Unter Meldungen in Zeitungen oder bei Beitragen im Fernsehen stehen als Urheber oftmals nur Kürzel wie dpa, Reuters oder epd, was signalisiert, dass der entsprechende Beitrag nicht von einem hauseigenen Redakteur erstellt, sondern von einer Nachrichtenagentur übernommen wurde. Doch wie funktioniert so eine Nachrichtenagentur eigentlich und wie kommt die Meldung vom Ereignis zur jeweiligen Zeitung?
Die erste Nachrichtenagentur nimmt ihren Betrieb auf
Nachrichtenagenturen bilden einen großen Pool aus Informationen in Schrift, Ton und Bild und spielen im weltweiten Nachrichtenfluss eine wichtige Rolle. Vor der Zeit des Internets wäre die lückenlose, überregionale Versorgung mit den neuesten Meldungen ohne Nachrichtenagenturen sogar undenkbar gewesen. Doch die zentrale Sammlung und Verbreitung von Nachrichten ist keine Erfindung der Moderne, sondern findet ähnliche Vorläufer bereits in der Vorantike, wo zum Verteilen wichtiger politischer und militärischer Meldungen noch Brieftauben und Boten genutzt wurden oder Reisende die Neuigkeiten über den Globus verteilten.
Die ersten organsierteren und allgemeineren Nachrichtendienste gab es bereits ab dem 15. Jahrhundert. Der einflussreiche Augsburger Händler Jakob Fugger hatte viele geschäftliche Verbindungen in Europa und über die ganze Welt verstreut. Zunächst ließ er seinen Geschäftsbriefen immer die neuesten Nachrichten aus seinem Ort beifügen, bevor er eine Art ersten Nachrichtendienst organisierte und die Informationen, die er im Gegenzug von seinen Geschäftspartnern erhielt, gezielt streute oder geheim hielt. Diese Kaufmannsbriefe gelten heute als Vorläufer der modernen Zeitung, erreichten zu ihrer Zeit einen Umfang von insgesamt rund 35.000 Seiten und sind als sogenannte Fuggerzeitung bekannt geworden.
Moderne Agenturen erlebten ihre Blütezeit erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als der technische Fortschritt der Telegrafie eine deutlich schnellere Kommunikation auch über weite Strecken ermöglichte. Nachdem erste Agenturen in den Niederlanden und in Frankreich ihre Nachrichten organisiert an verschiedene Zeitungen verteilen konnten, erkannten die Verlage den enormen Vorteil solcher Einrichtungen. Die Möglichkeit der zentralen Informationsbeschaffung sparte Zeit und auch die Gehälter vieler Korrespondenten, die über die Welt verstreut oftmals nur schleppend ihre Arbeitgeber mit Informationen versorgten. Entsprechend feierten die frischgebackenen Nachrichtenagenturen schnelle Erfolge und konnten sich ebenso rasch etablieren.
(Baron Reuter; 21. Juli 1816 in Kassel; † 25. Februar 1899 in Nizza; eigentlich Israel Beer Josaphat) war ein deutscher Unternehmer.
Bekannt ist er vor allem als Begründer der Nachrichtenagentur „Reuters Telegraphic Comp. Incorporated“.
Quelle: Wikipedia
Auch die erste Agentur in Deutschland ließ nicht lange auf sich warten. Im Jahre 1849 gründete Paul Julius Reuter (siehe Info-Box) ein Nachrichtenbüro in Aachen und nur zwei Jahre später eines in London, das schlicht den Namen Reuters erhielt. Reuter hatte eine gute Ausbildung in der französischen Agentur Havas genossen und war ambitioniert eine der besten Nachrichtenagenturen aufzubauen, was ihm auch gelang, so ist Reuters bis heute eine viel und gern genutzte Quelle für diverse Nachrichten. Über die Jahre folgten unzählige weitere Agenturen, unter anderen auch die dpa, die Deutsche Presse Agentur, die heute als größte und meistgenutzte Nachrichtenagentur Deutschlands gilt.
Ein Ereignis geht durch die Medien
Die Vorteile der Nachrichtenagenturen liegen auf der Hand: Sie sind schnell, mit universellen Themen und auch möglichst neutral, um möglichst viele Kunden anzusprechen. Doch im letzten Punkt findet sich auch gleichzeitig ein Nachteil der Agenturen. Diese sind nämlich vereinfacht ausgedrückt nicht mehr als Großhändler für Informationen. Das bedeutet, dass die Inhalte an Redaktionen verkauft werden und sämtliche Nachrichten vorsortiert werden, sprich die Meldungen der Welt werden von den Nachrichtenagenturen auf ihre Tauglichkeit hin überprüft und dann entweder im Pool der Neuigkeiten angeboten oder eben nicht. Dadurch gehen viele Meldungen verloren, die den Verantwortlichen der Agenturen weniger wichtig scheinen oder besser ausgedrückt, weniger lukrativ. Entsprechend bringen Kritiker der Agenturen auch immer wieder den Einwand, dass Agenturen zu kommerziell und populistisch arbeiten und kritische oder weniger reißerische Themen, wie solche um die Dritte Welt oder über wissenschaftliche Fortschritte oftmals unter den Tisch fallen.
Nichtsdestotrotz sind Nachrichtenagenturen eine seriöse Quelle sämtlicher Redaktionen, ganz gleich ob es sich um eine kleine Tageszeitung handelt oder um einen großen Fernsehsender. Gemeinhin gelten die Nachrichten der Dienste als objektiv und sehr gut recherchiert, weshalb viele Redaktionen die Meldungen ihrer Agenturen ohne Überprüfung übernehmen. Hin und wieder kann dabei natürlich eine Falschmeldung durchrutschen, die von der Agentur selbst jedoch in einer sogenannten Eilmeldung korrigiert wird.
Untereinander stehen die verschiedenen Nachrichtenagenturen durchaus in Konkurrenz, was sich in den Preisen für die Dienste niederschlagen kann. Generell ist es aber so, dass sich die Preise für die Informationen der Agenturen nach der Auflage und Tragweite des jeweiligen Mediums richten. Sprich, eine große, bundesweite Tageszeitung zahlt für die gleichen Informationsdienste deutlich mehr, als ein kleines, regionales Wochenblatt. Dadurch soll eine Preisgerechtigkeit entstehen, welche die Pressefreiheit untermauert.
Auch wenn Nachrichtenagenturen oftmals Lobbyismus oder eben die bereits erwähnte Selektion von Meldungen als Nachteile vorgeworfen werden, so überwiegen durch die Aktualität, Verfügbarkeit und auch durch die universelle Informationsversorgung die Vorteile deutlich, sodass sich auch trotz der alternativen Möglichkeit des Internets auch in naher Zukunft wohl nichts am hohen Stellenwert der Agenturen ändern wird.
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