Im Zeitalter der Fertiggerichte und Tütengewürzmischungen ist das gute, alte Chili, wie es liebevoll in seiner Kurzform genannt wird, hierzulande oftmals ein bequemes Partyessen und auch nur eine von vielen Möglichkeiten seine Mahlzeit zu gestalten. Fleisch, Bohnen und Gewürze werden in einen Topf geworfen, erhitzt und dann meistens mit Brot gegessen – nicht Schlechtes, aber auch nichts Besonderes. In weiten Teilen der Welt, allem voran in seinem möglichen Ursprungsort USA, ist das Chili allerdings weit mehr als nur eine Mahlzeit, nämlich Kult, nicht selten sogar Lebenseinstellung. Besonders im Süden der Vereinigten Staaten werden häufig ganze Volksfeste um das Chili herum veranstaltet und von Jung und Alt gleichermaßen zelebriert. Hier ein kleiner Streifzug, des Kulteintopfes.
Der Ursprung des Chili con Carne
Der Anhang des Namens „Con Carne“ kommt aus dem Spanischen und heißt übersetzt nicht mehr und nicht weniger als „mit Fleisch“. Dementsprechend setzt sich das ursprüngliche Chili auch aus nicht viel mehr zusammen, als Chilis und Fleisch. Wenn es um solch ruhmreiche Gerichte wie das Chili geht, ist man sich des genauen Ursprungs natürlich nicht immer ganz einig. So beanspruchen sowohl verschiedene Südstaaten der USA das Chili Con Carne erfunden zu haben, ebenso wie die Mexikaner. Und weil es keine exakten, historischen Aufzeichnungen über die tatsächliche Herkunft des Gerichtes gibt, wird einem nicht viel anderes übrig bleiben, als zu mutmaßen und sich den verschiedenen Legenden zu erfreuen.
Eine davon ist die Behauptung, das Chili stamme von den Nordamerikanischen Indianern, die mit der extremen Schärfe der Chilischoten ihr Rindfleisch konservierten. Dazu wurde das Fleisch angeblich ordentlich geschärft und getrocknet. Bei Bedarf konnte es mit Salz und Fett wieder schonend erhitzt werden. Durch diese Methode war das Fleisch auch tatsächlich sehr lange haltbar und konnte ohne großen Aufwand zubereitet werden. Der Legende zufolge machten sich die amerikanischen Cowboys zu Nutze und konnten damit weite Strecken zurücklegen, ohne die Furcht in verlassener Umgebung den Hungertod sterben zu müssen.
Der ältesten und wohl zweifelhaftesten Legende zufolge erfand bereits im 17. Jahrhundert eine spanische Nonne das Chili con Carne. In einer Art Trance sei ihr damals das erste Chili Rezept vor dem geistigen Auge erschienen. Weitaus glaubwürdiger klingt da schon eher die Annahme, dass das Chili ursprünglich aus Gefängnissen in Texas stammt. Dort sollen um Kosten zu sparen einfach das damals billigste Fleisch, also Rindfleisch, mit Chilis und Gewürzen gemixt worden sein. Die Mahlzeit war nahrhaft, absolut genießbar und vor allem eben sehr günstig.
Neben den US-amerikanischen Ansprüchen wurden auch Stimmen aus Mexiko laut, die den Ursprung des Chilis in ihrem Land sehen. Und ganz so abwegig ist dies auf keinen Fall, ist der mexikanische Einfluss im Original Chili doch durchaus erkennbar. Denn die Mexikaner sind schließlich berühmt berüchtigt für Ihre starke Verwendung verschiedener Chili Sorten, sodass es auch nicht fern liegt, dass sie es zuerst waren, die das Rindfleisch mit den scharfen Früchten anreicherten. Was zudem dafür spräche, wären die vielen Lateinamerikaner die im Grenzgebiet von den USA und Mexiko nicht selten unter der Armutsgrenze lebten und sich überwiegend von dem billigen, scharfen und haltbaren Fleisch-Chili-Mix ernährten.
Doch welcher Geschichte auch immer man seine Sympathien schenken mag, das erste schriftliche Rezept für das klassische Chili stammt aus dem US-amerikanischen Rezeptbuch „Mrs. Owen’s Cook Book“ aus dem Jahre 1880.
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Das moderne Chili
Ganz unabhängig von der tatsächlichen Herkunft des Chilis, hat sich das Gericht über die Jahre in Texas niedergelassen und den südlichen Zipfel der USA zur wahren Chili-Hauptstadt werden lassen. Mit den Grundzutaten des Fleisches und der Chilis war das Gericht durchgehend günstig und auch einfach und für Jedermann zuzubereiten. Im Laufe der Zeit gab es dann unglaublich viele Variationen der Chili con Carne Zubereitungen, sodass sich schließlich sogar zwei Verbände gründeten und den Status des Chilis weit über den eines gewöhnlichen Gerichtes hinausheben wollten, vielmehr sollte Chili Con Carne als Lebensgefühl betrachtet werden. Sowohl die „Chili Appreciation Society International“ als auch die „International Chili Society“ veranstalteten fortan Chili Wettbewerbe mit strengen Regeln.
Bei diesen sogenannten Cook Offs, die sich über zahlreiche Besucher freuen und als eine Art Volksfest gelten, treten Chili Köche des ganzen Landes an, um ihre neuen Kreationen vorzustellen, immer in der Hoffnung natürlich, den heißbegehrten Siegertitel zu gewinnen. Die Sieger Chilis haben es dann meist auch in sich und zwar nicht nur an Schärfe, sondern auch allerlei Zutaten, die man in dem Fleischeintopf wahrscheinlich nicht erwarten würde. Schwarzbier, Kakao oder auch Schokolade sind nur wenige Beispiele, die im Zusammenhang mit einem Chili zwar schräg klingen, aber tatsächlich zum wahren Geschmackserlebnis werden. Jeder Chilifreund sollte die Chance solch einem Cook Off beizuwohnen unbedingt nutzen, sobald sich diese ergibt. Denn die amerikanischen Chilis sind mit unseren europäischen nicht ansatzweise zu vergleichen und mit den Tütengewürzen natürlich schon gar nicht. Natürlich, ein Nachkochen zu Hause ist möglich, finden sich im Internet schließlich unerschöpflich viele Rezepte wieder, doch einen echten Chili Wettbewerb mitzumachen ist noch einmal etwas ganz anderes. Und vielleicht noch eine kleine Warnung an alle, die es nicht so scharf mögen. Bei aller Variationsvielfalt der Chilis haben die „echten“ nämlich immer eines gemeinsam: Sie sind brutal scharf.
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Danke für die vielen Hintergrundinfos. Als „Lebenseinstellung“ würde ich Chili Con Carne zwar nicht bezeichnen, es ist aber definitiv ein variantenreiches, leckeres Gericht, was es zu vielen Gelegenheiten bei mir und meinen Gästen gibt.