„Ich bin ein Kämpfer, ein Krieger“, beginnt Robert Sedlatzek-Müller in dem Video zu seinem Buch, „doch das Schlachtfeld hat sich inzwischen verlagert“, fährt er fort. Als Elitesoldat in Afghanistan hat Sedlatzek-Müller für den Frieden gekämpft und wie durch ein kleines Wunder einen Raketenangriff überlebt. „Soldatenglück“ nennen es die Kämpfer, die dem Tod von der Schippe gesprungen sind und so nennt Sedlatzek-Müller auch sein Buch. Es erzählt die tragische Geschichte vom Kampf um Anerkennung und dem Weg zurück ins Leben nach einem einschneidenden Kriegseinsatz.
Über den Autor:
Der Rostocker Robert Sedlatzek-Müller trat mit 21 Jahren seinen Wehrdienst an. Einige Jahre später fand er sich als Elitesoldat, Fallschirmjäger und Hundeführer im Auslandseinsatz wieder. Im Jahre 2002 überlebte er in Afghanistan nur knapp einen Raketenangriff, während seine Kameraden um ihn herum starben. Seitdem hat der Soldat eine schwere posttraumatische Belastungsstörung und streitet mit der Bundeswehr um die Anerkennung seiner Berufskrankheit. Heute lebt Sedlatzek-Müller mit seiner Familie in Stade und engagiert sich politisch für betroffene Veteranen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben.
Ein schreckliches Ereignis
Kriegszustände sind kein Kindergeburtstag, das wissen die Menschen, die noch nie in ein Gefecht verwickelt waren ebenso wie natürlich die Soldaten selbst, zu deren Alltag es gehört, das eigene Leben für ein höheres Ziel aufs Spiel zu setzen. Oftmals ist es in Krisengebieten und bei Schlachten ohnehin nur eine Frage des Glücks ob man überlebt oder nicht. Denn selbst die beste Ausbildung, die teuerste Ausrüstung oder auch die schwerste Bewaffnung können nicht davor schützen, Opfer eines Überraschungsangriffes zu werden. Und genau dies beschreibt die Situation, die Sedlatzek-Müller an vorderster Front erleben musste. Nach einem Raketeneinschlag in Afghanistan überlebte der deutsche Soldat nur knapp und musste mit ansehen, wie seine Kameraden grausam getötet wurden. Für den überlebenden Soldaten des Angriffes bedeutete dies ein schicksalhafter Einschnitt in das gesamte Leben.
Nichts ist, wie es war
Vermutlich ist auch in solch extremen Situationen wie sie Sedlatzek-Müller erlebte die Freude des eigenen Überlebens vorhanden, doch überwiegt diese nicht den Horror, den er im Krieg miterleben musste. Der Soldat kehrt zwar scheinbar unversehrt zurück in seine Heimat, doch die Lebensfreude ist gebrochen. Von massiven Ängsten geplagt und immer wieder ergriffen von unerklärlicher Aggression entfremdet sich Sedlatzek-Müller immer weiter von seiner Familie, von geliebten Menschen, die ihm einst so viel bedeuteten. Das tun sie zwar immer noch, doch hat der Soldat etwas aus seinem Einsatz mit nach Hause gebracht, das zwischen ihm und seiner Außenwelt steht, was seine Emotionen verdreht und blockiert: die posttraumatische Belastungsstörung.
Kampfeinsatz: Psyche – Keine Rettung in Sicht
Sedlatzek-Müller ist nicht der einzige, der mit den Bildern im Kopf zu kämpfen hat. Immer mehr junge Soldaten leiden unter der posttraumatischen Belastungsstörung. Doch in keinem Lehrbuch, in keinem Leitfaden und in keiner Kampfanleitung der Bundeswehr ist der Umgang damit zu finden. Es handelt sich scheinbar um einen schier unbezwingbaren Feind. Doch Sedlatzek-Müller wollte den Kampf nicht aufgeben. Ganz im Gegenteil, hat er die neue Schlacht angenommen, sucht den Weg zurück in ein normales Leben, ringt um die Anerkennung der posttraumatischen Belastungsstörung als Berufskrankheit, stößt bislang allerdings nur auf Ignoranz in Gesellschaft und Politik. Im Dienste seines Heimatlandes schickten ihn die Politiker in den Kampf, kaum aus dem Dienst ausgeschieden, wird der deutsche Soldat zum vergessenen Helden, dem es an Unterstützung in jeder Hinsicht fehlt. Denn auch finanziell sieht es nicht rosig aus, so ist auch die Verrichtung einer normalen Arbeit mit der posttraumatischen Belastungsstörung kaum möglich. Robert Sedlatzek-Müller bezieht eine magere Kriegsopferrente von gerade einmal unter 200 Euro. Im Vergleich zu der Rente mancher Politiker in Höhe von rund 19.000 Euro pro Monat, geradezu ein Schlag ins Gesicht derer, die im Auslandseinsatz ihr Leben auf Spiel setzten.
Ein Buch als Sprachrohr
Auf seinem Weg zur Gerechtigkeit hat Sedlatzek-Müller nun das Buch „Soldatenglück: Mein Leben nach dem Überleben“ im „Edel Germany“-Verlag veröffentlicht. Auf rund 285 teilweise bebilderten Seiten erzählt er von seiner Geschichte, seinen schrecklichen Erlebnissen und den massiven Problemen, die ihn erwarteten, nachdem er unerwartet aus dem Dienst ausgeschieden war. Nach einem Vorwort des renommierten Journalisten Stefan Aust, entfesselt der Autor seinen Frust und seine Wut über ein System, das die Geschädigten gerne vergisst. Doch tut er dies nicht verbittert, sondern blickt auch mit einem lachenden Auge auf bessere Zeiten zurück, in denen der Soldat den Dienst für sein Land erfüllte. Insgesamt schreibt der Autor mutig, kraftvoll, oftmals traurig, aber auch nicht ganz ohne Humor von den Missständen, die er als geschädigter Veteran erfahren musste. „Zum Soldaten fühlte ich mich schon früh berufen. Und nun kämpfe ich für die Gerechtigkeit aller. Der Preis, den ich dafür zahle ist sehr hoch. Ich vergesse mich selbst dabei und die, die mir am nächsten sind“, kommentiert der Autor seinen Kampf, der nichts mehr mit dem Krieg zu tun hat und macht mit seinem Buch all denen Mut, die ein ähnliches Schicksal erleiden mussten.
Foto: © Robert Sedlatzek-Müller (privat)
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Hallo ein sehr guter Beitrag,meinem Sohn ist das gleiche passiert ,nun können sich auch andere mal ein besseres Bild von dieser Krankheit machen. Danke KJO