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Blendwerk

Halo-Effekt: Das Psycho-Geheimnis glanzvoller Lichtgestalten

Die wissenschaftliche Psychologie kennt sehr systematische Formen der Wahrnehmungsverzerrung, denen sich – ohne Vorwarnung – so gut wie niemand entziehen kann.

Heiligenschein-Effekt - eine Diva beim FrühstückDie wahrscheinlich stärkste Täuschung, der man bei der Beurteilung eines Menschen unterliegen kann, wird als Halo-Effekt (Halo = Hof) bezeichnet; Spötter sprechen auch vom Heiligenschein-Effekt. Und tatsächlich ist so manches Podest, auf das beliebte Promis und vergötterte Lichtgestalten oft und gerne gehoben werden, ausschließlich aus dem Halo-Effekt gemacht. Doch wie funktioniert dieser starke Psychozauber? Und wie kann man sich erfolgreich gegen diese Form der unbewussten Beeinflussung wehren?

Wenn Schönheit alles überstrahlt

Attraktive Menschen haben es im Leben leichter – das kann und wird niemand bestreiten. Doch warum ist das so? Weil der grunzende Urmensch, der in unser aller Köpfe immer noch zur Untermiete wohnt, Schönheit mit guten Genen und insoweit optimalem Fortpflanzungspotenzial gleichsetzt. Und das ist mit Abstand die beste Eigenschaft, die der unbedingte, wenn auch unbewusste Wille zur Arterhaltung fordern kann. Darum schreibt man besonders gut aussehenden Personen auch in vorauseilendem evolutionärem Gehorsam gerne in Form eines saftigen Vertrauensvorschusses viele weitere besonders günstige Eigenschaften zu. Ob diese dann einer anschließenden kritischen Überprüfung standhalten würden, steht auf einem anderen Blatt.

Kleiner Selbstversuch gefällig?

Da ist eine Person, die Sie nicht kennen. Alles, was Sie von dieser Unbekannten dennoch wissen, ist das Folgende:

  1. sie ist ein bekanntes und beliebtes Fotomodell,
  2. sie ist ein allgegenwärtiges Gesicht in zahlreichen Medien,
  3. sie hat ein Talent dafür, Stroh zu Gold zu spinnen,
  4. sie hat einen Partner, der von ihrer Prominenz profitiert und
  5. sie liebt es, im Blitzlichtgewitter zu baden.

Halo-Effekt - Die Einschätzung von MenschenJetzt bilden Sie sich bitte ganz spontan Ihr Urteil über diese Frau. Haben Sie? Sehr gut. Wahrscheinlich ist vor Ihrem geistigen Auge gerade eine glamouröse Diva entstanden, die von Frauen beneidet, von Männern begehrt und von Marketingprofis bewundert wird.

Jetzt ersetzen Sie bitte Punkt 1 durch die Aussage „sie ist körperbehindert“. Alles andere lassen Sie bitte unverändert stehen, und starten Ihren inneren Beurteilungsprozess von vorne. Merken Sie, wie die einzelnen Beschreibungen auf einmal ein ganz anderes Gewicht und eine ganz andere Konnotation bekommen? Spüren Sie, wie diese eine einzige Sache alle anderen gefühlten Emotionalitäten plötzlich in ein ganz anderes seelisches Licht taucht? In diesem Falle: Willkommen beim Halo-Effekt!

Oh je! Da habe ich dann aber schon vielen Menschen Unrecht getan!

Stimmt. Aber da jeder, der es eben nicht besser weiß, sozusagen von seiner eigenen Psyche perfide dazu gezwungen wird, dem Halo-Effekt anheimzufallen, sind Schuldgefühle hier völlig fehl am Platz. Vielmehr sollte man das frisch erworbene Fachwissen nutzen, um sich nicht mehr vom eigenen Unterbewusstsein an der Nase herumführen zu lassen. Wer sich nicht mehr von Schönheit, von Prominenz oder von ähnlichem Psycho-Blendwerk beeinflussen lässt, und wer seine Urteile unvoreingenommen und ohne subjektiven Filter fällt, der kann dem Halo-Effekt ein schlaues Schnippchen jagen. Und stattdessen die wahren Werte auch in seinen unscheinbaren Zeitgenossen sehen und erkennen.

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