Während viele Urvölker in der Vergangenheit Tiere für den Verzehr und das eigene Überleben jagten und töteten, war die Waljagd im größeren Stil schon von Beginn an von kommerziellen Zwecken geprägt. Zwar wurde auch das Walfleisch verzehrt, was in manchen Ecken der Welt noch heute so gehandhabt wird, doch standen bei der Hatz nach den riesigen Meeressäugern Rohstoffe und entsprechend der Profit im Vordergrund. Noch heute kämpfen Tierschützer gegen die Vernichtung der Wale und konnten auch schon einige Erfolge verbuchen, doch sind die teilweise vom Aussterben bedrohten Wale noch immer weit davon entfernt, wirklich sicher vor ihren Jägern zu sein.
Auf der Jagd nach dem Tran
Beruft man sich auf historische Belege, so wird der Walfang schon seit Tausenden von Jahren rund um die Welt praktiziert. Etwa 7.000 Jahre alte Hinweise darauf fand man bereits in koreanischen Felszeichnungen auf der Halbinsel Bangu-Dae, sowie in Höhlenmalereien in Skandinavien oder bei den nordamerikanischen Ureinwohnern, den Inuit. Die organisierte, groß angelegte Waljagd begann jedoch erst Ende des 16. Jahrhunderts, als man in den Gewässern nördlich von Sibirien eine große Anzahl an Grönlandwalen ausmachen konnte. Länder wie Holland, England, Deutschland und später auch Nordamerika sandten für Jahrhunderte ihre Schiffe aus, um Wale zu fangen und profitabel zu verwerten. Zu Beginn war der Tran der begehrte Stoff der Jäger.
Beim Tran – oftmals auch einfach Fischöl genannt – handelt es sich um ein aus dem Fett der Wale gewonnenes Öl, das vielerlei Zwecke erfüllte. Die wichtigste Funktion des Trans war die Verwendung als Lampenöl, was aufgrund der großen Mengen zu einer relativ günstigen Möglichkeit zur künstlichen Beleuchtung sorgte. Weiterhin wurde der Tran zu Seife oder Salbe verarbeitet und diente als Zusatz für Suppen und Farben oder wurde schlicht als Speisefett und Gelatine genutzt. Ein wichtiger Aspekt des Trans fand sich außerdem in der späteren Kriegsführung. Denn Walöl war ein wichtiger Bestandteil des Sprengstoffes Nitroglycerin und laut Aussagen militärischer Köpfe entsprechend ein unverzichtbares Relikt sowohl „die Ernährungsschlacht als auch die Munitionsschlacht zu schlagen.“ Doch wofür auch immer der Tran genutzt werden sollte, für die Jäger bedeutet er stets das gleiche: Geld.
Ähnlich verhielt es sich mit einem weiteren Rohstoff, der aus den Pottwalen, speziell aus deren Mägen, gewonnen werden konnte, nämlich das Amber. Wie genau und warum der Stoff bei den Walen entsteht ist bis heute nicht ganz klar, doch hüllt das Amber die unverdaulichen Bestandteile von Kraken und Tintenfischen im Magen ein und gilt als besonders wohlriechend. Dementsprechend wurde das Amber und wird auch teilweise noch heute, wenn auch deutlich seltener, in der Parfumherstellung verwendet. Der sogenannte Walrat, also fett- und wachshaltige Substanzen aus dem Kopf der Wale, wurde unter anderem für Reinigungsmittel, Schmiermittel oder auch Kosmetika verwendet. Durch die Erfindung des Petroleums zur Mitte des 19. Jahrhunderts gingen die Walfänge ein wenig zurück, blühten mit den Kriegen und dem Bedarf an Tran für Sprengstoffe zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber wieder auf.
