Wenn die verschmuste Katze oder der treu dreinblickende Dackel mit ins Bett will, dann können Herrchen und Frauchen dazu meist nur schwer „nein“ sagen. Aber auch Kleintiere wie Meerschweinchen, Kaninchen oder zahme Ratten dürfen sich oft in die Schlafstatt ihrer Menschen mit einkuscheln. Ob man einem so engen Beisammensein von Tier und Mensch nun prinzipiell ablehnend oder duldend gegenübersteht – Fakt ist, dass es recht viele Krankheiten gibt, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Darunter einige, deren Verlauf sich für die zweibeinigen Patienten durchaus dramatisch gestalten kann. Solche Krankheiten, bei denen Tiere gefährliche Erreger auf den Menschen übertragen, nennt man Zoonosen. Und es sind beileibe nicht nur die geliebten Haustiere, die sich hier in aller Arglosigkeit und frei von jeder Absicht als Krankheitsüberträger entpuppen können. Doch wo lauern die Gefahren, sich eine Zoonose zu holen? Und in welcher Gestalt kommen diese Gefahren daher?
Eine lange gemeinsame Geschichte
Von allen derzeit bekannten Krankheitserregern, vor denen der Mensch einen sehr gesunden Respekt haben sollte, haben gut 60 Prozent ihre „Karriere“ bei tierischen Wirten begonnen. Und seit vielen tausend Jahren schon versuchen diese Erreger ihr Glück auch beim Menschen. Dabei ist deren Erfolg des Menschen stete Plage. Dazu muss man sich nur vergegenwärtigen, dass dem Menschen ohne tierische Übertragungswege solche Geißeln wie Tuberkulose, Pocken, Virusgrippe oder Masern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit völlig fremd wären.
Zweihundert verschiedene Zoonosen
Derzeit weiß man von näherungsweise 200 Infektionskrankheiten, die unter die Rubrik „Zoonose“ fallen. Dabei sind selbstverständlich jene Erkrankungen besonders gut untersucht, die man sich bei den eigenen Haustieren einfangen kann. Dazu gehören, außer Muschi, Bello und Goldi, auch alle gefiederten und geschuppten Freunde. Und sogar Reptilien, die sich bei Heimtierhaltern immer größerer Beliebtheit erfreuen, haben hier durchaus unliebsame Überraschungen zu bieten. Aber welche ungebetenen Untermieter können den Aufstieg vom Tier zum Menschen meistern?
Das Kleeblatt des Bösen
1) Viren
Diese Winzlinge dringen im Wirtskörper in dessen Zellen ein und programmieren diese so gekonnt um, dass hier ab sofort nur noch weitere Viren hergestellt werden. Eine extrem perfide Form der Vermehrung, deren berühmteste Zoonose-Varianten die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die Tollwut oder die Vogelgrippe sein dürften.
2) Bakterien
Kommt der Mensch in unmittelbaren Kontakt mit den Ausscheidungen infizierter Tiere, oder wird er gar von einem kranken Tier gebissen, dann können so unangenehme Bakterienstämme wie Borrelien, Salmonellen, Chlamydien oder Campylobakter rasch eine neue Heimat finden.
3) Parasiten
Die Vorstellung, von einem Parasiten befallen zu werden, dürfte für jeden Menschen ein besonders hohes Ekelpotenzial haben. Leider ist es genau das, was passiert, wenn man mit einem infizierten Tier allzu vertraut umgeht. Dann kann auch schon mal der Fuchsbandwurm den Wirt wechseln. Oder Wurmeier den menschlichen Verdauungstrakt als nährendes Nest missbrauchen (Stichwort Toxoplasmose).
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4) Pilze
Auch kein schönes Bild, aber eine traurige Tatsache. Von Fifi und Mieze kann man sich die Mikrosporie holen. Und Liebhaber von Klein- oder Nagetieren könnten Bekanntschaft mit der Trichophytie machen. Das sind leider Pilze, deren Sammeln keine Freude macht.
Fazit
Freigänger, wie es alle Hunde, viele Katzen und manche Kleintiere sind, sollten regelmäßig zur tierärztlichen Kontrolle gebracht werden. Denn unter freiem Himmel ist die Gefahr, ein Wurmei, eine Pilzspore oder eine ausreichende Menge Viren oder Bakterien abzukriegen, sehr real. Aber auch Tiere, die selbst die vier Wände des Menschen nicht verlassen, können sich durchaus anstecken. Nämlich dann, wenn ihrerseits infizierte Tiere oder Menschen zu Besuch kommen. Denn bei Erregern, die sich sowohl in Tieren als auch in Menschen wohlfühlen, gibt es grundsätzlich auch die Möglichkeit der Rückübertragung vom Menschen auf das Tier (Anthropozoonose).
Reinlichkeit, Wachsamkeit und Hygiene sind oberstes Gebot. Und auch der Tierarzt hat hier zur Gesundheitsvorsorge immer wertvolle Tipps anzubieten. Denn auch bei Zoonosen gilt: Den Erreger, den man nicht hat, kann man nicht weiterreichen. Egal, in welche Richtung.
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