Aus der Kriminaltechnik sind sie nicht mehr wegzudenken: DNA-Test, die flüchtige Spuren zu Indizien machen, Täter überführen und Unschuldige entlasten. Im Gesundheitswesen haben Testverfahren zum Feststellen der Erbgutinformationen mittlerweile einen festen Platz gefunden und sind nicht nur in der Schwangerschaftsdiagnostik üblich.
Auch bei Gerichtsstreitigkeiten wird die Vaterschaftsfrage meist über einen DNA-Test geklärt. Die Chromosomen lügen schließlich nicht, oder? Doch neben diesen behördlich oder ärztlich verwendeten Testverfahren greift in letzter Zeit ein zwiespältiger Trend um sich: Firmen bieten private DNA-Tests über das Internet an.
Schnell, billig und unkompliziert bekommt man(n) und frau gegen eine Speichelprobe Gewissheit über vielfältige Fragen – oder hofft es zumindest. DNA-Test: Segen der Wissenschaft oder doch trügerische Verheißung mit großer Gefahr?
Quälende Fragen sollen mit dem DNA-Test beantwortet werden
Oft sind es ausländische Anbieter, doch auch deutsche Firmen bieten mittlerweile ihre Hilfe bei Fragen wie: „Bin ich wirklich der Vater?“, „Dürfen wir mit unserer Vorgeschichte zusammen ein Kind zeugen?“, „Woher komme ich?“
Nach dem Ausfüllen eines Bestellformulars erhält man üblicherweise ein Probenentnahmeset, das man nach dem Benutzen zurückschickt, den geforderten Betrag überweist (heute oft schon unter hundert Euro!) und dann mehr oder weniger ruhig auf die Auswertung wartet.
Als Untersuchungsmaterial dienen im Prinzip alle Materialien, die Spuren von körperlichem Gewebe enthalten, also Kaugummi, Zigarettenkippen, benutzte Taschentücher, Kleidung mit Samenflüssigkeit, Haare mit Haarwurzeln, Tampons, Schnuller usw., aber meist werden gezielt mit einem Wattestäbchen entnommene Speichelproben analysiert.
Do-it-yourself-Tests sind gerichtlich oft nicht verwertbar
Wer mit Hilfe des so erhaltenen Berichtes hofft, ein richterliches Urteil erwirken zu können, erlebt oft eine böse Überraschung: Derartige Tests, die womöglich noch ohne Einverständnis der getesteten Person durchgeführt werden, sind in der Regel nicht anerkannt!
Für rechtlich verwertbare Tests sind bestimmte Rahmenbedingungen nötig (Einverständnis oder richterliche Anordnung, Dokumentation der Probenentnahme durch eine neutrale, anerkannte Person usw.), über die man sich zuvor unbedingt informieren sollte.
Wissen schafft keine Sicherheit
Nicht um die Abstammung, sondern um die Zukunft geht es den Patienten, die auf Anbieter wie die isländische Firma DeCODEme oder das amerikanische Unternehmen Navigenics reagieren: Sie erhoffen sich Auskunft über gesundheitliche Risiken, die genetisch bedingt sind.
Doch anerkannte Wissenschaftler, die ansonsten Befürworter moderner DNA-Techniken sind, warnen davor, aus den Aussagen und Ergebnissen solcher Tests Schlüsse für das weitere Vorsorge- oder Ernährungsverhalten zu ziehen.
Aussagen wie „Ihr Risiko auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ist halb so groß wie das der Gesamtbevölkerung“ könnte in trügerischer Sicherheit wiegen. Die Auffälligkeiten in der DNA, auf die sich diese Aussagen stützen, sind immer nur ein kleines Puzzleteil in einem großen Gesamtbild. An der Entstehung einer Krankheit sind aber immer zahlreiche Faktoren beteiligt.
Private DNA-Tests: Datenschutz oft nicht gewährleistet
Besonders kritisch wird es, wenn derartige private DNA-Tests in falsche Hände fallen. Da soll es tatsächlich Arbeitgeber geben, die eine Auskunft über genetisch veranlagte Krankheiten verlangen. Man sollte sich davor hüten, der Forderung nach Teilnahme an einem DNA Test nachzukommen und die Daten dann weiterzugeben.
Nicht nur Kündigung oder Nichtanstellung könnte drohen, auch die Verweigerung von Lebensversicherungen durch Versicherungsunternehmen wird riskiert. Wer weiß schon, welchen Weg einmal losgelassene Informationen nehmen, die durch viele Hände gehen? Wir wehren uns gegen den Raub unserer Kontodaten durch Spionageprogramme und sind doch selbst bereit, uns bis aufs Intimste zu entblößen – welcher Widerspruch!
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