Zombies gehören zu der Grusel-Kultur, wie das Salz in die Suppe. Die einen sind regelrecht angewidert von den langsam umherschlurfenden Untoten, die anderen geradezu fasziniert davon. Ob man die wandelnden Toten nun mag oder nicht, fast jeder kennt Zombies und hat auch schon welche gesehen – im Kino oder Fernsehen natürlich. Aber woher kommt die Vorstellung der Wiedergänger eigentlich? Hier finden Sie einen kleinen Querschnitt aus Wahrheit, Fiktion und Kultur der bedrohlichen Zombies.
Untot oder doch nur scheintot? – Zombies im Mittelalter
Schon in der Frühgeschichte fürchteten sich die Menschen davor, dass die Toten wieder auferstehen und den Lebenden schreckliche Dinge antun könnten. In Gräbern alter Kulturen fand man bereits Leichname, die gefesselt waren, wobei sich der genaue Grund dafür aber nicht nachvollziehen ließ und auch auf Strafen oder Hinrichtungen deuten könnte. Im Mittelalter war die Situation dann aber bereits klarer. Die Totenwachen waren angewiesen die Verstorbenen erneut zu erschlagen, sollten diese wieder erwachen und sich zu den Lebenden gesellen. So absurd die Situation auch klingen mag, trat sie relativ häufig ein. Grund dafür waren aber keine Zombies, sondern mangelnde medizinische Möglichkeiten, durch die der Tod nicht immer festgestellt werden konnte und dadurch auch viele Scheintote zur Beerdigung bereit lagen. An den Begriff des Zombies war in diesen dunklen Tagen allerdings noch lange nicht zu denken.
Der Glaube versetzt Berge – Zombies im Voodoo
Den eigentlichen Ursprung hat der Zombie wie er heute bekannt ist, in den schwarzmagischen Ritualen des Voodoo-Kultes auf Haiti, wo er als nzùmbe bezeichnet wird, als Totengeist. Gemäß dem haitianischen Glauben kann ein Voodoo-Priester, ein Schwarzmagier oder auch eine Priesterin einen Menschen verfluchen, wodurch dieser scheinbar stirbt und als vollkommen willenloser Sklave wieder erwacht. Was nach Schauermärchen klingt, wurde und wird wahrscheinlich noch heute streckenweise auf Haiti praktiziert. Dabei handelt es sich aber nicht um übernatürliche Kräfte, sondern um Gifte, die zum gewünschten Ziel führen. Dem Opfer wurde das Gift zusammen mit Juckpulver auf die Haut geblasen, so dass es beim Kratzen in den Körper gelangen konnte. Die Folge war ein Scheintod, der durch ein Gegenmittel, wie Atropin wieder aufgehoben wurde. Durch die weitere Gabe von niedrigen Dosierungen der Gifte wurde der wiedererwachte Zombie dann willenlos gehalten und nicht selten durch körperliche Gewalt von seiner neuen Rolle als Untoter „überzeugt“. Diese so geschaffenen Zombies wurden dann hauptsächlich als Landarbeiter in verschiedenen Regionen der Insel verkauft und arbeiteten willenlos und absolut gehorsam unter der Herrschaft ihrer Meister. Das klingt nicht nur unmenschlich, sondern ist es auch, aber dennoch gibt es kein Gesetz auf Haiti, welches die Schöpfung von Zombies verbieten würde. Einige Wissenschaftler halten die Geschichte mit dem Voodoo-Pulver für absurd und glauben die vermeintlichen Zombies als Obdachlose, psychisch Kranke oder debile Menschen identifiziert zu haben. Doch bis heute werden noch immer viele verstorbene Haitianer von ihren Verwandten zusätzlich vergiftet, mit Pfeilspitzen erstochen und zerstückelt, um ein Wiederaufstehen aus dem Grab zu verhindern. Während der US-Amerikanischen Besatzungszeit Haitis von 1915 bis 1934 schwappte der Zombie jedenfalls in zunehmendem Maße auch in die „zivilisierte“ Kultur und verankerte sich fest in Comics, Literatur und im Horrorfilm.
