Literatur allen ohne große Kosten zugänglich zu machen ist die Idee der öffentlichen Bibliotheken. In den letzten Jahren wurde dieses Prinzip in vielen Städten noch in „verschärfter“ Form weiterentwickelt: Bücher können kostenlos mitgenommen werden, ohne Mitgliedschaft, ohne Registrierung, ohne Verwaltungsakt, völlig anonym und ohne jede Verpflichtung.
Wer das mitgenommene Buch ausgelesen hat, bringt es zurück oder stellt im Tausch einfach ein anderes Buch ins Regal, das er nicht mehr braucht. Die Rede ist von öffentlichen Bücherschränken, auch Austauschbücherei oder Freiluft-Bibliothek genannt.
Aus einer künstlerischen Idee wird eine praktische Anwendung
Auslöser waren Installationen und Kunstprojekte, die in Fußgängerzonen, in Gärten und auf Friedhöfen für Aufsehen sorgten. Die Aktionskünstler Clegg & Guttmann zum Beispiel stellten ihre Objekte als „Offene Bibliothek“ in Graz, Augsburg und Krems auf und forderten zum Mitnehmen und Bringen von Büchern auf.
Die Idee kam an und viele Gemeinden, Vereine und Bürgerinitiativen griffen sie auf. Alte Telefonzellen werden umgebaut, wettersichere Schränke aufgestellt und in manchen öffentlichen Gebäuden werden spezielle Regalbereiche eingerichtet.
Von Groschenroman bis Fachliteratur
Romane und Kinderbücher sind die Renner in den öffentlichen Bücherschränken, doch auch Biografien, Kochbücher, Lexika oder auch der klassische Goethe gehören zum gerne genutzten Angebot.
Der eine holt sich ein Buch und bringt es nach dem Lesen wieder, der andere spendet stattdessen eine Kiste seines Altbestandes und freut sich, dass er anderen damit noch eine Freude machen kann. Manchmal nimmt man ein vielgelesenes, zerschlissenes Exemplar mit nach Hause, manchmal auch eine aktuelle Neuerscheinung, die aussieht wie gerade erst gekauft.
Für Pflege ist gesorgt
Liste öffentlicher Bücherschränke
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Wie alles in öffentlichen Bereichen bleiben auch diese Bücherschränke nicht vom Vandalismus verschont. Da wird schon einmal das Äußere beschmiert oder eine Tür eingetreten. Aber solche Übergriffe sind eher selten.
Damit trotzdem für ein Mindestmaß an Aufsicht und Pflege gesorgt ist, kümmern sich Bücherschrankpaten und Freiwillige oder manchmal auch städtische Angestellte um Schränke und Bestand. Sortieren zerrissenes und nicht mehr Lesbares aus oder entfernen spaßeshalber eingestellte Telefonbücher. Zu viel Kontrolle aber soll nicht sein, denn gerade die Freiwilligkeit und Eigenverantwortung ist die Hauptgrundlage dieses Konzepts.
Öffentliche Bücherschränke auch in Ihrer Nähe?
Vor allem Großstädten sind die Vorreiter der öffentlichen Bücherschränke, doch auch in so mancher kleineren Gemeinde und Stadtvierteln fanden sich Initiativen, die „ihren“ Schrank betreuen und immer mehr davon scheinen in Windeseile aus dem Boden zu sprießen. Wer nachschauen möchte, ob in seiner Nähe auch eine Freiluft-Bibliothek steht, braucht nur einen Blick auf die Liste bei Wikipedia zu werfen.
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