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Film zum Anfassen:

Kinemathek – Das Deutsche Filmmuseum in Berlin

Die blaue Wand im Filmmuseum Kinemathek BerlinDie deutsche Hauptstadt ist wahrlich immer einen Besuch wert, doch wer als Nicht-Berliner die Stadt besuchen will und mit dem Medium Film etwas anzufangen weiß, der sollte es sich nicht entgehen lassen auch dem Deutschen Filmmuseum einen Besuch abzustatten. Denn neben diversen wechselnden Vorführungen und Ausstellungen, bietet das Museum eine Dauerausstellung des Filmes, der den geneigten Besucher wahrlich begeistern wird.

Die Dauerausstellung im Deutschen Filmmuseum

Das Deutsche Filmmuseum in Berlin lädt auf zwei Stockwerken und insgesamt rund 800 Quadratmetern dazu ein, die Kinogeschichte hautnah zu erleben. Dabei wurde das Filmgeschehen von seinen Anfängen bis heute nicht lieblos in ein Gebäude gepfercht, nein, vielmehr wurde das Thema konzipiert, gut durchdacht und intelligent aufbereitet, sodass kein Vergleich zu manch trockenem Museumsbesuch aufkommen kann, an den man sich noch aus der Schulzeit erinnert. Die Dauerausstellung des Filmmuseums wurde in zwei große Bereiche unterteilt, die nicht nur thematisch, sondern auch räumlich voneinander abgetrennt wurden. So findet sich im ersten Obergeschoss das „Filmische Sehen“ und im zweiten das „Filmische Erzählen“.

Erstes Obergeschoss: Filmisches Sehen

Kinemathek - das Filmhaus am Potsdamer-PlatzDas erste Stockwerk des Museums widmet sich ganz und gar der visuellen Seite des Films und zwar von seinen Anfängen im 18. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert hinein. Die erste Teilausstellung ist erneut in folgende Bereiche unterteilt.

Schaulust

Die Anfänge des bewegten Bildes sind nicht im Film zu finden, sondern in faszinierenden Gerätschaften wie Kaleidoskopen oder sogenannten Guckkästen. Modelle im Museum demonstrieren eindrucksvoll, wie genau solche Gerätschaften funktioniert haben und wodurch die Faszination dafür entstanden ist.

Bewegung

Während die Schaulust allerlei optische Effekte erläutert, wird sich beim Thema der Bewegung um die ersten Gehversuche der Bilder angenommen. Vom Daumenkino über das Lebensrad bis zur Wundertrommel wird veranschaulicht, wie aus einzelnen Bildern Bewegung entsteht.

Aufnahme

Das erste Abbild der Realität konnte die Camera Obscura erzeugen. Was das genau ist und wie es funktioniert, lässt sich im Filmmuseum nicht nur lernen, sondern hautnah erleben.

Die ständige Ausstellung FilmProjektion

Mit der Laterna Magica gab es bereits im 18. Jahrhundert so etwas wie ein Filmprojektor. Das Museum stellt ein restauriertes, 200 Jahre altes Modell dieses Projektorenvorgängers aus und erweckt die atmosphärischen Bilder längst vergangener Tage wieder zum Leben.

Laufbild

Schon einmal einen echten „Cinématographe Lumière“ gesehen? Den ersten richtigen Filmprojektor, der nach vielen Versuchen den Bildern endlich das Laufen lehrte? Im Museum ist das Gerät der Brüder Lumière zu bewundern.

Kino

Nach der Theorie kommt die Praxis. Entsprechend lassen sich im letzten Teil der „Filmisches Sehen“-Ausstellung dann auch die Werke aus der Anfangszeit des Filmes genießen, natürlich in einem kleinen Kino innerhalb der Ausstellungsräume.