Film ab – Die moderne Heimat der Zombies
Vor allem im Film sind die wandelnden Toten ein immer wiederkehrendes und sehr beliebtes Motiv und das nicht erst seit gestern. Bereits 1920 erlebte der erste Zombie seinen Kinoauftritt, selbst wenn er zu dieser Zeit noch nicht als solcher bezeichnet wurde. Im deutschen, expressionistischen Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“, von Regisseur Robert Wiene, taumelte zum ersten Mal ein willenloser Mensch tranceartig über die Leinwand und beging Verbrechen unter fremdem Einfluss. Erst 1930 nahm der Zombie deutlichere Züge an und wurde in Anlehnung an den haitianischen Voodoo-Glauben in dem Film „White Zombie“ mit Bela Lugosi in der Hauptrolle zum wandelnden Untoten, der als Sklave gehorsam seinem Meister folgte.
Erst mit dem Meilenstein der Filmgeschichte „Night of the living Dead“ gelang dem Regisseur George A. Romero eine Trendwende des filmischen Zombies, der ihn zum zwar willenlosen, aber eigenmächtigen Wiederkehrer aus dem Grab werden ließ, alleine getrieben von seinem Appetit auf lebendes Fleisch. Der Film fand nicht nur besondere Beachtung aufgrund seiner radikalen Sozialkritik, sondern auch zunehmend Nachahmer, die den kritischen Aspekt aber zugunsten filmischer Unterhaltung fallen ließen. In den 1980er Jahren erlebte der Zombiefilm einen Höhepunkt mit einer wahren Flut an Filmen, welche die Zombies einerseits im komödiantischen Kontext präsentierten, das Thema andererseits aber auch ohne Humor angingen und dabei kräftig an der Gewaltschraube nach oben drehten, was den deutschen Behörden schnell zum Dorn im Auge wurde. Viele Zombie-Filme aus dieser Zeit mussten durch Kürzungen teilweise deutlich entschärft werden oder wurden durch richterlichen Beschluss verboten und aus dem Verkehr gezogen.
Das Thema Zombie dümpelte mit dem einen oder anderen filmischen Höhepunkt ein wenig vor sich hin, bis im Jahre 2002 eine neue Welle losgetreten wurde. Der Film „28 Days Later“ verlieh den Zombies abermals ein neues Gesicht und verärgerte eingefleischte Zombie-Fans ein wenig, konnte gleichermaßen aber auch solche jüngerer Generationen für sich gewinnen. Die modernen Zombies hatten den mystischen Touch verloren, schlurften nicht mehr langsam und bedrohlich über die Kinoleinwand, sondern machten sich als vireninfizierte Menschen ziemlich flink über ihre Opfer her und legten teilweise intelligente Verhaltensmuster an den Tag. Doch so sehr sich der filmische Zombie auch wandelte und veränderte, hat er über die vielen Jahre kaum an Faszination eingebüßt.
Einen „Zombie“ bitte – Der Cocktail
Über die Leinwand hinaus habend es die Zombies sogar in viele Kneipen und Cocktail-Bars geschafft und wenn man nicht aufpasst, kann man bei übermäßigem Genuss des gleichnamigen Getränkes selbst ganz schnell zum Zombie werden, naja, vielleicht nicht ganz, aber zumindest können sich einige Verhaltensmuster dann doch sehr ähneln. Mit einem Mix aus drei bis sechs verschiedenen Rumsorten, süßen Fruchtlikören und Fruchtsäften auch nicht wirklich ein Wunder. Erfunden wurde der Cocktail übrigens schon in den 1930er Jahren von dem US-amerikanischen Restaurantbesitzer Donn Beach. Dieser mixte 1934 den speziellen Drink für einen verkaterten Freund, der sich nach dem Genuss von drei Gläsern wie ein „Untoter“ fühlte. Entsprechend geht der Name „Zombie“ angeblich auf dieses Ereignis zurück.
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Wäre es möglich die Quellen zum Abschnitt „Zombies im Mittelalter“ zu erfahren? Benötigt für eine Studienarbeit. Vielen Dank!