Wenn von einer Krankheit als Geißel der Menschheit die Rede ist, denken wir heute meist an Aids oder an Krebs. Im 18. Jahrhundert hatten die Pocken einen noch bedrohlicheren Stellenwert, denn es gab keine wirksame Medizin und die Sterblichkeitsrate lag bei den epidemisch auftretenden Erkrankungen zwischen 20 und 60 Prozent.
Die Pocken wurden als Teil des Lebens und als unausweichlich betrachtet. Es war nicht die Frage, ob man an den Pocken erkrankte, sondern vielmehr, ob und wie man sie überstand. Zumeist erkrankten Kinder und erlangten Immunität – wenn sie überlebten!
Die Menschheit atmet auf: Pocken besiegt
Heute gilt die Krankheit laut Proklamation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 8. Mai 1989 als ausgerottet. Dies ist nicht einem Medikament zu verdanken, das Heilung bewirkt, sondern einem konsequenten Durchimpfen der Weltbevölkerung über viele Jahre hinweg.
Durch diese allgemeine Immunität wurde dem Pockenvirus jede Überlebensgrundlage genommen. Der heutige Status „ausgerottet“ lässt uns aufatmen. Es gibt aber keine Garantie dafür, dass die Pocken nicht durch unvorhersehbare Umstände irgendwo wieder ausbrechen. Deshalb ist es wichtig, unser Bewusstsein für die Krankheit und ihre Symptome wachzuhalten.
Die Symptome für Pocken sind eindeutig
Pocken werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen wie bei einer Grippe. Ursache ist das Pocken- oder Variola-Virus. Bei einer Ansteckung kommt es innerhalb von sechs bis vierzehn Tagen zu Fieber, Schüttelfrost und allgemeiner Abgeschlagenheit. Dann tritt ein typischer Hautausschlag am ganzen Körper auf, verstärkt im Gesicht und an Händen und Füßen. Kleine Bläschen füllen sich mit Flüssigkeit und Eiter, platzen auf und verkrusten. Der Geruch ist sehr unangenehm.
Bei leichtem Krankheitsverlauf heilt die Haut unter Narbenbildung in den nächsten 14 Tagen wieder ab, bei schwerem Verlauf kommt es zu Lungenentzündungen, Lähmungen und zu Erblindungen oder Gehörschädigungen. Rund ein Drittel der Erkrankten sterben, wobei die Sterblichkeitsrate abhängig ist von der Unterart des verantwortlichen Virus.
Konsequente Impfung hat weltweiten Erfolg
Mehrere Forscher hatten sich bereits mit Impfmethoden gegen Pocken beschäftigt, als Edward Jenner 1796 der Durchbruch mit der so genannten Vakzination gelang. Durch das Infizieren mit Erregern der für den Menschen ungefährlichen Kuhpocken wurden Antikörper gebildet, die auch eine Immunität gegen die gefährlichen Pocken bewirkten.
Es war ein jahrelanger Weg, bis die Impfung durch hartnäckige Impfpropaganda allgemein akzeptiert und religiöse Bedenken gegen den Eingriff in vermutetes gottgewolltes Schicksal oder Angst vor eventuellen Risiken der Impfung überwunden wurden.
Nachdem die WHO 1967 eine großangelegte weltweite Kampagne startete, um die Pocken ein für alle Mal zu besiegen, gingen die Neuerkrankungen von damaligen geschätzten 15 Millionen innerhalb von zehn Jahren auf null zurück.
Für den Fall der Fälle gerüstet durch Impfstoffe gegen Pocken
Um der Gefahr eines neuen Ausbruchs entgegenzuwirken, wurden weltweit alle noch in Labors vorhandenen Pockenviren vernichtet. Offiziell werden einzig in zwei Laboratorien in den USA und Russland Proben davon verwahrt.
Flächendeckende Impfungen sind nicht mehr nötig, aber Impfstoffe gegen die Pocken werden nach wie vor ausreichend eingelagert, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. Denn ein Medikament gegen die Pocken gibt es nach wie vor nicht und wird es wohl auch nie geben.
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