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Gesundheitswesen:

Die Heilkunde und Medizin im Mittelalter

Das finstere Mittelalter hatte einen massiven Verfall des aus der Antike überlieferten Gesundheitswesens zu beklagen. Medizin war eine Mischung aus überliefertem Wissen, Scharlatanerie, Aberglaube und praktischen Erfahrungen.

Medizinische Instrumente aus dem Mittelalter

Finsteres Mittelalter – Original-Instrumente zur Behandlung von Schädelbrüchen (Vordergrund) und eine Amputationssäge.
Bild: © picture-alliance / dpa

Und es gab nicht nur Ärzte, sondern ganz verschiedene Berufe, die sich mit der Heilkunde befassten.

Der Medicus

Unter all den angeblichen und tatsächlichen Medizinern oder Heilkundigen war der Medicus wohl der mit der meisten Anerkennung. Der Medicus war der Studierte unter den Medizinern. Zumeist bezog er sein Wissen von einer Ausbildung an einer Universität. Unterrichtet wurde dort mit den Überresten des aus der Antike überlieferten theoretischen Wissens. Jedoch fehlte dem Medicus zumeist das entsprechende Praxiswissen.

Hinzu kam, dass eine anatomische Ausbildung meist nur mit Hilfe von schematischen Ansichten vermittelt wurde, und nicht durch Sezieren von Körpern. Denn durch einen Erlass von Papst Bonifatius VIII. war das Zerstückeln von Leichen strengstens verboten. Wer gegen dieses Verbot verstieß, dem wurde mit Exkommunikation gedroht. Im Mittelalter eine furchtbare Strafe, glaubte man doch noch an die Allmacht Gottes und der Kirche – und der Exkommunizierte war der ewigen Verdammnis gewiss und musste für immer in der Hölle schmoren, so war die allgemein akzeptierte Ansicht.

Der Bader

Die Bader besaßen zwar nicht das studierte Wissen eines Medicus, hatten jedoch in der Regel viel mehr Praxiserfahrung und wurde von den Medici nicht selten gegen Bezahlung in Dienst genommen. Sie verrichteten dann das blutige Handwerk, sprich, sie nahmen Operationen vor in denen sie sich auch weitaus besser auskannten als die studierten Ärzte.

Ein Bader musste, bevor er seinen Titel erhielt, mindestens drei Jahre bei einem Badermeister in Lehre gehen. Diesen Jahren folgten dann weitere Wanderjahre. Erst danach hatte der angehende Bader die Möglichkeit, eine von der Zunft vorgeschriebene Prüfung abzulegen. Bestand er die Prüfung, erhielt er nicht nur das Recht, sich Bader zu nennen, sondern auch das Recht, in einer eigenen Praxis zu arbeiten. Dem sogenannten Badehaus. Denn zu seinem Wissen gehörte nicht nur das Wissen über Anatomie, sondern Bader kannten sich auch mit Massagen aus.

Der Scherer

Sozial unter dem Bader stand der Scherer. In der Regel hatte er eine Ausbildung bei einem Bader gemacht, jedoch die anschließende Prüfung aus irgendeinem Grunde nicht bestanden. Oft genug jedoch verfügte auch der Scherer über ein hervorragendes und umfassendes Praxiswissen in Anatomie und Wundheilkunde.

Sie fanden oft problemlos eine Anstellung bei Badern, jedoch waren ihre Dienste auch beim Militär gerne gesehen. Eine vernünftige Versorgung der Soldaten auf dem Felde war bei den barbarischen Kampfmethoden sehr hilfreich. Aus diesem Grund nannte man ihn auch den Feldscherer. Der Feldscherer hatte neben seinem medizinischen Werkzeug zusätzlich Waffen als Ausrüstung. Nicht nur, um sein eigenes Leben zu schützen, sondern auch, um im Notfall mitkämpfen zu können.

Die Scherer verdrängten im Laufe der Zeit immer mehr die Bader und gründeten eine eigene Zunft. Sie organisierten sich, nahmen Gesellen auf und legten sogar Aufnahmeprüfungen fest. Im Laufe der Zeit avancierten sie immer mehr zu Stadt- und Spitalärzten. Dort jedoch übten sie ihre Tätigkeit jedoch oft unter Aufsicht eines gelehrten Arztes aus.

Die Frau in der Medizin

Doch auch Frauen gab es in der Medizin. Die Kräuterfrauen und Hebammen taten seit jeher ihren Dienst. Jedoch nicht oder nur selten am Manne. Die Hebammen hatten selbstverständlich ein bessere Wissen über die weibliche Anatomie als die meisten Männer. Sie nahmen sogar Kaiserschnitte vor. Diese jedoch nur im äußersten Notfall, denn sie verliefen meist tödlich für die Mutter, Blutverlust und Wundfieber waren kaum zu behandeln.

Die Kräuterfrau erhielt ihr Wissen durch die Überlieferung innerhalb der Familie. Kenntnisse wurden von der Mutter an die Tochter weitergegeben. So entstanden im Laufe der Zeit Familienrezepte und –geheimnisse, die den entsprechenden Personen bald den Ruf etwas einbrachten, Magie einzusetzen oder gar mit finsteren Mächten im Bunde zu sein. Die männlichen Ärzte, die selbst im „Geburtenbereich“ tätig sein wollten, um dort Unmengen an Geld zu verdienen, sahen diese Frauen als Konkurrenz an. Massive Ausschreitungen bei den Hexenverfolgungen gehen also nicht zuletzt auch auf die Ärzte zurück.

Der Quacksalber: Handel mit Angst und Theriak

Zum Schluss sei noch der Theriakhändler erwähnt. Theriak war ein breiartiges Gemisch aus bis zu 64 Zutaten und mehr. In dieser Heilpaste waren allerlei Absonderlichkeiten zu finden wie gemahlene Knochen, Schlangen, Kröten etc. Da sie von keinerlei Instanz wie Universität oder Zunft kontrolliert wurden, waren sie wohl die schlimmsten Beutelschneider unter den Ärzten. Sie spielten mit der Angst der Menschen und drehten ihnen allerlei Wundermittel an, die jedoch in der Regel allesamt völlig nutzlos (wenn nicht sogar giftig) waren.

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Ein Kommentar

  1. das war sehr schön erklärt