen, chronischer Überforderung und in letzter Konsequenz am Burnout-Syndrom. Um die Gefahr dafür einzudämmen, arbeitete man eng mit einer Darmstädter Klinik zusammen und startete das Sozialberatungsprogramm, das sehr gut von den Beschäftigten aufgenommen wurde und dazu beiträgt, offen über Burnout zu sprechen.
Stress ist noch immer ein Tabu-Thema
Eine Teilnehmerin des Erfahrungsaustausches wies darauf hin, dass Stress und stressbedingte psychische Probleme noch immer ein Tabuthema seien, die nur zögerlich von den Betroffenen selbst eingestanden werden. Dr. Jakob Derbolowsky, ein Referent der Veranstaltung, betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit einer Vorbeugung und verwies auf Maßnahmen, die stressbedingte Probleme erst gar nicht entstehen lassen. So seien autogenes Training, Yoga oder auch Tai Chi hervorragende Möglichkeiten möglichen Stress abzubauen. Für den schnellen und kurzfristigen Stressabbau empfahl der Referent sein selbst entwickeltes Tropho-Training. Das Erlernen dieser Art der Entspannung wird beispielsweise von der AOK-Versicherung als „Blitzentspannung“ angeboten. Schon drei kurze Entspannungseinheiten täglich führen zu einer spürbaren Leistungssteigerung und besserer Konzentration.
Warnzeichen eines Burnout-Syndroms
Psychovegetatives Erschöpfungssyndrom: Eine typische Torhüterkrankheit?
Völlig ausgebrannt: Das Burnout-Syndrom kann jeden treffen
Ausgebrannt bis zum Burnout: Mütter in der Erschöpfungsfalle
Konzentrationsschwächen, Tagträumereien und auch Ideenlosigkeit können bereits erste Anzeichen eines drohenden Burnout-Syndroms sein. Laut Referent Derbolowsky können betroffene Menschen auch überaggressiv, apathisch oder ängstlich werden, wenn die Akkus dabei sind, sich dauerhaft zu entleeren. Hinzu kommt, dass die psychischen Faktoren zu körperlichen Beschwerden führen können. Häufig wird das Burnout-Syndrom von diversen Symptomen begleitet, wie Schlafstörungen, Rückenschmerzen oder auch einer erhöhten Infektanfälligkeit. Nur ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Innerem und Äußerem der Mitarbeiter führt langfristig auch zu einer psychischen Balance. Entsprechend sollten sich die Mitarbeiter eines Unternehmens nicht verausgaben und an ihre Erholung denken. Derbolowsky spricht in diesem Zusammenhang von einer Art Psychohygiene, die man einhalten sollte, um auch auf lange Sicht gesund zu bleiben. Zu dieser Hygiene gehöre aber auch der umgekehrte Fall der Verausgabung und Überforderung. Denn auch Langeweile kann Stress auslösen und für die Gesundheit gefährlich werden. Entsprechend gilt es ein vernünftiges Mittelmaß zu finden, das sowohl dem Unternehmen als auch dem Mitarbeiter gerecht wird.
Immer mehr große Unternehmen gehen gegen den Stress vor
Der beste Mitarbeiter ist nicht derjenige, der am meisten leistet, sondern der, der langfristig gesund und auch zufrieden mit seiner Arbeit bleibt. Immer mehr Unternehmen erkennen diese einfache Tatsache, die vielleicht gegen die Betriebswirtschaft aber für die Gesundheit der Mitarbeiter spricht und arbeiten aktiv am Stressabbau ihrer Angestellten. So führte auch der Reifenhersteller Pirelli beispielsweise eine Gesundheitswoche im letzten Jahr ein, bei der das Thema Stress behandelt wurde. Bei den ohnehin gesundheitsbewussten Angestellten kam die Woche besonders gut an, doch will man sich im Unternehmen nun dafür stark machen, dass auch die übrigen Mitarbeiter für das Thema sensibilisiert werden. Auch künftig sind weitere Maßnahmen zum Stressabbau geplant und man kann nur hoffen, dass dieses Thema noch viele weitere Unternehmen erreichen wird. Denn ganz gleich, ob man nun im Welt-Konzern oder im kleinen Betrieb um die Ecke arbeitet – der Stress macht vor keiner Türe halt.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten