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Durstlöscher:

Viel trinken – nur gut für Getränkehersteller?

Aus der Werbung wissen wir, dass es sehr wichtig ist, immer schön viel zu trinken. Natürlich kein kostengünstiges Leitungswasser, sondern erfrischende Durstlöscher vom international agierenden Getränkehersteller.

Durstlöscher - ein Glas WasserUnd dieses hochpreisige Nass soll man sich auch und gerade dann einverleiben, wenn man sich überhaupt nicht durstig fühlt. Als gefährliche Konsequenz einer Missachtung dieses allgegenwärtigen Trinkgebotes malt die Getränkeindustrie das Schreckgespenst der Dehydrierung in glühenden Farben an die Wand. Und weil hier viele auf den ersten Blick seriöse medizinische Quellen mitziehen, gewinnt dieser Popanz zunehmend an Relevanz. In diesem Spannungsfeld aus unternehmerischer Gewinnerzielungsabsicht und medizinischer Mythenbildung hat sich jetzt eine mutige Forscherin im renommierten „British Medical Journal“ wissenschaftlich zu Wort gemeldet. Und was sie zu sagen hat, könnte raffgierige Konzerne durchaus trocken legen.

Wann durstet man wirklich?

Gerade unser sommerliches Straßenbild ist geprägt von Passanten jeder Couleur, die hingebungsvoll an Plastikflaschen hängen. Man könnte bei diesem Anblick glauben, dass es dem menschlichen Organismus trotz all seiner bewundernswerten Funktionalitäten an der Möglichkeit gebricht, bei gefährlich sinkendem Flüssigkeitsstand ein Warnsignal zu geben. Tatsächlich ist es aber so, dass dieses durchaus existierende Signal von den vorauseilend Trinkenden buchstäblich weggespült wird. Denn erst dann, wenn der Wasseranteil im Körper um etwa ein halbes Prozent abnimmt, schlägt das Gehirn Alarm, und der Mensch verspürt Durst. Wer dann seinen angemessen Durst stillt, und das am besten mit Wasser, würde sich selbst den größten Gefallen erweisen. Denn dann wäre ein bedarfgerecht regulierter interner Wasserhaushalt gegeben. Doch statt den Körper seine Bedürfnisse angemessen artikulieren zu lassen, ersäufen wir sämtliche Signalanlagen. Und das alles nur, weil die Werbung uns suggeriert, dass das gesund wäre.

Warum sind wir hier eigentlich so leichtgläubig?

Genau diese Frage hat sich die schottische Medizinerin Margaret McCartney auch gestellt. Und in ihrem wissenschaftlichen Bericht äußert sie die ziemlich wahrscheinliche Vermutung, dass wir nur deswegen alle wie die Löcher saufen, weil die Getränkehersteller es so wollen. Die allgemein bekannte Empfehlung, jeden Tag wenigstens zwei Liter Wasser in sich reinzuschütten, entbehrt nämlich jeder medizinischen Grundlage. Natürlich soll man nicht durstig durch die Gegend wanken. Doch wenn man achtsam auf seinen Körper hört, dann merkt man sehr genau, wie viel Flüssigkeit er anfordert. Und genau so viel sollte man ihm dann auch geben.

Kann man denn überhaupt zuviel trinken?

Wasserflaschen - mit Mineralwasser löscht am besten seinen DurstAllerdings. Gerade bei älteren Menschen, die sich brav an einen absurd exzessiven Trinkplan halten, weil sie in Sachen Durst dem eigenen Körper schon lange nicht mehr vertrauen, kann das anbefohlene Wassersaufen böse Folgen haben. Sogar tödliche Folgen, wenn man sich die tragischen Fälle von letal verlaufener Hyponatriämie betrachtet. Hier gilt es, ebenso behutsam wie fachkundig die optimale Flüssigkeitsaufnahme zu bestimmen. Aber auch bei gesunden Menschen im besten Alter kann die interne Flutwelle den sensiblen Salzhaushalt in eine bedrohliche Schieflage bringen. Dann können Muskelkrämpfe und sogar Besinnungslosigkeit die üblen Folgen sein.

Zu wenig trinken ist ganz sicher nicht empfehlenswert. Aber das andere Extrem ist lediglich dazu gut, Geldfluten in die Kassen der Getränkegroßkonzerne zu spülen. Und das sollte man eigentlich nicht unterstützen.

Weiterführende Links zum Thema:

Margaret McCartney: Waterlogged?
Veröffentlicht im British Medical Journal unter Zitatcode BMJ 2011; 343:d4280
http://www.bmj.com/content/343/bmj.d4280.full?ijkey=ZD92BtTrOIdw3Rv&keytype=ref

Drinking too much water ‚can be bad for your health‘: Benefits are a myth
http://www.dailymail.co.uk/health/article-2014112/Drinking-water-bad-health-Benefits-myth.html

Zu viel Trinken ist schädlich
http://www.welt.de/debatte/kolumnen/Gesundheits-Tipp/article6062151/Zu-viel-Trinken-ist-schaedlich.html

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