Mit weniger als einem halben Quadratkilometer Fläche und gerade mal rund 993 Einwohnern ist der Vatikan der kleinste, anerkannte Staat der Welt. Doch von dem winzigen Stadtstaat im Herzen Roms geht nicht nur eine Menge Faszination aus, sondern vor allem ungeheure, geistliche Macht, beherbergt der Vatikan doch das Oberhaupt der katholischen Kirche, den Papst, als Vermittler zwischen Gott und der Menschheit. Und gerade dieser Gesichtspunkt rückt das Fleckchen Erde in den monumentalen Blickpunkt aller gläubigen Katholiken weltweit.
Geschichte des Vatikanstaates
Ursprung
Als Vatikan wurde ursprünglich nur ein kleiner Hügel in Rom, genauer am nördlichen Ufer des Flusses Tiber bezeichnet. Auf eben jenem Hügel hatte Kaiser Nero einen Zirkus errichtet, in dem unzählige Juden und Christen hingerichtet wurden. Nördlich dieses Zirkus befand sich ein kleiner Friedhof, auf dem der Apostel Petrus begraben lag. An dieser Stelle ließ der Kaiser Konstantin später die Gedenkkirche St. Peter errichten. Diesen zwei Umständen hat es der Vatikan Hügel zu verdanken, dass er zum Wallfahrtsort für viele Katholiken wurde.
Entwicklung
Über die Zeit kamen weitere Gebäude hinzu, die den Ansprüchen der gläubigen Besucher gerecht werden sollten und Papst Leo der Vierte sorgte im 9. Jahrhundert dafür, dass der Wallfahrtsort durch eine Mauer abgegrenzt wurde. Nach einigen Reibereien um Herrschaftsansprüche, angeblichen und tatsächlichen Ländergeschenken von Kaisern an die Kirche, verlegten die kirchlichen Vertreter dann im 14. Jahrhundert ihren Sitz in die Vatikanstadt und machten sie zum Zentrum der gesamten katholischen Kirche. Die Bedeutung des Vatikan Hügels nahm immer mehr zu und schon während der Zeit des Kirchenstaates kamen mehr und mehr prunkvolle Bauwerke hinzu, die den Stellenwert des Ortes verdeutlichen sollten.
Eigener Staat
Die weltlichen Herrschaftsansprüche der katholischen Kirche waren undurchsichtig und beruhten teilweise auf zweifelhaften Schenkungen des Kaisers Konstantin. So gründete das erste Aufkeimen des Kirchenstaates im 8. Jahrhundert zum Beispiel auf einer gefälschten Urkunde, die bis ins Jahre 2006 für Unruhe sorgte. Diese sogenannte Konstantinische Schenkung zählt bis heute als einer der größten Betrugsfälle der Geschichte. Nach der Auflösung des Kirchenstaates im Jahr 1870 blieb der Status des Vatikanstaates aber zunächst ungeklärt. Erst im Jahre 1929 wurde der Vatikan durch die Lateranverträge mit dem italienischen Staatsoberhaupt Mussolini zum souveränen Staat ernannt.
Der Vatikan heute
Politik
Der Vatikan ist bis heute ein vollwertiger souveräner Staat und die letzte absolute Monarchie, was bedeutet, dass sämtliche Gewalten dem Papst unterliegen. In der Praxis ist dieser jedoch vertretungsberechtigt, sodass die administrativen Aufgaben an verschiedene Personen verteilt sind. Die Einwohner des Vatikans bestehen ausschließlich aus Geistlichen und Beschäftigten des Stadtstaates. Die äußere Sicherheit des Vatikans ist durch den italienischen Staat gesichert, während für die innere Sicherheit die Schweizergarde verantwortlich ist.
Die Schweizergarde
Die Schweizergarde ist noch heute für die Sicherheit des Papstes und auch für die Bewachung des Eingangs zu dem heiligen Boden verantwortlich. Insgesamt besteht die päpstliche Armee aus 110 Mann, wobei 78 Gardisten ihre Pflicht in traditioneller Uniform, sowie mit Hellebarde und Schwert bewaffnet erfüllen. Sollte es jedoch zu einem Zwischenfall kommen, müssen sich die Schweizer Soldaten nicht auf das veraltete Kriegsgerät verlassen, sondern haben wie in anderen Staate auch Pistole und Sturmgewehr zur Verfügung. Über die exakte Bewaffnung des Vatikans liegt ein Mantel des Schweigens.
Wirtschaft
Die Finanzierung des winzigen Staates findet im Übrigen nur durch die eigene Wirtschaft, wie Souvenirstände, ein Supermarkt und eine Tankstelle statt, sowie über Einnahmen aus Sammlermünzen, Briefmarken und rund 2.400 vermieteten Häusern außerhalb des Vatikans. Hinzu kommen etwa 85 Millionen Euro Spenden pro Jahr. Die Kirchensteuer fließt nicht in den Vatikan, sondern verbleibt bei den jeweiligen Gemeinden.
Eine kleine Welt für sich
Zwar verfügt der Vatikan nicht einmal über einen eigenen Frisör, geschweige denn über ein Krankenhaus, doch hat der Mini Staat eine eigene Fußballiga vorzuweisen. Ausgetragen werden die Spiele in einem Außenbezirk mit vier Feldspielern und einem Torwart. Viel mehr Spieler können nicht aufgebracht werden. Entsprechend ist der Vatikan auch kein Mitglied im Weltverband der Fußballs, der FIFA, und betrachtet die Unternehmung selbst wohl auch eher mit einem Augenzwinkern. Ein sehr weltoffener Aspekt, den man dem Vatikan auf Anhieb vielleicht gar nicht zutrauen würde ist, dass zum Beispiel Unternehmen, die den Vatikan auf einer Reise besuchen nach vorheriger Anfrage die „heilige“ Fußballmannschaft herausfordern können. Wie man sieht, birgt der Vatikan ganz unabhängig vom Glauben eine ungeheure Vielfalt in Kultur und Geschichte. Entsprechend ist der Stadtstaat auch immer wieder ein beliebtes Ziel von Touristen. Und wenn sich die Chance ergibt, sollte man sich den winzigen Staat auch durchaus mal in Natura betrachten.
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