Nachdem die Wirtschaft aufgrund der europaweiten Schuldenkrisen im Allgemeinen zu stagnieren oder schrumpfen droht, soll die Wirtschaft im IT-Bereich zumindest einen enormen Aufschwung in den folgenden Jahren erleben. Denn Wirtschaftsminister Rösler kündigte auf dem kürzlich in München stattgefundenen IT-Gipfel weniger Regulierung und mehr Geschwindigkeit bei den Internetzugängen an. Mit 50 Megabit pro Sekunde sollen die Internetnutzer in Zukunft über die Datenautobahn rasen können, deutlich schneller also als im durchschnittlichen Haushalt bisher. Ermöglicht sollen die neuen Geschwindigkeiten mit einem weitreichenden Ausbau des Glasfasernetzes werden und einer technischen Anpassung der Mobilfunknetze, wodurch auch beim Internetzugang mit dem Handy solch Geschwindigkeiten erreicht werden können.
50 Megabit pro Sekunde
Ein Internetzugang mit einer Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde ist beinahe fünfzig Mal so schnell, wie der herkömmliche Anschluss, der in vielen privaten Haushalten vorhanden ist. Bislang erfüllen auch nur rund 41 Prozent der deutschen Bevölkerung die technischen Voraussetzungen, um Geschwindigkeiten bis 50 Megabit pro Sekunde zu erreichen. Bis 2014 soll diese Zahl durch Modernisierungsmaßnahmen der Netze auf 75% ausgeweitet werden. Um das zu erreichen sind teure Maßnahmen notwendig, die das bisherige Leitungsnetz durch moderne Glasfasertechnik ersetzen. Insgesamt ist bei der Modernisierung die Rede von Milliardeninvestitionen, die nicht nur das Surfen beschleunigen, sondern auch für einen Wachstumsschub in der IT-Branche sorgen werden. Die verantwortlichen Politiker des IT-Gipfels in München, allen voran auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, blickten jedenfalls zuversichtlich in die Zukunft und kündigten an, dass sie hartnäckig an ihren Plänen festhalten wollen. Denn auch die Neufassung des Telekommunikationsgesetzes, die Ende Oktober vom Bundestag beschlossen wurde, sieht bis spätestens 2018 eine bundesweite, flächendeckende Versorgung mit 50 Megabit Anschlüssen vor. Besonders in Hinblick auf andere europäische Staaten gab es in der Internetversorgung teilweise deutliche Geschwindigkeitsdefizite, die es möglichst zu beseitigen galt. So waren die durchschnittlichen Zugangsgeschwindigkeiten in der Bundesrepublik Deutschland bisher mit 17 Megabit pro Sekunde angegeben, während es viele andere Staaten auf rund 37 Megabit pro Sekunde brachten. In Zukunft soll Deutschland hier aufschließen und begibt sich im wahrsten Sinne des Wortes auf die Überholspur.
Infrastruktur bremste das Schritthalten
Aus Sicht der technischen Möglichkeiten hätte Deutschland schon länger Schritt in der IT-Branche halten können, doch waren es die schleppend modernisierten Infrastrukturen, welche einen raschen Internetfortschritt ausbremsten. Alleine dieses Defizit verwies die Deutsche IT-Technik auf einen mäßigen Platz im internationalen Vergleich. Denn in einer TNS-Infratest-Studie teilte sich Deutschland einen mageren sechsten Platz mit Schweden. Die Tendenz ging seither auf noch schlechtere Platzierungen, was sich nach dem IT-Gipfel aber ändern soll. Denn nicht nur das Internet selbst soll deutlich schneller werden, sondern auch die Umsetzung zentraler Infrastrukturprojekte. So sollen weniger Regulierungen schnellere Reaktionszeiten auf dem IT-Feld ermöglichen und Deutschland langfristig konkurrenzfähig mit den führenden Euroländern halten. Neben einem schnelleren Internetzugang gehören hierzu vor allem auch eine bessere Abstimmung zwischen Energieversorgung und –verbrauch durch innovative, digitale Messtechniken, sowie ein neues Internetprotokoll und eine höhere Sicherheit im Datennetz. Denn auch wenn die Politik mehr Freiheiten in der digitalen Welt ankündigt, muss der Datenschutz gewährleistet sein.
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Härtere Maßnahmen gegen Facebook und Co?
Wenn es um das Thema Datenschutz geht, schlagen deutsche Politiker auch gerne eine härtere Linie ein, wie es der Streit mit Facebook in jüngster Vergangenheit zeigte. Und auch dieses Thema war wichtiger Bestandteil des Gipfels. So sah die Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner noch immer auseinandergehende Vorstellungen des Datenschutzes zwischen offiziellen Abkommen und der Praxis US-amerikanischer Unternehmen wie Facebook, Google oder Apple, die vielfältige, persönliche Daten von europäischen Nutzern in die USA übertragen und sich damit laut Aigner trotz verschärfter Bedingungen durch europäische Datenschützer Vorteile gegenüber europäischen Unternehmen verschaffen, die sich vorschriftsmäßig an die Datenschutzbestimmungen halten. In diesem Zuge forderte Aigner ein Ende, das Datenschutzabkommen zwischen Brüssel und Washington zu ignorieren und betonte, dass „das so nicht weiter geht“. Wie genau die US-Unternehmen in die Verantwortung gezogen werden sollen, bleibt abzuwarten.
Die Anbieter im Zugzwang
Bei den Verbrauchern selbst stehen der Freude über die zügig umzusetzenden, schnelleren Internetzugänge auch einige Bedenken gegenüber. Denn was nutzt auch der schnellste Anschluss, wenn dieser dann von einer schwächelnden Performance der Anbieter ausgebremst wird? So sehen einige Nutzer die Gefahr, dass die Politik im übertragenen Sinne einen Ferrari zur Verfügung stellen möchte und diesen ohne Umwege in den Stau schickt. Im Klartext wird also befürchtet, dass die Server der Anbieter in Zukunft nicht mehr dem Daten Ansturm gewachsen sind. Doch auch hier bleibt abzuwarten, wie die Anbieter auf die neuen Geschwindigkeiten reagieren werden. Sicherlich werden aber auch diese nicht tatenlos zusehen, sondern die Gelegenheit eines wachsenden Marktes nutzen. Man darf gespannt sein.
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