Hand aufs Herz: Wer hat an wunderschönen Sommertagen auf der Terrasse nicht schon herzhaft über die lästigen Bienen geschimpft, die den Kaffeetisch umschwirrten? „Auf die könnte ich gut verzichten“, hat sicher so mancher dabei gedacht. Die Erfüllung dieses Wunsches kommt vielleicht schneller, als wir denken.
Von der Öffentlichkeit größtenteils unbeachtet gehen die Bienenbestände seit Jahren immer mehr zurück – eine Katastrophe nicht nur für die Landwirtschaft. Imkerverbände, Tierschützer und Naturschutzbünde mahnen und informieren, doch niemand hört so richtig hin!
Was sind die Ursachen für das Bienensterben?
In Europa und den USA ist die Population der Bienen in den letzten Jahren um fast 30 Prozent zurückgegangen, im Mittleren Osten sogar um fast 85 Prozent. Die Ursachen für diese Entwicklung konnten bislang wissenschaftlich nicht eindeutig eingegrenzt werden.
Sicherlich spielen der Klimawandel, Luftverschmutzungen und die veränderten Lebensräume der Bienen durch Monokulturen und Landschaftsveränderungen eine Rolle. Doch derart drastische Zahlen rechtfertigt das nicht. Es sind zwei Hauptgründe, die in Diskussionen immer wieder genannt werden: Zum einen ist es der Befall mit der Varroa-Milbe, zum anderen die Vergiftung der Bienen durch ausgebrachte Pflanzenschutzmittel und Pestizide.
Vampirismus im Bienenstock: Varroa-Milbe
Die Varroa-Milbe war ursprünglich in Asien bekannt, bis sie unvorsichtigerweise durch ein Bienenforschungsinstitut nach Deutschland eingeschleppt wurde. Sie setzt sich in Bienenstöcken fest und ernährt sich vom Blut der Bienen, benutzt sie quasi als lebende Zapfsäulen.
Auf der jungen Brut der Bienen vermehren sich die Milben und schwächen dann die geschlüpften Tiere so sehr, dass diese nur kurze Zeit überleben. Zusätzlich droht den Bienen Gefahr durch Infektionen an den Bissstellen der Milben. In der Zeit, in der kein Honig produziert wird, können die Imker die Varroa-Milben mit Ameisensäure bekämpfen.
Hauptfeind der Bienen: chemische Gifte, z. B. Neonicotinoide
Viele Fachleute sind der Meinung, dass der Hauptfeind der Bienen nicht die Varroa-Milbe ist, mit der Imker es schon seit den 1970er Jahren zu tun haben. In einer mehrjährigen Langzeitstudie, dem Deutschen Bienenmonitoring (DEBIMO), wird die Varroa-Milbe als Hauptverursacher bezeichnet, doch die Objektivität der Studie wird angezweifelt, da die pestizidherstellende Industrie (BASF, Bayer, Syngenta.) fast zu 50% an ihr beteiligt war.
Die katastrophalen Auswirkungen von Beizmitteln und anderen chemischen Produkten in der Landwirtschaft werden bei der Studie kaum berücksichtigt. Beispielsweise wird das Massensterben von Bienen 2008 nach der Aussaat von Mais im Rheintal ganz verschwiegen. Es war zur Bekämpfung des Mais-Wurzelbohrers mit dem Nervengift Clothianidin behandelt worden.
Weiterführende Links zum Thema:
Auch andere Neonicotinoide sind äußerst langlebig, reichern sich im Boden an und töten so nicht nur die Bienen und andere Insekten, sondern gelangen auch in die Nahrungskette.
Wir sind alle gefordert: Gift im Hausgarten trägt ebenfalls zum Bienensterben bei
Doch es sind nicht nur die landwirtschaftlichen Unternehmen, die bei der Verwendung chemischer Mittel leichtfertig umgehen: Viele Kleingärtner und private Haushalte verwenden bedenkenlos große Mengen von Herbiziden und richten durch verwendete Wirkstoffe wie Glyphosat großen Schaden an, wie eine Studie des NABU belegt.
Welchen Preis sind wir bereit für unkrautfreie Wege zu bezahlen? Der Wert mancher Dinge wird uns leider oft erst bewusst, wenn es zu spät ist – hoffen wir, dass es im Falle der Bienen nicht soweit kommt. Denn wenn es für die Bienen zu spät ist, ist es auch für uns zu spät.
Albert Einstein sagte einmal: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
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