Psychologische Laien denken oft, dass man gar nicht wach und motiviert genug sein kann, wenn man eine wichtige und dringende Leistung perfekt und fehlerfrei erbringen will. Doch die wissenschaftliche Psychologie weiß es aufgrund ziemlich eindeutiger Forschungsergebnisse deutlich besser und hat ihre Erkenntnisse im Yerkes-Dodson-Gesetz recht einleuchtend dargelegt. Dieses Gesetz und seine Implikationen sollte man unbedingt kennen, wenn man sich nicht selbst in bester Absicht mit den schlechtesten Mitteln einen kerzengeraden Weg in die Misserfolgsfalle bahnen will.
Die goldene Mitte zwischen Tiefschlaf und Tobsucht
Mit dem Yerkes-Dodson-Gesetz werden die beiden kontinuierlichen Variablen „Effektivität bei der Leistungserbringung“ und „Mentale Aktivierung“ einander gegenübergestellt. Dabei zeigt sich in allen kontrollierten Untersuchungen das berühmte „umgekehrte U“. Und das kann wie folgt und unmittelbar einleuchtend interpretiert werden:
– Ist die geistige Anspannung minimal (wie zum Beispiel im Koma oder im Tiefschlaf), so kann keine Leistung erbracht werden. Das „umgekehrte U“ nimmt genau an dieser Stelle (links unten) seinen Anfang: Null mentale Aktivierung bringt auch null Produktivität.
– Liegt die geistige Anspannung im mittleren Bereich, dann hat man die Chance, den Job optimal zu erledigen. Denn nur dann kann man über einen hellwachen, aber dennoch immer noch flexiblen Geist und gute Konzentrationsfähigkeit verfügen; jeweils notwendige Voraussetzungen für ein bestes Arbeitsergebnis.
– Überschreitet der Mensch mit seinem geistigen Aktivationsgrad den anstrebenswerten Mittelbereich (beispielsweise nach der Einnahme stark aufputschender Psychopharmaka, beim Vorliegen einer abnorm hohen intrinsischen Leistungsmotivation oder unter enormem Stress), dann rücken optimale Ergebnisse in weite Ferne, und können im Extremfall sogar auf das Null-Level zurücksinken. Warum? Weil der Geist des allzu sehr auf Perfektion bedachten Menschen von seinen eigenen starken Denkhemmungen buchstäblich kastriert wird. Weil zu viel Wachheit fahrig und zitterig und unaufmerksam macht. Und weil die panische Angst, auch nur den allerkleinsten Fehler zu begehen, jegliche Produktivität zum kompletten Erliegen bringen kann.
Von Überraschungssiegern und Trainingsweltmeistern
Viele dokumentierte Spitzenleistungen sind das Ergebnis eines spontanen „Loslassens“ des eigenen Perfektionsstrebens. Schon oft hat man glückliche Sieger sagen hören: „Als ich eigentlich innerlich schon aufgegeben hatte, ging auf einmal alles ganz leicht und wie von selbst.“ Daran erkennt man das psychologische Zurückgleiten einer kontraproduktiven Übermotivation auf ein optimales Motivationslevel, auf welchem sich Kompetenz verlustfrei in Performanz umwandeln kann.
Auf der anderen Seite kennen wir alle aber auch die „Trainingsweltmeister“: Jene Menschen, die nur dann über ein perfektes Können und Wissen verfügen, solange es um nichts geht. Und die dann in einer entsprechenden Prüfungssituation jämmerlich versagen. Bei diesen Personen ist es so, dass sie unter psychischem Druck ihre ansonsten optimale Leistungsmotivation in den roten Bereich fahren, wodurch sie sich selbst vom Schatz ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten komplett abschneiden. Die Folge: Ein für Außenstehende nahezu unerklärliches Versagen auf der ganzen Linie.
Fazit
Wer sich bei seiner Aufgabe so langweilt, dass ihm die Augen zufallen, der bekommt ebenso wenig auf die Reihe wie einer, der sein künftiges Wohl und Wehe vom Gelingen seines Jobs abhängig macht. Wer sich also selbst die Chance für eine optimale Leistung geben will, der sollte seinen Problemen wachen Geistes, aber dennoch mit einem gewissen „Mut zur Lücke“ begegnen.
Wikipedia: Grafik H3lcarax
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