Es war nur eine Frage der Zeit, wann die ersten alarmierenden Werte auftauchen würden. Atomare Verstrahlung und gefährliche Emissionen aus Reaktoren können nicht ohne Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Grundwasser bleiben.
In mehreren Präfekturen (Landkreis) Japans wurden nach dem Auftreten erhöhter radioaktiver Werte von Milch, Spinat (Jod-131 mit 54 000 Becquerel; Grenzwert 2000 Becquerel) und dem Blattgemüse Kakina (Cäsium mit 1931 Becquerel; Grenzwert 500) bereits ein Verkaufsverbot ausgesprochen und im Dorf Iitate, das immerhin 30 Kilometer vom Unglücksreaktor entfernt ist, wurde das Trinken des Leitungswassers (mit Jod-131) untersagt – der erlaubte Grenzwert von 300 Becquerel wurde dort um mehr als das Dreifache (965 Becquerel) überschritten.
Beobachtung durch WHO und Bundesumweltministerium
Noch reagiert die WHO zögerlich. Man zeigt sich aber sehr besorgt, beobachtet die Situation und hält ständigen Kontakt zum japanischen Gesundheitsministerium. Ihre anfänglich noch sehr optimistische Einstellung hat die WHO mittlerweile revidiert und sieht die Belastung von Lebensmitteln nicht mehr auf einen geringen Radius von 20-30 Kilometern beschränkt.
Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sieht keinen Grund für gesundheitliche Beeinträchtigungen in Deutschland. Die Entfernung zu Japan schütze vor Kontamination durch Emissionen und Importgüter aus Japan würden bei der Einfuhr stichprobenartig durch den Zoll geprüft.
Einfuhrbeschränkungen gibt es nicht. Da die Importe aus Japan (Stand 2010) auf wenige Spezialitäten: Würzsoßen (1.539 Tonnen), Wein (361 Tonnen), Tee und Mate (232 Tonnen) sowie Backwaren (527 Tonnen) beschränkt seien und Frischwaren von Japan so gut wie nicht exportiert würden, rechne man nicht mit Kontamination durch Einfuhr japanischer Erzeugnisse.
Situation bei Pilzen und Fischen?
Besorgten Nachfragen nach der Belastung von Shiitake Pilzen und anderen ursprünglich japanischen Kulturpilzen trat der Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer beruhigend entgegen. Auch diese Erzeugnisse mit japanischem Namen werden ausnahmslos in Europa angebaut und sind von der Radioaktivität in Japan unbeeinflusst.
Für die Überwachung der Radioaktivität in Meeresfischen ist das Johann Heinrich von Thünen-Institut zuständig, das davon ausgeht, dass durch das Reaktorunglück in Japan auch der Nahrungskreislauf im Meer von radioaktiver Belastung betroffen sein wird. Als positiv wird vom Institut die schnelle und hochverdünnende Verteilung von radioaktivem Fallout in den Ozeanen angeführt – eine Meinung, die sicher nicht von allen geteilt wird!
Im vergangenen Jahr hat Deutschland über 900.000 Tonnen Fisch importiert, größtenteils aus dem Nordatlantik. Aus Japan stammten davon nur etwa 60 Tonnen. Das sind weniger als 0,007 Prozent der gesamten Fischimporte.
Durch Nahrungsmittelketten wird Radioaktivität weitergegeben
Manche Länder sind nicht in der glücklichen Lage, die Importsituation so gelassen zu sehen wie Deutschland. Taiwan beispielsweise meldete bereits am Samstag den Fund von radioaktiv belasteten Bohnen aus japanischen Lieferungen. Die erhöhten Werte lagen noch unter den erlaubten Grenzwerten, machen aber aufmerksam.
Es ist zu befürchten, dass es nicht bei diesen taiwanesischen Entdeckungen von erhöhten Strahlenwerten bleiben wird, denn Radioaktivität wird in Erzeugerketten weitergegeben, so schlussendlich Produkte, die wir aus anderen Ländern einführen, ebenfalls belastet sein können.
EU auf Einfuhrverbote vorbereitet
Als Resultat aus der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl und den verheerenden Auswirkungen auf Nahrungs- und Futtermittel hat die EU-Kommission für den Fall der Fälle bereits eine Verordnung in der Schublade, die im Fall der Fälle sofort greifen kann. Darin sind Höchstwerte in Lebensmitteln für den Fall eines nuklearen Unfalls festgelegt, so dass im Notfall sofort Einfuhrverbote ausgesprochen werden können.
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