Bereits vor einigen Jahren scherte die US-Firma Apple auf die Überholspur aus und startete eine echte Aufholjagd im Rennen um die mobile Elektronik. Sowohl I-Pod als auch I-Phone fanden schnell eine große Anhängerschaft, etablierten sich auf dem Markt und verdrängten Konkurrenten auf die hinteren Plätze. Mit dem I-Pad wurde das Produktportfolio Apples dann vor wenigen Jahren noch abgerundet und um eine technische Innovation ergänzt, die laut Expertenmeinung sogar dazu geeignet war, die guten, „alten“ Notebooks zu verdrängen. Doch so innovativ ist Apples I-Pad gar nicht, sondern blickt auf eine regelrechte Armada auf Vorgänger zurück, die aber nicht ansatzweise den Erfolg des I-Pads einheimsen konnten.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Bereits seit dem Jahr 2000 waren Mitarbeiter von Apple mit der Entwicklung einer neuen Tablet-Konzeption beschäftigt, welche die alten und insgesamt eher leistungsschwachen PDAs ablösen sollte. Das Projekt wurde mehrfach unterbrochen und wieder aufgenommen, bis sich im Jahr 2007 zunächst das allseits bekannte I-Phone daraus entwickelte und quasi ohne viel Zeit zu verlieren die Smartphone-Herrschaft an sich riss. Das Display des mobilen Allzweck-Telefons besaß eine hervorragende Qualität und dessen Touchscreen ließ sich intuitiv und problemlos bedienen. Schnell kamen viele, nützliche Anwendungen hinzu – die sogenannten Apps, die das alltägliche Leben erleichtern sollen. Trotz des gigantischen Verkaufserfolges des kleinen, smarten Telefons, haben sich Apple natürlich nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht, sondern weiter an den Tablet-Entwicklungen gearbeitet. Rund drei Jahre später konnte die Firma unter der Leitung von Steve Jobs mit dem I-Pad dann auch den ersten Tablet PC präsentieren. Auch dieser eroberte schnell die Herzen der, man kann schon beinahe sagen, Apple Fans und erfreute sich an enormen Absatzzahlen. Aber war das I-Pad wirklich der erste Tablet PC?
Aus alt mach neu
Das I-Pad wird von vielen Nutzern hauptsächlich als Spielerei beschrieben, die man im Grunde nicht wirklich braucht, aber die dennoch unglaublich oft genutzt wird. Und betrachtet man sich die Vergangenheit der Computertechnik ein wenig genauer, scheint an dieser Aussage auch etwas Wahres dran zu sein. Denn kommerzielle Tablet PCs gibt es schon seit Ende der 1980er Jahre, nur wollte sie damals kaum jemand haben. Natürlich hat sich die Technik seither verbessert und die Möglichkeiten haben sich gerade durch das ständige Nutzen von sozialen Netzwerken deutlich erhöht, aber an der grundsätzlichen Idee der Geräte hat sich nicht viel verändert. Bei den ursprünglichen Tablet PCs war es aber keineswegs so, dass man versuchte lieblos zusammengeschusterte Technik an den Mann zu bringen. Vielmehr schluckten die mobilen Touchscreen PCs enorme Entwicklungszeit und auch Kosten, die den einen oder anderen Entwickler aufgrund mangelnder Resonanz im Verkauf die Existenz kosteten. Viele Geräte kamen dann schon gar nicht mehr über den Prototypen-Status hinaus.
GRIDPad – Das erste seiner Art
Die Vorläufer zu den Tablet PCs reichen bis in das Jahr 1887 zurück, in dem der US-Amerikaner Elisha Gray den Teleautographen entwickelte. Das Gerät sollte es ermöglichen, handgeschriebene Texte telegrafisch zu versenden. Im Jahre 1893 konnte Gray auf der Chicagoer Weltausstellung dann das funktionierende Gerät präsentieren. Das erste Eingabe-Tablet für stationäre Computer wurde Anfang der 1960er Jahre von der RAND Corporation vorgestellt, war mit rund 18.000 Dollar für den Privatanwender aber eher weniger erschwinglich. Es folgten weitere Entwicklungen zu der innovativen Technologie und im Jahre 1989 präsentierte die US-Firma Grid-Systems den ersten mobilen Tablet PC, das GRIDPad, das mit etwa 3000 US-Dollar nicht wirklich ein Schnäppchen, aber doch durchaus erschwinglich war. Das Gerät verfügte über einen 10 Zoll Monochrombildschirm, lief mit einem MS DOS Betriebssystem und war mit einem Megabyte RAM ausgestattet. Und da Tablet PC übersetzt nichts anderes bedeutet als Notizbuch PC, wurde das Gerät charakteristisch mit Stift und Touchscreen bedient. Insgesamt stieß das Gerät auf gute Kritiken und schien sich zum Erfolg zu entwickeln, doch gab es schon Mitte der 1990er Jahre unternehmerische Schwierigkeiten und das GRIDPad verschwand wieder spurlos vom Markt.
Tablet PCs erst ohne Schwung, dann überschwänglich
Die Technologie der Tablet PCs an sich wurde selbstverständlich auch von anderen Firmen verfolgt, sodass es in den folgenden Jahren nach dem GRIDPad noch einige Modelle an vielversprechenden Tablet PCs zu bewundern gab, doch die zündende Begeisterung, die den Geräten zum Durchbruch hätte verhelfen können blieb aus. Zwar waren die Geräte weder übermäßig teuer, noch besonders leistungsschwach, doch schien in der breiten Bevölkerung kein Nutzen vorhanden gewesen zu sein. Wie bereits angedeutet, sehen viele Kritiker auch beim aktuellen I-Pad keinen wirklichen Nutzen und führen den Erfolg des Gerätes auf ein aggressives Marketing zurück.
Recht aggressiv geht es aber auch bei den Firmen untereinander zu, wenn es um das Thema Tablet PCs geht. Denn der riesige Erfolg des Apple Produktes zog natürlich andere Firmen an, die auf die Welle des Tablet-Hypes aufspringen und ähnliche Produkte anbieten. An sich ist das nichts außergewöhnliches, sondern etwas absolut gängiges und gewohntes. Jedoch ließ sich Apple weitreichende Geschmacksmuster im europäischen Rechtsraum sichern und sah diese jüngst durch das neuste Produkt der Koreaner Samsung verletzt. Der US-Amerikanische Gigant erwirkte eine einstweilige Verfügung, die den Verkauf und die Bewerbung des Gerätes von Samsung stoppen sollte – mit Erfolg. Bis zur Hauptgerichtsverhandlung Mitte des Jahres 2012 darf das Galaxy Tab 10.1 von Samsung nicht angeboten werden und die Aussichten für den asiatischen Hersteller stehen schlecht. Bedenkt man, dass es sich bei den gesicherten Rechten umso triviale Merkmale handelt, wie zum Beispiel um „ein Display, das unter der klaren Oberfläche zentriert ist“ oder auch um „ein rechteckiges Produkt mit vier gleichmäßig abgerundeten Ecken“, so könnten demnächst noch vielen weiteren Herstellern Verbote drohen. Doch ob nun mit Verboten oder ohne, das I-Pad hat sich jedenfalls durchgesetzt und wird sich so oder so auch weiterhin gut verkaufen.
Weiterführender Link zum Thema:
Die erfolglosen Tablet PCs im Überblick
http://www.pcworld.com/article/188223/the_long_fail_a_brief_history_of_unsuccessful_tablet_computers.html
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