Im Grunde ist der Kauf eines gebrauchten Fahrzeuges Vertrauenssache, doch meistens findet man das Wunschauto eben nicht beim Stammhändler des Vertrauens oder in der Garage des Onkels, sondern in Kleinanzeigen im Internet oder bei einem Händler, von dem man noch nie zuvor gehört hat. Von Vertrauen kann dann in beiden Fällen keine Rede mehr sein, weshalb es umso wichtiger ist, das gebrauchte Fahrzeug auf Herz und Nieren zu prüfen, damit aus einem vermeintlich guten Kauf, kein waschechter Reinfall wird. Zwar ist die Prüfung auf die Schnelle auch keine einhundertprozentige Garantie, aber einige Dinge sollten unbedingt genauestens begutachtet werden. Denn nicht selten versuchen dreiste Verkäufer, teils schwere Mängel optisch „aufzuhübschen“.
Vor dem Kauf ist nach dem Kauf
Zieht man es in Betracht ein gebrauchtes Auto zu kaufen, beginnt die Arbeit schon lange vor dem ersten Besichtigungstermin, denn der gröbste Fehler, den man beim Autokauf begehen könnte, wäre eine Entscheidung aus dem Bauchgefühl heraus zu treffen. Für viele mag das selbstverständlich klingen, doch steht man erst einmal vor seinem Wunschauto und befindet sich am Wickel des Verkäufers, kann so eine „Bauchentscheidung“ schneller eintreffen als einem lieb sein kann und die Enttäuschung im Nachhinein ist groß, ganz zu schweigen von dem Geld, das aus dem Fenster geworfen wurde. Deshalb gilt es sich schon im Vorfeld gut über die Schwachstellen des gewünschten Modells zu informieren. Machen Sie sich schlau über anfällige Teile, Konstruktionsschwächen und nutzen Sie die Erfahrung anderer Besitzer des gleichen Fahrzeuges. Das Internet bietet dafür beinahe unerschöpfliche Möglichkeiten, die man unbedingt nutzen sollte. Sind Ihnen die Schwachstellen bekannt, können Sie das Auto, das Sie kaufen möchten, gezielt danach untersuchen.
Außen hui, innen pfui? – Karosserie und Innenraum
Die Karosserie ist das erste, was man beim Autokauf zu sehen bekommt. Entsprechend darf man sich in der folgenden Begutachtung auch gerne vom ersten, optischen Eindruck des Wagens leiten lassen. Sind schon an gut einsehbaren Stellen Rost, Kratzer und Beulen zu sehen, liegt die Vermutung zumindest Nahe, dass weitere Mängel vorhanden sind, die man nicht sofort ausmachen kann. Eine genauere Untersuchung sollte in solch einem Falle Pflicht sein. Doch das weiß natürlich auch der findige Verkäufer, der Mängel und Altersspuren ja eigentlich vertuschen möchte. Entsprechend sollten Sie gerade bei älteren Autos auch dann genauestens hinsehen, wenn es von außen schon blitzt, glänzt und funkelt. Untersuchen Sie die Karosserie so gut wie möglich auf Rostspuren oder Anzeichen einer Reparatur. Vor allem Rost an den tragenden Teilen unter dem Auto kann sich als dramatisch erweisen. Nutzen Sie daher nach Möglichkeit eine Hebebühne, um den Unterboden des Fahrzeuges zu begutachten. Empfohlen wird die Besichtigung übrigens an trockenen und vor allem hellen Tagen, weil Regen und Nässe gut geeignet sind Lackschäden zu verbergen und im Dunkeln sollte natürlich grundsätzlich kein Wagen begutachtet werden. Vergessen Sie nicht, einen Blick auf die Reifen, Felgen und wenn möglich auch auf die Bremsen zu werfen. Denn können Sie bei den Bremsen Rost oder auslaufende Bremsflüssigkeit feststellen, könnten teure Reparaturen drohen. Macht die optische Rundschau einen guten Eindruck, sollten unbedingt noch die Scheiben aus der Nähe kontrolliert werden. Denn obwohl Steinschläge ein Sicherheitsrisiko darstellen, werden sie beim Verkauf nur äußerst selten überhaupt erwähnt.
Im Innenraum des Fahrzeuges sollten die Sitze, die Bodenbleche und die Armaturen überprüft werden. Optische Abstriche können natürlich je nach eigenem Ermessen hingenommen oder beanstandet werden, doch dürfen auch hier die Bodenbleche nicht von Rost befallen sein und auch die Instrumente, wie Tacho oder Tankanzeige müssen tadellos funktionieren.
