Die Bezeichnung „Wachkoma“ ist kein fester medizinischer Begriff, sondern der Versuch, einen Zustand zu beschreiben, wie er sich dem Beobachter darstellt. Da hat ein Mensch in erkennbaren Wachphasen die Augen geöffnet, während er aber auch zwischendurch schläft. Er atmet selbstständig, aber doch kann er nicht aktiv an seiner Umwelt teilnehmen. Er kann sich nicht bewegen, nicht essen und nicht sprechen.
Was ein Mensch im Wachkoma sieht, hört, denkt, empfindet – wir wissen es nicht. Von Medizinern auch „Apallisches Syndrom“ gehört dieses Krankheitsbild zu den am wenigsten erforschten unserer Zeit.
Wachkoma: Verschollen in sich selbst
Es gibt verschiedene Ursachen, die einen Menschen ins Wachkoma führen können. Oft ist es ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt, eine Schädelverletzung oder ein Unfall, bei dem das Gehirn kurzzeitig nicht mit Sauerstoff versorgt wird.
Manchmal schließt sich das Wachkoma an ein absolutes Koma an, in dem der Mensch ohne Bewusstsein war und dann bleibt er irgendwo auf einer Ebene zwischen Bewusstlosigkeit und Erwachen stecken. Doch einige Wachkomapatienten zeigen auch minimale Reaktionen: Manche reagieren auf Reize von außen mit Blinzeln, dem Zucken anderer Muskeln oder mit Seufzen.
Oft werden diese Äußerungen als bloßer Reflex abgetan, aber Gehirnstrommessungen haben nachgewiesen, dass bei diesen Reaktionen Muster und Wellen in Gehirnzentren auftreten, die bei Gesunden beim Denken ebenfalls aktiv sind.
Angehörige sind oft im Zwiespalt
Wie der Krankheitsverlauf eines Wachkomapatienten aussehen wird, lässt sich nicht voraussagen. Viele Menschen im Wachkoma dämmern jahrelang vor sich hin, bis schließlich eine Infektion oder ein Ersticken an rückfließender Nahrung (der Hustenreflex fehlt ganz) zum Tod führt.
Mit jahrelangen gerichtlichen Kämpfen erstreiten Angehörige manchmal das Recht zur Sterbehilfe und die künstliche Ernährung wird eingestellt. Doch auch von anderen Fällen ist immer wieder zu hören: Nach oft monate- oder sogar jahrelangem Dämmerzustand findet ein Patient ins Leben zurück und erwacht. Manchmal geschieht es spontan, doch können auch Angehörige und Therapeuten in einigen Fällen ganz aktiv den Weg aus dem Wachkoma heraus einleiten!
Manchmal gelingt der Weg zurück ins aktive Leben
In Rehabilitationszentren und etlichen Selbsthilfegruppen will man sich nicht damit abfinden, Wachkomapatienten sofort aufzugeben. Nicht Sterbehilfe sondern Lebenshilfe ist nötig, meinen sie und wissen: Je früher man mit therapeutischen Maßnahmen beginnt, umso größerer sind die Erfolgschancen.
Stimulation des Geistes und des Körpers sind das Ziel. Durch das Schaffen eines stabilen Tagesablaufes mit gezielter Kommunikation mit dem Patienten, Aufrichten im Bett, dem Setzen in einen Rollstuhl und anderen Maßnahmen soll dem Patienten die Möglichkeit gegeben werden, Stück für Stück wieder aktiv ins Leben zurückzufinden.
Nicht immer gelingt dieser Weg und oft überfordert er die Angehörigen finanziell, weil die Krankenkassen nicht unbegrenzt mitspielen. Aber jeder einzelne Wachkomapatient, der aus der Isolation erlöst wird und Stück für Stück mehr zu Bewusstsein kommt, ist eine Bestätigung dafür, dass die Diagnose Wachkoma nicht automatisch „hoffnungslos“ bedeutet.
Weiterführende Links zum Thema „Wachkoma“:
Patienten im Wachkoma e.V.
http://www.piw-ev.de/
Wachkoma: Alle Artikel, Hintergründe und Fakten
http://www.spiegel.de/thema/wachkoma/
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