Ständiger oder regelmäßiger Lärm, dem man wehr- und hilflos ausgesetzt ist, gilt als einer der schlimmsten Stressauslöser überhaupt. Und in der Folge mit gutem Grund auch als trauriger Dauerbrenner bei juristischen Auseinandersetzungen im Bereich des Mietrechts. Denn wenn die Wohnqualität durch andauernden Krach oder rücksichtslose Ruhestörungen stark eingeschränkt wird, kann auch die saftigste Mietminderung irgendwann nicht mehr über das seelische Leid und die körperlichen Stressfolgeschäden hinwegtrösten. Darum sollten sich Personen, die sich selbst als eher lärmempfindlich einstufen würden, doppelt und dreifach überlegen, an welchem Ort sie ihre Wohnungssuche für glücklich beendet erklären wollen. Die folgenden Tipps wollen praxisorientiert für die Problematik sensibilisieren.
Die lieben lauten Kleinen
Kinder machen Krach. Punkt. Das können auch die begeistertsten Eltern und Großeltern nicht ernsthaft bestreiten. Und nicht jedes Ohr interpretiert das Plärren, Brüllen und Kreischen von selbstvergessen tobenden und tollenden Kindern als liebliche süße Musik des Lebens. Hier muss man als künftiger Mieter ganz klar zu seiner bestehenden und vorhandenen Geräuschempfindlichkeit stehen, und damit sich selbst und auch den Nachbarn Respekt zollen. Schließlich bringt es gar nichts, heute freudig einzuziehen, um morgen mit den bekinderten Nachbarn im zermürbenden Dauerstreit zu leben.
Das bedeutet: Sind Spielplätze, Kitas, Schulen, Jugendtreffs, Heime oder Sportplätze in akustischer Reichweite, oder leben Kinder im Haus, ist höchste Vorsicht geboten. Auch junge Ehepaare, die im Moment noch als ruhige Mieter erscheinen, werden wahrscheinlich früher oder später die traute Zweisamkeit gegen ein turbulent tosendes Familienglück tauschen. Und jedes Baby hat den Ehrgeiz, seine Lungen unabhängig von der Uhrzeit zu trainieren. Achtung bitte auch vor Wohnungen neben Schulhöfen, großen Parkflächen oder anderen einladend freien Plätzen. Denn diese „Freiräume“ ziehen in lauschigen Sommernächten und an warmen Wochenenden zunehmend grölende Gruppen lautstark lärmender Jugendlicher an, die hier ganz spontan Party machen. Dabei bringt auch der regelmäßige Ruf nach einer ordnend eingreifenden Polizei keine wirklich nachhaltige Ruhe ins Gelände. Denn selbst die Beamten stehen diesem rücksichtslosen Radau-Wildwuchs eher hilflos gegenüber. Und noch ein Tipp: Wenn ein Garten am Haus liegt, den ein Klettergerüst und eine Rutsche zieren, dann hat das einen guten Grund, der früher oder später gnadenlos zu Gehör kommen wird.
Zum Wohlsein, Nachbar
Es gibt Häuser, die so unglaublich hellhörig gebaut sind, dass man sogar ganz genau hören kann, ob der Nachbar seine Notdurft im Sitzen oder im Stehen verrichtet. Ganz zu schweigen von der eleganten Dame, die auch nachts am liebsten mit hochhackigen Schuhen über Fliesen und Parkett stöckelt, oder unter der Dusche ebenso laut wie schräg singt. Auch selbst ernannte Heimwerkerkönige und Renovier-Fetischisten können einen ziemlichen Radau machen, der dünne Wände mit der Kraft der Kreissäge mühelos durchdringt. Und wenn die Gesamtakustik so richtig blöd ist, dann wird sogar das gekachelte Treppenhaus zum permanent hallenden Klangkörper. Wer sich also davon belästigt fühlen würde, wenn er der Nachbarn laut und deutlich niesen hören kann, der sollte ganz besonderen Wert auf eine hervorragende Schallisolierung im Haus legen. Hier lohnt es sich, sehr deutlich nachzufragen, und auch die Mitbewohner in spe recht detailliert zu interviewen. Denn wenn man erst nach dem Einzug merkt, dass hier nicht nur das Husten der Flöhe und das Wachsen des Grases zur ständigen Geräuschkulisse gehören, dann ist es für eine gütliche und entspannte Einigung längst zu spät.
Down on the Street
Vielen Straßen merkt man auf den ersten flüchtigen Blick gar nicht an, welches Verkehrsaufkommen sie den lieben langen Tag und die gar nicht so geruhsame Nacht über zu bewältigen haben. Denn auch kleine unscheinbare Seitenstraßen können übermäßig stark befahren sein, wenn sie in dicht besiedelte Wohngebiete, oder zu anderen stark frequentierten Orten des allgemeinen Interesses führen. So kann eine kleine Gasse, die zu einem großen Einkaufszentrum führt, das Einlassen von Frischluft durch das geöffnete Fenster zum Albtraum machen. Ebenso problematisch kann die Nähe zu Taxiständen, Busbahnhöfen oder Park&Ride-Anlagen werden. Auch hier gilt: Erst mal sehr ausführliche akustische Stichproben sammeln, bevor ein Mietvertrag unterzeichnet wird.
Fazit
Es müssen nicht immer nahe gelegene Sägewerke, Einflugschneisen oder Windkraftwerke sein, die empfindsamen Ohren und Gemütern die Wohn- und Lebensqualität gründlich verhageln. Wer hier um seine Sensibilität weiß, und später als Anwohner wirklich seine Ruhe haben will, tut gut daran, das lärmende Unheil auch (und gerade) im Verborgenen und im nicht sofort Offensichtlichen zu suchen, bevor die Umzugskartons gepackt werden.
Weiterführender Link zum Thema „Lärmempfindlichkeit“:
Ratgeber: Keine ruhige Wohngegend – Vertragsrecht
http://www.experten-branchenbuch.de/ratgeber/keine-ruhige-wohngegend
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