Dass Hygienekontrollen in der Lebensmittelbranche keine Schikane für die Unternehmen bedeuten, sondern vielmehr dem Schutz der Verbraucher dienen und diesen mehr Sicherheit bieten sollen, dürfte selbstverständlich sein. Doch der Verbraucher muss das natürlich auch mitbekommen, denn was nutzt es schon, wenn ein bestimmtes Restaurant gegen die Hygienevorschriften verstößt und keiner es weiß? Umso erfreulicher ist es da natürlich, dass Berlin dem Smiley-System der Dänen nacheifert und die Ergebnisse der Kontrollen veröffentlicht. In der Theorie eine feine Sache für den deutschen Bürger, doch in der Praxis bemängeln Verbraucherschutzorganisationen wie die Foodwatch, die halbherzige Umsetzung. Denn im Gegensatz zu den Ankündigungen und der Konsequenz des skandinavischen Vorbildes startet das System nur in Berlin und zum Entsetzen vieler Verbraucher werden auch nicht alle Ergebnisse bekannt gegeben.
Der Hintergrund
Dänemark hat bereits im Jahr 2001 ein für Verbraucher und Unternehmen transparentes System zur Lebensmittelkontrolle eingeführt. Gegen den Widerstand der Gaststätten und Lebensmittelbetriebe wurde durchgesetzt, dass die Ergebnisse der unangekündigten Kontrollen unmittelbar nach der Prüfung veröffentlicht werden. Zusätzlich müssen die Unternehmen den Kontrollbericht vor Ort gut sichtbar anbringen und ihre Lokalität mit einem Smiley kennzeichnen, der das Ergebnis der Prüfung auf den ersten Blick widerspiegelt. Entsprechend gibt es vier Smileys, deren Bedeutung von „keine Beanstandung“ bis hin zu schweren Hygieneverstößen mit Strafanzeige reicht. Seit 2008 gibt es einen zusätzlichen „Elite-Smiley“, der vorbildlichen Betrieben verliehen wird, in denen es seit 12 Monaten nicht die geringste Beanstandung gab. Das System stieß natürlich zunächst auf Kritik der Lebensmittelbranche, doch auf den zweiten Blick können auch die Unternehmen ihren Nutzen aus dem System ziehen. Denn die Smileys stießen auf großen Anklang bei den Verbrauchern und gerade die Verleihung eines Elite-Smileys vermittelt langfristige Qualität, was ebenso langfristig die Kundschaft steigert.
Berlin als deutscher Vorreiter des Smiley Systems
Nachdem sich das Kontrollsystem also 10 Jahre lang in Dänemark bewährt hat, zog Berlin vor kurzem nach und führte ebenfalls ein Smiley System ein. Dieses gilt zunächst aber nur für Gaststätten und bleibt in der Konsequenz weit hinter dem dänischen Vorbild zurück. Denn anders als im hohen Norden können die Berliner Restaurants Einspruch gegen die Kontrollergebnisse erheben und eine Veröffentlichung dadurch verhindern. Für den Verbraucher wird das im Ansatz gute System also wieder einmal zur halbtransparenten, eben halbherzigen Angelegenheit, bei der die schludernden Betriebe besser weg kommen als die Interessen der Verbraucher. Und das obwohl die Berliner Verbrauchersenatorin Katrin Lompscher die Übernahme des dänischen Systems eigentlich ohne Abstriche angekündigt hatte. Für Verbraucher ist das ärgerlich, aber nicht verwunderlich, denn auch die vielzitierten Hygieneampeln lassen schon ewig auf sich warten und werden wohl nicht oder nur unzureichend umgesetzt werden.
Keine halben Sachen – Foodwatch macht Druck
Abspeisen lassen sollte man sich jedoch nicht mit dem halbgaren System. Die Foodwatch ist mittlerweile bekannt dafür, dass sie für die Verbraucher des Öfteren in die Bresche springt und nun natürlich auch im Fall der Smileys für mehr Transparenz kämpfen will. Als „Smiley System light“ bezeichnet die Organisation die Umsetzung der Kontrollen und hat gleich mehrere Schwachpunkte zu bemängeln. Zum einen die bereits erwähnten Einschränkungen und zum anderen die Tatsache, dass nur die Hauptstadt aktiv wird. Auch sind die Kennzeichnungen nur im Internet einzusehen und müssen nicht von den betroffenen Betrieben an Ort und Stelle angebracht werden. Im Sinne der Verbraucher fordert die Foodwatch nun alle Ergebnisse zu veröffentlichen, von allen lebensmittelverarbeitenden Betrieben und zwar in ganz Deutschland und nicht nur in Berlin.
Wer sauber arbeitet, hat nichts zu befürchten…
…und um alle Betriebe, die fahrlässig mit der Verarbeitung von Lebensmitteln umgehen ist es nicht schade. Eine provokative Behauptung, aber sicherlich eine der Sorte, der wohl alle Verbraucher uneingeschränkt zustimmen würden. Denn wer sich am Geschäft mit Lebensmitteln beteiligt und nicht gewillt oder in der Lage ist auch die entsprechenden Hygienevorschriften einzuhalten verdient keinen Schutz und gehört an den Pranger. Alles andere ist eine Täuschung der Verbraucher. Doch wo kein Kläger, da kein Richter und damit sich die halbherzige Veröffentlichung der Kontrollergebnisse möglichst schnell verbessert und auch möglichst flächendeckend im gesamten Bundesgebiet vollzieht, bittet die Foodwatch um Verstärkung ihrer öffentlichen Stimme und zwar mit der Unterschrift der Verbraucher – mit Ihrer Unterschrift. Unter Fordern Sie das Smiley-System für Deutschland! kann jeder die Protest-Aktion der Foodwatch unterstützen.
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