Die Religion bremste die Wissenschaften aus und während sich die Gesellschaften relativ zügig entwickelten, die Städte immer größer wurden, nahmen Medizin und Hygiene teilweise groteske Züge an. Das lockte allerlei Ungeziefer an und natürlich auch besonders Ratten, die damals mehr mitbrachten als nur Ekel, nämlich die Pest.
Der schwarze Tod
Schon vor der großen Epidemie im Mittelalter gab es hin wieder Fälle von Pest, die auch größere Zahlen von Menschen dahinraffte. Doch den Höhepunkt und den Beinamen des schwarzen Todes erhielt die Pestepidemie in der Zeit von 1347 bis 1353. In nur sechs Jahren rottete die gefährliche Infektionskrankheit etwa ein Drittel des gesamten Europas aus, was in Zahlen rund 25 Millionen Menschen bedeutet. Ganz gleich, ob Jung, Alt, Frau, Mann oder Kind, die Erreger griffen gnadenlos um sich und vernichteten das Leben ganzer Landstriche. Ein Kraut gegen die Pest war damals nicht gewachsen und neben all dem Leid und Elend, das die Bevölkerung ohnehin schon zu ertragen hatte, kam die alltägliche Angst vor dem unsichtbaren Feind hinzu, ein Feind, der übermächtig schien.
Der Weg der Pest
Im Ursprung des genauen Erregers, der die Pest Pandemie im Mittelalter auslöste waren sich die Wissenschaftler teilweise uneinig, jedoch herrschte vorwiegend die Meinung, dass das Bakterium „Yersinia pestis“ die Katastrophe ausgelöst hatte. Erst kürzlich im Oktober 2011 veröffentlichte das US-amerikanische Wissenschaftsmagazin einen Artikel, demzufolge „Yersinia pestis“ zweifelsfrei als Auslöser der Pandemie bestimmt werden konnte. Einer Forschergruppe aus Deutschland, der Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und Großbritannien sei es gelungen, den Erreger aus der DNA von Skeletten zu identifizieren. Die untersuchten Skelette stammten aus den Jahren um 1350 und befanden sich auf einem Londoner Friedhof.
Nach heutiger Ansicht nahm die Pest ihren Lauf in Asien und wurde auf den Handelswegen mit nach Europa eingeschleppt, wo sie gnadenlos wütete und alles Leben auslöschte, das ihren Weg kreuzte. Und dies konnte schneller gehen als den Menschen lieb war, weil sowohl der Biss eines Flohs ausreichte, um die tödliche Krankheit zu übertragen, als auch die Tatsache von einem Infizierten angehustet zu werden, der die Erreger per Tröpfchen übertragen konnte. Der gefährlichere Weg führte aber zweifelsohne über den Floh, welcher den Erreger von den Ratten auf den Mensch übertragen konnte und bei der herrschenden Hygiene im Mittelalter, gab sowohl von den Ratten als auch von Flöhen mehr als genug. Dass die Infektion von den Ratten über die Flöhe auf den Menschen überging wurde übrigens erst im Jahre 1898 herausgefunden. Zur damaligen Zeit hatten die Menschen eine andere Theorie, wo die mysteriöse Krankheit entsprang, eine gewagte Theorie mit verheerenden Folgen.
Die Pestpogrome
Das Verhältnis zwischen Christen und Juden war bis 1349 ohnehin nicht besonders gut. Neben den Vorwürfen der Hostienschändung und der Ritualmordlegenden, waren die Juden als Wucherer besonders unbeliebt. Nach Ausbruch der Pest Pandemie wurde die Gunst der Stunde dann genutzt und der Verdacht bekundet, dass Juden die Brunnen vergiftet hätten und für die vielen Todesfälle verantwortlich seien. Diese Anschuldigungen hatten weitreichende Folgen und mündeten in einer Judenverfolgung, die sich ebenso schnell, aber teilweise noch radikaler ausbreitete als die Krankheit selbst. Auf diese Weise verloren neben den Pestopfern also auch eine große Anzahl von Juden ihre Leben. Diese sogenannten Pogrome – also die gewaltsamen Massenausschreitungen gegen bestimmte Gruppierungen – erreichten manche Orte dann noch lange bevor die Pest dort eintraf. So wütete die Pest also gleich in zweierlei Hinsicht und wurde ihrer Bezeichnung als „schwarzer Tod“ in negativem Sinne mehr als gerecht.
Woher kommt eigentlich der Begriff „Schwarzer Tod“?
Der schwarze Tod hat nichts mit der Farbe an sich zu tun und auch nichts mit der Erkrankung selbst. Für die Betroffenen Menschen der Epoche war die Pest vielmehr „das große Sterben“ oder auch die „große Pestilenz“. Der Begriff schwarzer Tod wurde erstmals von schwedischen und dänischen Geschichtsschreibern im 16. Jahrhundert genutzt, die den Begriff „schwarz“ nicht als Farbbezeichnung verwendeten, sondern als bedrohliches Adjektiv, als Synonym für das Schreckliche, Unheilvolle. Der Begriff geriet dann in der Folgezeit ein wenig in Vergessenheit und wurde erst wieder vom deutschen Arzt Justus Friedrich Karl Hecker im Jahre 1832 aufgegriffen. Seither ist der Ausdruck „Der schwarze Tod“ oder im Englischen „Black Death“ als Bezeichnung für die Pest-Pandemie von 1347 bis 1353 gebräuchlich.
Foto: Pestilence Spreading//Chesnok:Wikipedia
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