In Deutschland sind die Bierbrauer stolz auf das Reinheitsgebot von 1516. Nur Wasser, Getreide, Hefe und Hopfen werden zur Herstellung verwendet und jede Art von Zusatz zur Geschmacksgebung oder zum Verlängern der Haltbarkeit werden empört abgelehnt.
Doch bedeutet das dann auch schon automatisch, dass wir es bei jedem deutschen Bier mit einem natürlichen und unbeeinflussten Naturprodukt zu tun haben? Keinesfalls, denn die Auszeichnung „Bio“ und andere Begriffe, die auf ökologisch hergestellte Lebensmittel hinweisen, setzen noch mehr voraus!
Vor dem Bio-Brauer steht der Bio-Bauer
Bei einem Getränk, das sich als Bio-Bier bezeichnen lässt, genügt das deutsche Reinheitsgebot nicht, hier ist vielmehr ein ökologisches Reinheitsgebot nötig. Denn sowohl bei der Auswahl der Rohstoffe als auch beim Herstellungsprozess unterscheiden sich Bierbrauer, denen Nachhaltigkeit und kompromisslose Förderung des Bio-Prinzips wichtig sind, von den meisten herkömmlichen Brauereien.
Das beginnt schon bei der Auswahl des Getreides, das von ausgesuchten Bio-Bauern aus der Region der jeweiligen Brauerei bezogen wird und ohne chemischen Dünger und Pestizide aus genetisch unverändertem Saatgut heranreift. Nach dem Brauprozess werden die Getreiderückstände als Tierfutter wieder dem natürlichen Kreislauf zugeführt.
Hopfen und Hefe arbeiten am besten naturbelassen
Nach diesen Maßstäben erfolgt auch die Auswahl des naturbelassenen Hopfens, der von überzeugten Bio-Brauern ungeschwefelt und in natürlichen Dolden verarbeitet wird. Und wer sein Bier mit diesem Hopfen braut, der aromatisiert sein Bier damit nicht nur auf ganz natürliche Weise, sondern kann auch die konservierenden und schaumfestigenden Eigenschaften dieser Pflanze gleich mit nutzen.
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Von entscheidender Bedeutung für die Qualität des Bieres ist auch die Bierhefe. Viele Bier-Brauer, wie Härle in Leutkirch, verlassen sich deshalb auf eigene Hefestämme, die sie in ihren Reinzuchtanlagen vermehren. Mit Hilfe dieser lebenden Frischhefen hat das Bier dann Zeit, ganz natürlich und ohne künstliche Beschleunigung zu reifen. Beim Neumarkter Lammsbräu kann das je nach Biersorte bis zu 60 Tagen dauern.
Biologisch verantwortungsvoll und nachhaltig brauen
Doch neben Bio-Siegel der EU und anderen Prüfsiegel unabhängiger Institute, die nach strengen Kriterien Öko-Garantien abgeben, gibt es noch den Anspruch, nachhaltig und CO2-neutral zu arbeiten. Von Regenwassernutzung über Einsatz von Biodiesel zum Betanken der Fahrzeuge über Energieversorgung durch erneuerbare Energien bis zu Rückgewinnungsanlagen für das entstehende CO2 reicht das Engagement der deutschen Bio-Brauer. Die Härle Brauerei arbeitet seit 2009 bereits zu hundert Prozent klimaneutral und ist stolz darauf, dass ihr 2010 sogar der Deutsche Nachhaltigkeitspreis verliehen wurde.
Weiterführender Link zum Thema:
Bio-Handwerkskunst – Bier und Brauwesen (PDF: 959,03 KB)
http://www.oekolandbau.de/fileadmin/redaktion/bestellformular/pdf/067705.pdf
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