Er läuft und läuft und läuft – Motor und Getriebe
In den Motor hineinschauen kann man natürlich nicht, jedenfalls nicht ohne großen Aufwand, der dann vermutlich in keinem Verhältnis mehr zum Kaufpreis des Wagens stünde. Dennoch sollte der Motor genau unter die Lupe genommen werden. Denn gibt es hier Schäden oder Verschleiß wird eine Reparatur schnell sehr teuer und bei gebrauchten Fahrzeugen oftmals unwirtschaftlich. Die offensichtlichste Schwäche des Motors ist auslaufendes Öl und sie ahnen es schon, der Verkäufer, der es nicht ehrlich meint, wird hier natürlich Vorkehrungen treffen und den Motorraum abdampfen, also reinigen, sodass er erstrahlt, als käme er frisch aus den Fertigungshallen. In solch einem Fall heißt es dann, noch genauer hinzuschauen und zwar am besten nach einer längeren Probefahrt. Achten Sie bei dieser und schon bei laufendem Motor im Stand auf verdächtige Geräusche und konzentrieren Sie sich auf das allgemeine Verhalten des Fahrzeuges. Lässt es sich ohne Probleme und Geräusche schalten? Bleibt es in der Spur? Bremsen in Ordnung? Sind Sie mit dem Fahrverhalten zufrieden?
Ist im Anschluss noch alles dicht, dürften zumindest schwere Verschleißerscheinungen ausgeschlossen werden. Aber wie sieht das Motorenöl am Messstab eigentlich aus? Ein gesundes, frisches Öl ist schön nussbraun. Bei älteren Fahrzeugen kann es gut und gerne auch ein wenig dunkler sein, doch auf keinen Fall schwarz. Und wenn der Motordeckel schon einmal offen ist, kontrollieren Sie gleich die Schläuche auf Dichtigkeit, die Batterieanschlüsse auf Korrosion und achten Sie generell auf auslaufende Flüssigkeiten. Ist auch hier augenscheinlich alles in Ordnung fehlt eigentlich nur noch die Prüfung der Papiere.
Papierkram nicht vergessen
Zu den Papieren gehören auch die Bescheinigungen der TÜV und Abgasuntersuchungen. Aufgezeichnete Mängel erklären sich dann von selbst, wobei eine länger zurückliegende Prüfung zumindest verdächtig ist. Ein Blick in die anderen Papiere kann dann aufschlussreich sein. Zu viele Vorbesitzer sind meistens ein schlechtes Zeichen, ebenso wie eine unterbrochene Wartung oder Serviceleistung, die im Serviceheft, dem sogenannten Scheckheft des Wagens eingesehen werden kann. Auch eine lückenlose Eintragung ist keine Garantie für ein Top-Fahrzeug, jedoch bringt ein Auto, dessen Wartung schon mehrere Jahre zurückliegt mit großer Wahrscheinlichkeit anstehende Reparaturen mit sich. Wenn mit dem Fahrzeugbrief und Fahrzeugschein alles in Ordnung und die Fahrgestellnummer, die sich entweder im Motorraum oder am Türschweller findet, mit der Fahrzeugidentifikationsnummer in den Papieren übereinstimmt, wartet der Vertrag auf Ihre Unterschrift. Denn ein Kaufvertrag sollte sowohl vom privaten als auch vom gewerblichen Händler selbstverständlich sein. Lassen Sie ausnahmslos alle Verabredungen schriftlich festhalten und verlassen Sie sich nicht auf mündliche Nebenabreden.
Das kann sich doch kein Mensch merken
Alles kann man sicherlich nicht im Kopf behalten, vor allem dann nicht, wenn man von einem Verkäufer drangsaliert wird oder sich nach frisch bestandener Führerscheinprüfung alleine auf der Pirsch nach einem fahrbaren Untersatz befindet. Bedenkt man dann noch, dass die bis hierhin erwähnten Aspekte nur grobe Anhaltspunkte sind, wird die Sache noch unübersichtlicher. Doch für genau solche Zwecke stellt der ADAC eine siebenseitige Checkliste für den Gebrauchtwagenkauf bereit, in der alle wichtigen Aspekte ausführlich beschrieben sind. Diese Liste im Vorfeld studiert und ausgedruckt mit zum Besichtigungstermin genommen, kann nicht mehr viel schief gehen. Wer jedoch ganz auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich das Auto vor dem Kauf auch von Experten einer unabhängigen Stelle prüfen lassen. Auch hier bietet der ADAC die Möglichkeit eines Gebrauchtwagenchecks gegen geringe Gebühren. Die Adressen lassen sich auf der Seite des ADAC einsehen. Doch wie auch immer Sie ihr Auto auswählen, nehmen Sie die Zeit und Mühen in Kauf, um mögliche Probleme auszuschließen. Es lohnt sich.
Weiterführender Link zum Thema:
ADAC-Checkliste für den Gebrauchtwagenkauf:
http://www.adac.de/infotestrat/fahrzeugkauf-und-verkauf/gebrauchtfahrzeuge/checkliste/default.aspx?ComponentId=27706&SourcePageId=49347
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