Pro Ana steht nämlich für „Pro Anorexia Nervosa“ und vereint im Internet all jene Menschen, die die lebensgefährliche Magersucht zu ihrem designierten Lebensziel und Daseinszweck erklärt haben. Wer im Google Suchfenster „pro ana“ eingibt, und sich dann weitere Suchstichworte anbieten lässt, kann sofort selbst erfahren, wie weit das erschreckend gespenstische Klappern der ausgemergelten Knochen magerwahnsinniger Menschen im Internet schon zu hören ist.
Extreme Makeover – leider live!
Promis, die für die Regenbogenpresse in möglichst zeitgeistig dürrem Licht erscheinen wollen, vertrauen ihre verhassten Kurven gerne dem diskreten Photoshop-Profi an. Und der verwandelt dann auch den molligsten Moppel in eine spindeldürre 2.0 Twiggy. Nun mag dieses als „Extreme Makeover“ bekannt gewordene Spiel mit der Bildbearbeitung ja im virtuellen Kontext noch ganz spaßig sein. Doch wenn echte Menschen aus Fleisch und Blut aufrichtig und ernsthaft danach trachten, am Ende ihrer Diätkarriere nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen, dann ist Schluss mit lustig. Denn dann sind Leib und Leben in Gefahr.
Kaum zu glauben, dass es so viele junge Mädchen gibt, die lieber tot wären, als auch nur noch ein einziges Gramm Unterhautfettgewebe zu haben. Und all diese Pro-Ana Fans treffen sich im Internet auf Pro-Ana Webseiten, um ihre Tipps und Tricks für eine noch dürrere Optik weiterzugeben. Denn je dünner frau ist, desto mehr Macht und Souveränität hat sie über den eigenen Körper, und desto zufriedener kann sie mit sich sein. Magersucht als Lifestyle, ganz bewusst auch um den Preis des eigenen Lebens. Daran wird einmal mehr deutlich, dass nicht alles gut sein muss, was aus den USA nach Europa rüberschwappt.
Und wo bleibt die Ess-Brech-Sucht?
Bedauerlicherweise wollten auch die Frauen mit der Diagnose „Bulimia Nervosa“ nicht hinten anstehen, und haben sich im Internet unter dem Suchstichwort „Pro-Mia“ zusammengefunden. Natürlich gilt auch hier die maximale Schlankheit als oberstes ästhetisches Gebot, für das kein Mittel zu radikal und keine Methode zu gefährlich erscheint. Der eigene Körper muss unter allen Umständen komplett dem eigenen Willen unterworfen werden. Nur so kann er vor einer als zutiefst feindselig wahrgenommenen Umwelt geschützt werden. Zumindest dann, wenn man als Anhängerin der Pro Ana oder der Pro Mia Fraktion an die „10 Gebote“ glaubt, nach denen jeder Bissen Nahrung und jedes Gramm Fett eine Todsünde ist.
Eine Gesellschaft, in der das Klappern der Top-Model-Skelette auf dem Laufsteg lauter als das Klackern der Schwindel erregend hohen Stilettos klingt, hat sich solche sozialen Missbildungen wahrscheinlich redlich verdient.
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