In manchen Fällen wie bei Geheimsprachen zum Beispiel soll das so sein, im Fällen von beruflichen Fachsprachen vereinfachen Fachsprachen die Kommunikation und das fachspezifische Verständnis und in manchen Fällen, wie denen des Internets entwickeln sich Fachsprachen ganz von selbst. Und ehe man sich versieht, versteht man als außenstehender nur noch eines, nämlich Bahnhof. Hier ein kleiner Überblick der Eigenheiten der Fachsprachen.
Das klassische Fachchinesisch
Eine offizielle Fachsprache deckt ein bestimmtes Fachgebiet ab, auf dem sich bestimmte Fachausdrücke entwickelt haben, die sich von der Gemeinsprache unterscheiden. So ist die Influenza zum Beispiel der medizinische Fachausdruck für die Grippe. Der soziale Aspekt der Fachsprachen ist dabei allerdings nicht zu unterschätzen. So könnte ein Arzt unter seinesgleichen als inkompetent eingeschätzt werden, wenn dieser nicht den Fachausdruck für eine bestimmte Begebenheit nutzt, während der Nutzer der Allgemeinsprache in Gesellschaft schnell als Angeber abgestempelt wird, sofern er gerne Fachausdrücke benutzt. In Hinblick auf die soziale Komponente haben sich gar Jargons oder Slangs entwickelt, die über eigene Wörter verfügen oder teilweise ganz eigene Milieusprachen ausgebildet haben. Während dies früher vermehrt in Straßenbanden der Fall war, trifft dies heutzutage in erhöhtem Maße auf Internetnutzer zu. Denn das Internet hat mittlerweile viele verschiedene Sprachen entwickelt, deren Verständnis sich als Unwissender mitunter schwierig gestalten kann.
Rofl, er hat lol gesagt
Ein besonderes Phänomen bei der Bildung von Fachsprachen hat sich im Internet vor allem durch das breitflächige nutzen von Onlinespielen herausgebildet. Nimmt man das bekannte World of Warcraft als Beispiel, so ist es einem außenstehenden Menschen kaum möglich an einer inhaltsrelevanten Kommunikation des Spieles teilzunehmen, weil sich dort Fachausdrücke gebildet haben, die vom Spieleanfänger ebenso wenig zu verstehen sind, wie die Fachausdrücke des medizinischen Professors, der seine Vorlesung versehentlich vor den Erstsemestern hält, anstatt wie vorgesehen vor den Doktoranden. Doch wenn das Internet auch einen speziellen Stellenwert der modernen Fachsprachen einnimmt, so zumindest nicht als einziges Gebiet.
Vorsicht, Falle
Während es nicht sonderlich schlimm ist, die Fachsprache eines Onlinespieles nicht zu verstehen, können eigene Regeln einer bestimmten Sprache auch einige Fallstricke mit sich bringen, so der Fall im deutschen Recht. Die Sprache der rechtlichen Institutionen und Anwälte klingt für den Rechtslaien nicht nur extrem kompliziert und unverständlich, sie ist es teilweise auch. Und die Tatsache, auf die das verquere Rechtsdeutsch zurückgeht ist eine ziemlich lustige, denn geht es in rechtlichen Angelegenheiten ganz offiziell darum, die „Rechtssachen exakt und möglichst eindeutig“ auszudrücken. Wer gesetzliche Grauzonen, Schlupflöcher und interpretationswürdige Formulierungen des Gesetzgebers und der Rechtsanwälte kennt, weiß, dass dem in Realität mitnichten so ist und die Rechtssprache häufig in nicht mehr enden wollenden, komplexen Sätzen endet, bei denen echte Zweifel geweckt werden, ob der Verfasser selbst eigentlich noch weiß, was genau er sagen wollte. Doch sei es drum. Das Juristendeutsch ist nun mal etabliert und will man die Sprache verstehen, was im Falle gerichtlicher Schreiben durchaus sinnvoll wäre, so kommt man nicht umhin einen Übersetzer, sprich einen eigenen Anwalt zu konsultieren.
Waidmanns Heil
Während der Staatsanwalt auf Verbrecherjagd ist, treiben sich die richtigen Jäger im Wald herum und fachsimpeln in ihrer ganz eigenen Sprache vielleicht schon über das Reh, das am Vortag geschossen wurde. Der Ursprung der Jägersprache ist übrigens nicht gesichert. Die einen vertreten die Theorie, dass sich die Jäger vor Jahrhunderten durch ihre Sprache bewusst von den „Bauernjägern“ abgrenzen wollten, während andere die Meinung vertreten, dass die Waidmannssprache durch Aberglauben entstanden sei. So glaubte man angeblich, dass man den Wald vorwarnen würde, wenn man die richtigen Bezeichnungen aussprach und gab dem Bären beispielsweise den Namen „Meister Petz“.
Beamtendeutsch
Die meisten Fachsprachen sind für den Laien „nur“ unverständlich, manche aber auch ärgerlich. So zum Beispiel das allgemein eher verhasste Beamtendeutsch, das besonders formell und neutral daherkommt und viele Leser nur mit einem wenig verständnisvollen Kopfschütteln zurücklässt. Doch die Texte der Ämter und Verwaltungen sollen möglichst objektiv, unpersönlich und vor allem auch unangreifbar erscheinen, was die eine oder andere Stilblüte der deutschen Sprache mit sich bringt. Entsprechend wird aus dem umgangssprachlichen Unkraut in einem Amtsschreiben dann schon einmal die „Spontanvegetation“ oder ein Waisenkind, für das eine Pflegefamilie gefunden wurde wird „beeltert“. Schräg? Ja, aber so darf man auch bei ernsten Schreiben ab und an mal ein wenig schmunzeln.
Und noch so viel mehr
Streng genommen gibt es kaum eine Fachrichtung, die nicht auch über ihre eigene Fachsprache verfügt, doch ist es bei der einen Richtung eben offensichtlicher und auch dramatischer wenn man die geforderten Vokabeln nicht beherrscht und bei der anderen nicht ganz so offensichtlich und auch weniger schlimm. Interessant und mitunter auch witzig sind jedoch viele Fachsprachen und wer sich noch mehr für die Theorie interessiert, sollte sich das Buch „Fachsprachen“ von Thorsten Roelcker einmal genauer anschauen.
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