Bei der Nutzung erneuerbarer Energien geht Schottland vorbildlich voran. Doch neben dem enormen Potential, das in Seewind und Gezeiten steckt und auf das derzeit große Projekte und Investitionen der Regierung abzielen, haben die Schotten jetzt auch eines ihrer landestypischen Produkte ganz neu in den Blick genommen: den Whisky!
Sie sind für ihre Sparsamkeit berüchtigt, die rauen Männer im Norden Großbritanniens und so versuchen sie, nichts zu verschwenden und haben einen Weg gefunden, die Rückstände aus der Whiskyherstellung zur Erzeugung von Biotreibstoff zu nutzen.
Pot Ale und Draff: Abfallprodukte, die bisher nur verfüttert wurden
Die Napier Universität von Edinburgh hat sich in einem wissenschaftlichen Projekt mit den öligen, proteinreichen Substanzen, die in den Brennblasen nach der Destillation zurückbleiben, beschäftigt.
Bisher wurden diese Destillationsabfälle zum Teil zu Viehfutter verarbeitet, von einigen Brennereien aber auch schlichtweg entsorgt. Einen energiewirtschaftlichen Gewinn zogen nur einige wenige durch Wärmerückgewinnungsanlagen, in denen sie dem Pot Ale die Restwärme entzogen.
Ein anderes Abfallprodukt der Whiskyherstellung ist das so genannte Draff: Um aus dem Ausgangsprodukt Gerste den benötigten Zucker herauszulösen, wird das Getreide eingeweicht und ausgewaschen. Anschließend geht der Produktionsprozess des Whiskys dann nur noch mit dem zuckerhaltigen Wasser weiter, die proteinhaltigen Getreiderückstände werden zu Viehfutter verarbeitet. Doch auch in diesem Draff ist noch eine nicht unerhebliche Menge Restzucker enthalten.
Durch Fermentation entsteht ein Biotreibstoff
Bioenergie – die Erzeugung von Energie durch Biomasse
Algenkraftstoff: Algen für Biosprit
Brennereien – Islay-Destillerien im Überblick
Nun hat die Universität ein Verfahren entwickelt, in dem Mikroorganismen dem Pot Ale und Draff zugesetzt werden, so dass in einem Fermentationsprozess hochwertiges Biobutanol entsteht.
Anders als Bioethanol kann dieses, so informiert die Universität, zu 5 bis 10 Prozent dem herkömmlichen Treibstoff (sowohl Diesel als auch Benzin) zugesetzt werden und in herkömmlichen, unmodifizierten Motoren problemlos verbrannt werden. Die Ausbeute des Biobutanol sei sogar zu 25% höher als die des Bioethanol.
Wertvolle Proteine bleiben auch nach dem Fermentationsprozess in den nun erhaltenen Rückständen vorhanden und können wie bisher auch als Tierfutter zum Einsatz kommen.
Erhebliche Mengen an Destillationsrückständen stehen zur Verfügung
Es gibt viele Whiskydestillerien in Schottland und dieser große Industriezweig erzeugt pro Jahr rund 1600 Millionen Pot Ale und 500.000 Tonnen Draff.
Diese neue Art der Biospritherstellung verspricht also durchaus einen wirtschaftlichen Erfolg, so dass die BBC im Januar 2012 von der Gründung eines neuen Unternehmens berichtete. Celtic Renewables wird mit der schottischen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Scottish Enterprises zusammenarbeiten und darf sich auch bereits über finanzielle Zuschüsse der Regierung freuen.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten