Zwischen Fast Food, Straßenverkehr und Fernsehunterhaltung wäre für die meisten Menschen heutzutage ein Leben wie zur Steinzeit wohl vollkommen undenkbar. Aber so falsch und schlecht wäre das im Grunde gar nicht. Denn der menschliche Körper und Organismus ist überhaupt nicht auf ein modernes Städteleben ausgelegt und das zeigt er oftmals auch überdeutlich. Kaputte Knochen vom vielen Sitzen, degenerierte Kieferknochen von zu viel weicher Nahrung, Diabetes, Karies, Stress, Bluthochdruck und so weiter und sofort sind alles Symptome einer Lebensweise, wie sie dem Menschen im Grunde nicht entspricht. Die Steinzeit steckt uns nicht nur sprichwörtlich noch in den Knochen, aber entsprechend verhalten können wir uns schon lange nicht mehr.
Das Steinzeitrezept
Ganze Völker klagen über Beschwerden, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Haltungsschäden durch Stöckelschuhe, Migräneanfälle durch Stress oder auch Übergewicht durch zu fettes und süßes Essen sind nur wenige Beispiele, die in Betracht auf die Natur des Menschen wohl zweifelsfrei als Zivilisationskrankheiten angesehen werden dürfen. Trotz dankenswerter technischer und zivilisatorischer Fortschritte hat sich der Mensch mittlerweile so weit und schnell von seinen Ursprüngen entfernt, dass die Evolution nicht mehr hinterher gekommen ist. Immer mehr Mediziner sprechen von einer Evolutionsmedizin, bei der die Prävention von Krankheiten und Körperschäden im Vordergrund steht und nicht darauf gewartet wird bis der Organismus erkrankt, um anschließend die Symptome zu bekämpfen. Aber ist das ohne weiteres machbar? Denn zurück in die Höhle möchte garantiert niemand mehr.
Essen, wie vor Millionen von Jahren?
Ein essentieller Schlüssel zu solch einer Prävention findet sich in der Ernährung. Was in vergangenen Zeiten die Überlebensgarantie ganzer Stämme war, könnte den Menschen der Moderne zum Verhängnis werden. Denn auf der einen Seite gibt es noch heute Völker, die durch Lebensmittelknappheit Hungernöte leiden, aber auf der anderen Seite Zivilisationen, die sich durch den Überfluss an Lebensmitteln krank essen. Die Ernährung hat sich seit der Steinzeit radikal verändert und im Vergleich auf die Gesamtzeit sogar rasend schnell. Viel zu schnell, wie der Professor Staffan Lindeberg der Lund Universität in Schweden meint. Und um nicht nur große Reden zu schwingen, lebt er die angestaubt anmutende Ernährung vor und ist nicht nur gesund, sondern fühlt sich auch pudelwohl damit. Seine Einkäufe bestehen konsequent aus Obst und Gemüse. In seinem Einkaufskorb landen ausschließlich Produkte, wie Früchte, Kartoffeln, Salat, viel Fisch, viel Fleisch und Eier. Industrielle Lebensmittel, Fertiggerichte, Getreideprodukte, wie Brot oder Nudeln und auch Milchprodukte sind ein absolutes Tabu für den Wissenschaftler. Die vegetarische Ernährung hält er im Übrigen für einen Irrglauben, weil weder die menschliche Verdauung noch der Stoffwechsel auf eine derartige Ernährung ausgelegt ist und sich während der letzten rund 5000 Jahre auch nicht darauf einstellen konnte. Eine gewagte These, doch der Gesundheitszustand des Professors gibt ihm Recht.
Immer auf der Jagd
Ein weiterer verlorengegangener Aspekt aus längst vergangener Zeit ist die Jagd nach dem Essen. Unsere Vorfahren mussten Ihrer Nahrung hinterherlaufen, sie jagen. Dazu gehörten körperliche Fitness, Ausdauer und ein hohes Maß an Bewegung. In der modernen Welt hat sich die Situation umgekehrt. Das Essen läuft uns hinterher, lauert hinter jeder Ecke und wartet nur darauf, förmlich in den Mund zu fliegen. Die Waage zwischen Essen und Bewegung ist massiv aus dem Gleichgewicht geraten. Die Folge davon sind Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Drei unnötige Faktoren, die unter anderen zu den häufigsten Todesursachen der modernen Welt zählen. Doch die mangelnde Bewegung wirkt sich nicht nur auf den Organismus aus, sondern auch auf das Skelett. Schmerzhafte Haltungsschäden durch sitzende Tätigkeiten sind eine der häufigsten Ursachen für längere Arbeitsausfälle und eine verkümmerte Muskulatur belastet zunehmend die Knochen, was zu einer frühzeitigen Abnutzung führt. Das menschliche Skelett und die Muskulatur sind nicht für die Ruhe geschaffen und sollten im Idealfall schon im Kindesalter durch sportliche Betätigung und viel Bewegung gekräftigt werden.
Dreck macht Speck – Vertrag ich nicht, gibt’s nicht?
Derzeit reagiert etwa jedes 4. Kind in Deutschland allergisch auf bestimmte Lebensmittel oder äußere Umstände, aber das war nicht immer so. Unser Immunsystem ist verweichlicht. Auch wenn es schwer zu glauben sein mag, aber die moderne Zivilisation ist zu sauber und zu hygienisch geworden. Viele Kinder wachsen in beinahe klinisch sauberem Umfeld auf, müssen sich vor dem Essen die Hände mit desinfizierenden Reinigungsmitteln waschen und die Wohnung wird ohnehin nur mit stark Keim- und Bakterientötenden Mitteln geputzt. Aber genau jene harmlosen Keime und Bakterien eichen das Immunsystem, stärken es und machen es robust für gefährlichere Eindringlinge. Wird das Immunsystem aber schon von klein auf „verhätschelt“ oder bei dem kleinsten Schnupfen schon mit Antibiotika bombardiert, dann kann der Körper auf gewöhnliche Dinge, wie Nüsse, Laktose oder auch Katzenhaare und Staub irgendwann allergisch reagieren. Das alles soll natürlich nicht bedeuten, dass man die komplette Hygiene über Bord werfen soll, aber hin und wieder ist ein bisschen weniger Sauberkeitsdrang tatsächlich eher förderlich, denn schädlich für den Körper, so finden sich in modernen Therapien gegen Allergien unter anderem harmlose Parasiten im Einsatz, die das Immunsystem wieder normalisieren sollen.
Weiterführende Links zum Thema:
Paleolithic Diet in Medical Nutrition
http://www.staffanlindeberg.com/
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Super danke für diesen wirklich guten Artikel, wir empfehlen diese Format der „alten“ Ernährung immer den Klienten zum abnehmen und… es funktioniert! Wir vergessen, dass wir immer doch den selben Organismus wie in der Steinzeit haben. Wenn wir lernen uns ansatzweise zur so zu ernähren würde es uns in jeder Hinsicht viel, viel besser gehen!
Grüße aus München
Rainer