Informationen:
Adresse:
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
Potsdamer Straße 2
10785 Berlin

Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 20 Uhr
Montag geschlossen

Eintrittspreise:
Erwachsene 6 Euro / 4,50 Euro ermäßigt
Schüler 2 Euro
Familienticket 12 Euro / 6 Euro kleines Familienticket
Sonderausstellungen 4 Euro / 3 Euro ermäßigt

Führungen:
Ständige Ausstellungen
Öffentliche Führung sonntags 14 Uhr, Teilnahme mit Eintrittskarte frei
Gruppenführungen deutsch, englisch, französisch, italienisch
jederzeit buchbar über das FührungsNetz

Zweites Obergeschoss: Filmisches Erzählen

Für einen Film entscheidend ist nicht nur, was er zeigt, sondern vor allem auch wie er es zeigt. Entsprechend widmet sich der zweite Teil der Ausstellung den technischen und stilistischen Mitteln, die jeden einzelnen Film dazu machen, was er letztlich ist. Um auf die Ausstellung des „Filmischen Erzählens“ einzustimmen, wird man zunächst von einer Videoinstallation empfangen, die auf vier großen Leinwänden verschiedene Filmszenen präsentiert und bereits die ersten verschiedenen Stilmittel zur Schau stellt. Und entsprechend der vier Leinwände, darf man sich dann auch auf vier große Bereiche der Gestaltungsmittel des Films freuen:

Das Schauspiel

Dieser Bereich erklärt sich im Grunde von selbst, doch lässt sich bei der Ausstellung erfahren, wie wichtig die Körpersprache, Mimik und auch die Kostüme der Filme wirklich sind. So wird beispielsweise das Kleid von der Schauspielerin Romy Schneider aus dem Film Ludwig II. dem Kostüm aus Ridley Scotts Alien gegenübergestellt und dürfte bei einigen Besuchern für große Augen sorgen.

Der Ton

Während zu Beginn der Filmgeschichte ausschließlich Stummfilme produziert werden konnten, wurde durch den technischen Fortschritt schnell deutlich, wie bedeutend der Ton für einen Film sein kann. Im Museum kann anhand anschaulicher Experimente erfahren werden, wie sich die Wirkung bestimmter Filmszenen ändert, wenn sich deren Geräuschkulisse beziehungsweise Musik verändert. Als besonderes Schmankerl für Cineasten gibt es in der Abteilung Ton übrigens auch die Original Trommel aus dem Film „Die Blechtrommel“ zu bewundern.

Das Bild

Ohne Bild, kein Film, das ist klar. Doch was ändert eine bestimmte Kameraeinstellung an einer Szene oder wie wirkt sich die Beleuchtung auf die Wirkung aus? Auch diese und viele weitere Fragen rund um das Bild und die Spezialeffekte eines Filmes werden bei der Ausstellung zufriedenstellend beantwortet.

Die Montage

Der letzte Schliff eines Filmes entsteht im Schneideraum, wo die gedrehten Szenen zusammengesetzt werden. Welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben, wird im letzten Teil der Ausstellung sichtbar. Anzuschauen gibt es hier unter anderem ein Originalstoryboard aus dem Hitchcock-Klassiker „Psycho“ und wer möchte, kann selbst auch noch Hand anlegen und sich vor Ort an den digitalen Schneidekünsten versuchen.

Eine Hommage an die Filmgeschichte

Wer Filme liebt, wird an dem Deutschen Filmmuseum keineswegs vorbeikommen. Die vorgestellte Dauerausstellung ist aber nur ein kleiner Ausschnitt aus der Welt des Films, die es zu entdecken gilt. Ergänzt wird diese durch regelmäßige Sonderausstellungen, sowie durch interessante Filmvorführungen, Projekte und Festivals, die aufgrund der Verknüpfung des Deutschen Filminstitutes mit dem Filmmuseum entstehen. Insgesamt ist ein Besuch für jeden Filmfan eine echte Bereicherung und kann nur wärmstens empfohlen werden. Die 6 Euro Eintritt beziehungsweise 2,00 Euro für Kinder, ist die Ausstellung in jedem Falle wert, selbst wenn man nicht unbedingt ein Filmfan ist.

Fotocredits: © Hans Scherhaufer, Regina Schmeken, Subuddha Kellner

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.