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Gartenkultur:

Zen Gärten – Der philosophische Minimalismus

Japanische Gärten sehen nicht nur schön aus, sondern spiegeln auch die japanische Philosophie und Geschichte wieder. Kaum eine andere Gartenkultur ist strukturierter und durchdachter als die aus dem fernen Osten.

Japanischer GartenEine besondere und noch weit tiefgründigere Form der japanischen Gartenkünste sind die Zen Gärten. Diese sind ursprünglich nämlich nicht zum Bestaunen gedacht, sondern erfüllen eine wichtige Funktion im japanischen Zen und gelten als meditatives Werkzeug, als Weg zur Erleuchtung.

Kein Weg des Zen lässt sich in einem Artikel und auch nicht in einem tausendseitigen Buch erklären, weil es sich um keine Lehre der Vernunft, sondern der Praxis handelt. Dennoch bleibt es unumgänglich zumindest einen kleinen Blick auf den Zen Buddhismus zu werfen, um den Grundgedanken der Zen Gärten zu verstehen.

Zen Buddhismus – Der Weg ist das Ziel

In Japan nur als Zen bezeichnet, hat sich der Zen Buddhismus im 5. Jahrhundert nach Christus aus einer Strömung des chinesischen Mahayana-Buddhismus entwickelt und wurde stark vom Daoismus beeinflusst. Das Besondere am Zen ist, dass er im Gegensatz zu anderen Religionen oder Philosophien von sich behauptet, eben nichts Besonderes zu sein. Zen kann nicht intellektuell erschlossen werden und bietet kein Ziel – der Weg selbst ist das Ziel. Entsprechend wird das Zen auch als wegloser Weg oder torloses Tor beschrieben. Es gibt keine höhere Weisheit, die gesucht werden müsste, weil sie schon ständig präsent ist und durch Erleuchtung erfahren werden muss. Einzige Aufgabe ist es die Illusion des eigenen „Ich“ aufzugeben, damit sich die Erleuchtung durch die Erkenntnis der absoluten Realität, dem sogenannten Satori, einstellen kann. Die Frage nach dem Sinn des Lebens löst sich dann zusammen mit der Identität auf und führt zur vollkommenen, inneren Befreiung.

Japanischer Zen-Garten (Steingarten)Zen zeichnet sich also dadurch aus, keine theoretische Lehre zu sein, sondern Praxis im alltäglichen Leben. Das sogenannte Zazen, die Sitzmeditation, bietet dabei eine unverzichtbare Technik auf dem Weg zur Erleuchtung. Zazen bedeutet einfach nur bewusst zu sitzen, ohne zu denken. Das mag einfach klingen, aber jeder, der schon einmal versucht hat ernsthaft zu meditieren weiß wie schwer es ist den Gedankenfluss zu unterbrechen und im Optimalfall komplett einzustellen. Dies erfordert Übung, oftmals Jahre, nicht selten Jahrzehnte und entsprechend des Zen gibt es kein Ziel zu erreichen, sondern die Übung selbst ist das Ziel und der Mensch wird zur Meditation in jeder Sekunde seiner Existenz bis er zu dem wird, was er schon immer war – alles und nichts.

Das japanische Zen wurde vom chinesischen Zen-Buddhismus zwar beeinflusst, übernahm aber keine traditionelle Schule, sondern entwickelte sich zunächst relativ unabhängig. Unter anderem kristallisierten sich neben dem Zazen verschiedene Disziplinen heraus, die weltweit als Wege des Zen bekannt wurden. Dazu gehören unter anderen:

  • der Weg des Tees (Sadō)
  • der Weg der Schreibkunst (Shodō)
  • der Weg der Blumen (Kadō – auch als Ikebana bekannt)
  • das kunstvolle Spiel der Shakuhachi-Bambusflöte (Suizen)
  • die Kunst des Bogenschießens (Kyūdō)
  • der Weg des Krieges (Budō)
  • die Kunst der Gartengestaltung – Zen Gärten

Die Zen Gärten

Entsprechend der „Nicht-Lehre“ des Zen Buddhismus geht es auch in der Gestaltung der Gärten nicht um prunkvolle Pflanzen und Gewächse, sondern vielmehr um Leere und Fülle als Einheit. Der Kare-San-Sui, so der japanische Name der Zen Gärten, besteht in der Regel ausschließlich aus Kies und Steinen, selten werden auch Moos oder einzelne, kleine Bäume dazu verwendet. Damit wird der Garten seinem ursprünglichen Namen gerecht, denn Kare-San-Sui heißt so viel, wie „trockene Landschaft“.

Ryogen im Zen GartenAuch wenn in Zen Gärten tatsächlich kein Wasser fließt, so wird es durch den Kies symbolisiert. Je nach eingeharkter Struktur können unterschiedliche Strömungen sichtbar gemacht werden. Wellige Linien zum Beispiel können einen Fluss oder Bach symbolisieren, während eine kreisrunde Struktur für die ruhige Kraft des Meeres stehen kann.

Der zweite unverzichtbare Bestandteil der Zen Gärten sind die Steine. Meist werden sie in ungerader Stückzahl verwendet und können beispielsweise Inseln im Ozean symbolisieren oder auch Tiere in der Natur. Zusammen mit den Strukturen des Kieses ergeben sich vielfältige Symbolisierungsmöglichkeiten, die der Kreativität keine Grenzen setzen. Wichtig ist nur die konzentrierte Arbeit im Garten und das Nachempfinden des Natürlichen. Dazu ist es von Bedeutung, dass die Strukturen im Kies um die Steine herumgezogen und die Steine nicht nachträglich auf die Linien gestellt werden.

Das Moos schließlich, kann Sinnbild für das Alter sein, während der Baum das Leben oder Menschsein symbolisiert.

Letzten Endes soll der Zen Garten ein Abbild des menschlichen Geistes im Idealzustand und im Einklang mit der Natur darstellen – einfach, geordnet und diszipliniert, die Ruhe in Vollkommenheit. Auch hierbei gilt es aber nicht ein Ergebnis zu erzielen, sondern sowohl das gestalten des Gartens als auch das Betrachten zählt als Weg des Zen und dient der Meditation und Unterbrechung des Denkens.

Spirituelle Kultur im grauen Büroalltag – Die Mini Zen Gärten

Der philosophische und meditative Gedanke der Zen Gärten hat auch seinen Weg auf viele Büro Schreibtische gefunden und sich als Mini Zen Garten manifestiert. In einem kleinen Holzkasten befinden sich feiner Sand, ein paar kleine Steinchen und ein riesen Potential seinen Geist ein paar Minuten schöpferische Pause zu gönnen. Sind die Steine erst einmal angeordnet lassen sich mit einem kleinen Rechen die symbolischen Muster einbringen. Was nach unliebsamer Spielerei klingt, bietet Raum für Meditation, fördert die Konzentration und macht kreativ. Wie die buddhistischen Mönche im großen Maßstab, lassen sich die Gedanken auch auf kleiner Fläche auf die Arbeit im Miniaturgarten konzentrieren. Lässt man sich darauf ein, kann dies Denkblockaden lösen oder auch vom alltäglichen Stress befreien. Wie auch immer man seinen ganz persönlichen Zen-Garten nutzt, eine Bereicherung für den Seelenfrieden ist er allemal und ein nettes Geschenk dazu.

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