Polizisten haben es nicht leicht. Zum einen gelten sie als Freund und Helfer, die für die Sicherheit der unbescholtenen Bürger sorgen, aber auf der anderen Seite wird auch häufig über sie geschimpft. Und ganz gleich , ob es sich dabei nun um den ertappten Raser handelt, der unschuldsbewusst zur Kasse gebeten wird, um den aufgebrachten Nachbarn, der durch eine Streife wieder zur Ruhe gebracht werden soll oder gar um schwere Vorwürfe politischen Ausmaßes, wie es zuweilen bei den „Stuttgart 21“-Ausschreitungen der Fall war, wird beim Anblick der Uniform häufig eine Kleinigkeit vergessen, nämlich die, dass hinter jedem Polizisten auch nur ein Mensch steckt, der seiner Arbeit nach geht. Dass es dabei natürlich ebenso schwarze Schafe gibt, wie in allen übrigen Bereichen des Lebens auch, soll natürlich genauso wenig heruntergespielt werden, wie die Tatsache, dass auch im Polizeiwesen Fehler passieren können. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass die meisten Männer und Frauen in grün – aktuell auch zunehmend in blau – tapfer für die Ordnung und Sicherheit der Gesellschaft eintreten und im Extremfall sogar ihr Leben dafür opfern. Und die Anforderungen, um in Deutschland Polizist werden zu können sind hoch.
Auf dem Weg zum Polizisten
Die offizielle Bezeichnung eines Polizisten lautet in Deutschland eigentlich Polizeivollzugsbeamter und macht auf Anhieb deutlich, dass das Berufsbild mit einem Amt verknüpft ist. Als Angestellte des Staates verkörpern die Polizisten die exekutive Gewalt und werden nach ihrer Ausbildung beziehungsweise nach ihrem Studium verbeamtet. Doch von der Idee Polizist zu werden bis hin zum tatsächlichen Einsatz kann es zu einem langen Weg mit etlichen Hürden werden. Denn wer Polizist in der Bundesrepublik Deutschland werden will, hat zunächst einige Voraussetzungen zu erfüllen. Um eine Ausbildung oder ein Studium zum Polizisten aufnehmen zu können ist ein mehrtägiger Einstellungstest unumgänglich. Bei diesen Tests wird die Eignung der Kandidaten eingehend geprüft. Im Einzelnen gehören zu solch einer Prüfung ein Intelligenz-, Konzentrations-, Allgemeinwissens- und Fähigkeitstest. Des Weiteren werden die Gesundheit und die körperliche Fitness überprüft, sowie Kenntnisse der deutschen und unter Umständen auch englischen Sprache. Gesprächsrunden und Interviews runden das Bild der Prüflinge dann ab und können mitentscheidend sein, ob ein Kandidat als Polizist in Frage kommt oder nicht. Wird ein mittlerer Dienst angestrebt, so ist mindestens ein qualifizierender Hauptschulabschluss notwendig, für den gehobenen Dienst wenigstens die Fachholschulreife. Weitere Voraussetzungen sind eine deutsche Staatsbürgerschaft oder mittlerweile auch die eines EU-Mitgliedsstaates, ein guter Ruf und geordnete finanzielle und soziale Verhältnisse. Wenn das vorgeschriebene Alter, die geschlechtsabhängige Körpergröße und der Besitz oder Erwerb eines Führerscheins der Klasse B dann noch erfüllt werden können, steht einer Beamtenlaufbahn im Vollzugsdienst nichts mehr im Wege. Dass die Polizei-Anwärter keine Vorstrafen haben dürfen, sollte selbstverständlich sein.
Die Ausbildung zum Polizisten
Wer alleine die formalen Anforderungen zum Polizeidienst erfüllt, der hat schon einen großen Teil hinter sich und wird zur Ausbildung oder zum Studium zugelassen. Die Ausbildung selbst ist dann Ländersache, wobei das Studium drei Jahre lang vorgesehen ist und die Ausbildung zweieinhalb Jahre. Zu den theoretischen Inhalten der Ausbildung zählen unter anderem verschiedene Bereiche des Rechts, Polizeidienstkunde, Kriminalistik, Kriminologie, Funktechnik, politische Bildung, Englisch, Sozialwissenschaften und Waffenkunde. Der Praxisteil soll die gelernten Inhalte vertiefen und erweitern. Darunter fallen Fächer wie Selbstverteidigung, Erste Hilfe, Waffen- und Schießausbildung, bis hin zu umfangreichen Einsatztrainings, die reale Konflikte simulieren. Mit bestandenen Zwischen- und Abschlussprüfungen schließen Anwärter des mittleren Dienstes ihre Ausbildung als Polizeimeister ab, die des höheren Dienstes als Polizeikommissare.
Die Beamten im Einsatz
Nach der Ausbildung scheiden sich die Wege der Polizeischüler in die unterschiedlichsten Richtungen. Die Kommissare können beispielsweise auf Ermittlungsposten bei der Mordkommission hinarbeiten, während der mittlere Dienst aus Schutz- oder auch Verkehrspolizeidiensten bestehen kann. Die Möglichkeiten sind hierbei vielfältig und bieten einige Anreize auch später noch eine höhere Laufbahn einzuschlagen oder Teil einer Spezialeinheit zu werden. Doch wie auch in anderen Berufsgruppen ist es auch bei der Polizei nicht anders, dass der mittlere Dienst an „vorderster Front“ nicht nur einer der am schlechtbezahltesten ist, sondern auch einer der gefährlichsten, wie es nicht nur der jüngste Polizistenmord in Augsburg im Oktober 2011 zeigte. Dort verfolgte ein Polizeibeamter zusammen mit seiner Kollegin einen verdächtigen Motorradfahrer und dessen Mitfahrer. Nach einer wilden Verfolgungsjagd stürzten die beiden Männer mit ihrem Motorrad in einem kleinen Waldstück. Als sich die Polizisten den Verdächtigen näherten, feuerten diese ohne Vorwarnung mit einer Waffe und trafen den 41-jährigen Polizisten tödlich. Der Vorfall erschütterte das ganze Land, doch fehlt bis heute jede Spur des Mörders. An solch traurigen Ereignissen wird dann überdeutlich, wie gefährlich der Beruf des Polizisten wirklich sein kann.
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