Die Waffen der Jäger
Der Hauptgrund für den Walfang waren also Tran und Amber, während das Fleisch eine absolut untergeordnete Rolle spielte. Doch wie jeder weiß, sind auch „kleine“ Wale nicht wirklich klein und die Jagd gestaltete sich deutlich gefährlicher und aufwändiger als die gewöhnliche Fischerei. Zu frühen Zeiten, vor allem bei den Eskimos, ruderten mehrere kleine Boote mit bis zu acht Mann Besatzung auf das freie Gewässer, um den erspähten Wal mit Handharpunen und Speeren in einem langen Kampf zu erlegen. Auch in moderneren Fangschiffen des 19. Jahrhunderts waren noch bis zu 24 Männer notwendig um nur einen Wal zu erlegen. Die Wende brachte dann die deutsche Konstruktion einer Harpunenkanone zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Harpunen solcher Kanonen erhielten Granaten-Spitze, die beim Eindringen in den Wal explodierte und diesen schneller töten konnte. Fortan war die Waljagd nicht nur massiv vereinfacht, sondern es konnten auch schnellere, noch größere Wale gejagt und erlegt werden. In den 1930er Jahren wurden die Harpunenkanonen weiter verbessert, indem durch die Leinen der Geschosse Strom geleitet wurde, was die Wale umgehend betäuben sollte. Durch die effektivere Jagd und den rüstungstechnischen Bedarf an Tran wurden Anfang der 1930er Jahre rund 30.000 Blauwale getötet. Das waren mehr als der heutige Gesamtbestand der Tiere und es dauerte nicht lange bis die riesigen Rohstoffspender vom Aussterben bedroht waren. Entsprechend beschloss der damalige Völkerbund in einem Abkommen den Walfang deutlich einzuschränken. Viele Länder traten diesem Abkommen jedoch nicht bei oder hielten sich nicht daran, sodass es unterm Strich nur wenig brachte und die Wale weltweit weiter dezimiert wurden.
Der Walfang heute
Mit modernen Harpunenkanonen und Waffen stellt der Walfang heutzutage keine technischen Schwierigkeiten mehr dar. In der Theorie wird ein Wal mit Sprengharpunen sofort und schmerzfrei getötet. In der Praxis sieht das leider häufig anders aus und es sind mehrere Harpunen sowie Gewehrschüsse notwendig, um die Qualen der Tiere durch „nicht optimale Treffer“ zu beenden. Dieses Problem ist also geblieben und auch das der aussterbenden Arten. Denn die Wale der Welt werden immer weniger und die Tierschützer immer aufgebrachter. Zwar gab es im Jahre 1986 ein Beschluss der Internationalen Walfang Kommission – IWC –, der den kommerziellen Walfang verbieten sollte, doch gibt es Ausnahmen und auch Länder, die sich nicht daran halten oder die Ausnahmen ausnutzen. So ist es beispielsweise weiterhin erlaubt, Wale zur Nahrungsgewinnung oder für wissenschaftliche Zwecke zu fangen. Vor allem Japan geriet hier in den wütenden Blick verschiedener Tierschutzverbände, weil die Ostasiaten weiterhin viele Wale zu „wissenschaftlichen“ Zwecken jagen und das Fleisch zwar wie vorgeschrieben verwerten, aber trotzdem Rohstoffe im großen Stil veräußern. Auch Norwegen bekleckert sich nicht mit Ruhm und setzt die Jagd auf Zwergwale unbeirrt fort. Vor dem Hintergrund, dass heutzutage kein Industrieland mehr auf das Fleisch, den Tran oder das Amber der Wale angewiesen ist, handelt es sich um eine durchaus traurige Entwicklung, die den Bestand der Wale weltweit konstant reduziert.
DVD Tipp: „Whale Wars – Krieg den Walfängern!“ Dokumentation, FSK: 12, (ASIN: B002I1XG9G) von Paul Watson. Die DVD ist im Polyband & Toppic Video/WVG Studio erschienen und kostet 15,99 Euro.
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Hallo!
Ich bin auch gegen den Walfang. Aber Ich baue ein Walfangmutterschiff aus dem jahre 1936.Ich suche noch zeichnungen von den 2 Walaufholwinden und Winden an Deck, vieleicht können Sie helfen.
Axel Lehmensiek