Die überraschende Nachricht zuerst: Wie oft ein Paar miteinander schläft, sagt nichts über die Qualität der Partnerschaft aus. Schließlich beginnt die Erotik innerhalb einer Beziehung nicht erst im Schlafzimmer, sondern bereits bei liebevollen alltäglichen Gesten, mit denen der Körperkontakt gefestigt wird.
Doch während die Sexualität als Beziehungsgradmesser heutzutage meist überbewertet wird, gibt es andere Warnsignale für die Beziehungsqualität, die gerne übersehen werden. Vielleicht liegt es daran, dass sie weitaus leiser und unspektakulärer daherkommen. Zudem entfalten diese Beziehungskiller ihr Gift so schleichend, dass die Paare erst aufwachen, wenn die Beziehung bereits am Abgrund steht.
Der amerikanische Psychologe John Gottmann ging diesen Beziehungskillern, die er als „apokalyptische Reiter“ bezeichnet, auf den Grund.
Kritik und Verteidigung – der Anfang vom Ende
Im Überschwang der Gefühle betrachten Verliebte die Welt nicht nur durch eine rosarote Brille, sondern verfügen über die beneidenswerte Gabe, die Schwächen des anderen als liebenswerte Eigenheiten zu tolerieren. Dummerweise kommt recht bald der Punkt, an dem die Macken des Partners nicht mehr liebenswert sind – sie nerven einfach nur noch.
Wer die Kritik dann noch in Form von Schuldzuweisungen verpackt, provoziert in der Regel nur eine Verhaltensweise auf der Gegenseite: Verteidigung. Sobald sich ein Paar in einen Kreislauf aus Kritik und Verteidigung verstrickt hat, ist in der Regel bald die zweite Krisenstufe erreicht.
Wenn Verachtung Rückzug provoziert
Die Kritik wird nun nicht einmal mehr ansatzweise konstruktiv oder fair vorgebracht, stattdessen hagelt es sarkastische oder zynische Bemerkungen. Das, was auf der Bühne des politischen Kabaretts für große Heiterkeitserfolge sorgt, ist das Beziehungsgift schlechthin – denn bezweckt wird hierbei nur eins: den Partner zu verletzen. Der revanchiert sich notgedrungen, indem er entweder verbal zurückkeilt – oder er zieht sich zurück.
So kommt es gar nicht mehr zu einem reinigenden, konstruktiven Streit, stattdessen wird die Beziehung schleichend mit Groll und unterdrückten Emotionen vergiftet. Nicht selten sind an diesem Punkt der Partnerschaft Machtkämpfe an der Tagesordnung. Es geht nicht mehr darum, Streitpunkte einvernehmlich zu lösen, sondern nur noch darum, Recht zu behalten.
Das Ende ist nah
Natürlich, so Gottmann, steht die Beziehung nicht gleich vor dem Aus, sobald das Paar in einige der beschriebenen Verhaltensweisen rutscht. Doch sollte die Phase, in der man den Partner kritisiert oder zynische Bemerkungen auf seine Kosten macht, nur ein kurzer Ausrutscher sein. Anderenfalls ist die Beziehung über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt.
Paare, die nicht den Mut zur Trennung aufbringen, schlittern oft in Zusammenleben, das als „gemeinsam einsam“ charakterisiert werden kann – auch keine Alternative. Was hilft? Das Ruder energisch herumreißen, sobald sich einer der „apokalyptischen Reiter“ einschleicht.
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