Zugegeben, es klingt zunächst ein wenig nach Jägerlatein. Doch die Tierrechtsorganisation PETA hat tatsächlich den Spirituosenhersteller Mast-Jägermeister SE darum gebeten, die Bezeichnung für seinen Kassenschlager „Jägermeister“ aus Image- und Tierschutzgründen umzubenennen und zwar in „Waldmeister“. Die Jagd sei, so PETA weiter, in der heutigen Gesellschaft ein zunehmend umstrittenes Thema.
Eine Namensänderung könnte verhindern, dass sich Kunden von dem Produkt abwenden, weil sie sich nicht mit der Jagd identifizieren wollen. Zusätzlich verwies PETA darauf, dass der „Waldmeister“ hingegen ein Heilkraut aus deutschen Wäldern und im Gegensatz zum „Jägermeister“ mit einem positiven Image behaftet sei.
Der eine oder andere fragt sich nun, ob die Tierschützer vor dem Verfassen dieses ungewöhnlichen Vorstoßes nicht an einem Likörchen zu viel genippt haben und tierisch übers Ziel hinausgeschossen sind. Zumal die PETA-Bitte nach dem Motto „Spontaneität muss wohl überlegt sein“, gerade einmal 87 Jahre nach der Markteinführung des Kräuterdrinks im Jahre 1935 aufs Trapez kommt.
Andererseits ist der Denkanstoß von PETA nicht schlecht, nur nicht weit genug und konsequent zu Ende gedacht. Was, liebe Tierschützer, ist denn mit anderen weit verbreiteten und beliebten Produkten? Was ist beispielsweise mit dem Jägerschnitzel? Sollte dieses nicht in paniertes Pressfleisch mit Pilzbelag umbenannt werden?
Und was ist mit der guten alten Jagdhütte? Müsste hierfür nicht besser die Bezeichnung „von Bäumen umgebener Unterstellplatz für Gewehre und andere Tötungsmaschinen“ verwendet werden? Oder gar noch deutlicher der Name „Ausweidungs- und Fell-über-die-Ohren-zieh-Verschlag“ genutzt werden?
Auch die Jagdwurst kann nicht weiter so heißen wie bisher. Für sie müsste namenstechnisch dringend ein letztes Halali geblasen werden. So wie dereinst für den Sarotti-Mohr oder den Negerkuss, der ja nun offiziell als Schoko-Schaumkuss firmiert, obschon er trotz der neuen Namensgebung noch immer in vielen Mündern politisch unkorrekt als Süßware mit afroamerikanischen Migrationshintergrund bezeichnet wird.
So gesehen wird manch einer denken, PETA hätte den Schuss nicht gehört und weiter lustig an seinem Jägermeister nippen, bis die Beine so weich wie Wackelpudding mit Waldmeister-Geschmack sind. Aber dann, und dies wird PETA beruhigen, können sich die Tiere im Wald sicher fühlen. Denn wer so viel Zielwasser intus hat, wirft schon vor der Jagd die Flinte ins Korn.
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