Frauen können nicht parken. Mit diesem Vorurteil dürften viele weibliche Verkehrsteilnehmer so ihre Problemchen haben. Doch einmal ganz davon abgesehen, dass viele Frauen wohl besser einparken als so mancher Mann, könnte die Kritik am Autofahren in der Zukunft wohl möglicherweise einfach wegfallen. Denn im DFKI Robotics Innovation Center in Bremen entwickeln Wissenschaftler gerade ein intelligentes Elektro-Auto, das sich selbst einfach den Anforderungen des Straßenverkehrs anpasst.
Neue Mobilität im ländlichen Raum
Das Robotics Innovation Center ist Teil des Bremer Standorts des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH. Mit weiteren Sitzen in Kaiserslautern, Saarbrücken und Bremen sowie zusammen mit dem Projektbüro in Berlin gilt die Einrichtung als weltgrößtes Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. In Bremen und in der Außenstelle an der Universität Osnabrück zählt die Entwicklung von mobilen Robotersystemen für komplexe Aufgaben zum Forschungsschwerpunkt.
EO smart connecting car soll das neue Gefährt heißen, das selbständig seine Form verändert, um sich der aktuellen Verkehrslage anzupassen und darüber hinaus auch selbständig steuern wird. Der Prototyp des Elektro-Autos ist im Rahmen der „Neuen Mobilität im ländlichen Raum“ entstanden, das noch bis zum Jahr 2014 laufen wird. Das Projekt wurde vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) ins Leben gerufen und wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gefördert. Ziel ist die Weiterentwicklung der Elektromobilität in der Region Bremen und Oldenburg. Unter der Programmkoordination der NOW GmbH (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennzelltechnologie) sollen vor allem die Schwerpunkte der angewandten Elektromobilität, neue Technologiekonzepte und Mobilitätseffekte berücksichtigt werden. Eine Errungenschaft der Forschungen ist der Prototyp des intelligenten E-Autos.
Mit den „Road Trains“ ans Ziel
Das neue Elektro-Auto soll sogenannte Road Trains ermöglichen, auf Deutsch etwa Straßenzüge, die aus einer Verkettung der Fahrzeuge bestehen. Man kann sich diesen Plan wie folgt vorstellen: Das EO smart connecting car wird seine Form auch während der Fahrt verändern können und zwar dadurch, dass sich das flexible Fahrwerk zusammenschiebt. Die Höhe des Fahrzeuges wächst entsprechend von 1,60 Meter auf 2,10 Meter an, wobei die Länge um einen halben Meter verkürzt wird. Die so erreichte Platzersparnis soll dann die mechanische Verkettung vieler E-Fahrzeuge ermöglichen, die miteinander verbunden, in Reih und Glied, als „Road Train“ gemeinsam dem Ziel entgegensteuern. Die zusammengezogene Form der einzelnen Wagen lässt die Kette insgesamt kürzer und wendiger werden. „Gleiche Wegstrecken können so auf effiziente Weise gemeinsam zurückgelegt werden. Daten und Energie übertragen sich von einem auf das andere Fahrzeug, die Fahrzeuge werden einheitlich gesteuert. Das spart Energie und steigert die Reichweite“, kommentiert Prof. Dr. Frank Kirchner, der Leiter des DFKI Robotics Innovation Center in Bremen.
Insgesamt ein flexibler Bursche
Das EO smart connecting car soll nicht nur in den Road Trains eine gute Figur abgeben, sondern auch als insgesamt hochflexibles Fahrzeug den Alltag im Straßenverkehr deutlich erleichtern. So werden sich beispielsweise die Räder um neunzig Grad drehen lassen, wodurch ein seitliches Einparken ermöglicht wird. Dadurch werden selbst kleinste Parklücken nicht mehr zum Hindernis und können bequem angesteuert werden. Auch die Beweglichkeit in engen Parkhäusern oder Innenstädten wird durch die Anpassung des Wagens erhöht. So fährt das E-Auto zum Beispiel auch diagonal, dreht auf der Stelle oder kann einzelne Räder anheben, um Hindernisse zu überwinden. Die derzeitige Höchstgeschwindigkeit von 55 Stundenkilometern dürfte für viele noch ein wenig einschüchternd wirken, doch sind diese für den Stadtverkehr völlig ausreichend und werden durch die technischen Finessen mehr als kompensiert.
Fährt sich fast von alleine
Ziel der Entwicklung ist zudem, ein autonomes Fahrzeug zu schaffen, das über weite Strecken alleine fahren kann. So soll das EO smart connecting car mit vielfältigen Sensoren ausgestattet werden, wodurch er ganz alleine einparken und mit anderen connecting cars kommunizieren kann. Ein weiterer Vorteil in dieser Technik ist die Vermeidung von Staus. So könnte der Wagen vielbefahrene Routen selbstständig erkennen und einen alternativen Weg wählen. „Die Entwicklungsphilosophie entspricht der eines Roboters: Das E-Auto wird mit entsprechender Sensorik und Rechenkapazität ausgestattet, um seine Umgebung genau zu erfassen und gezielt zu navigieren“, erläutert Kirchner. Und genau darauf sollte man sich auch einstellen, nämlich auf eine Melange aus Roboter und Auto, die ihre eigene Intelligenz mitbringt. Das Fahren der Zukunft könnte jedenfalls einfacher und sicherer werden, ob es dann aber auch noch Spaß macht, wird die Praxis zeigen.
Foto: © DFKI GmbH
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