Das tragische Reaktorunglück in Tschernobyl begann nachts am 25. April 1986, als das Personal überprüfen wollte, was im Notfall bei Stromverlust und Kühlmittelaustritt stattfindet. Umso tragischer ist das nachfolgende Geschehen, das mit einer atomaren Katastrophe am darauffolgenden Tag endete. Am Nachmittag des 25. April schleichen sich Fehler ein, die heute als menschliches Versagen gelten. Am Unglückstag beginnt die Temperatur zu steigen, Pumpen fallen aus, während sich die Reaktorleistung erhöht. Die eingeleitete Notabschaltung des Tschernobyl Reaktors ist nicht mehr möglich und Sekunden später beginnt der Reaktorkern zu explodieren. Dabei werden mehr als 200 verschiedene radioaktive Substanzen in die Luft geschleudert. Diese Explosion entspricht der Wirkung von 400 Hiroshimabomben.
26. April 1986 und danach
Am Abend des Unglückstages werden für Kinder Jodtabletten ausgeteilt und am nächsten Tag wird die Bevölkerung evakuiert. In den darauffolgenden Tagen verbreitet sich die radioaktive Wolke über Deutschland und Europa, während Russland beginnt, die Einwohner in 30 km Umgebung zu evakuieren. Im September des gleichen Jahres gehen die anderen drei Reaktoren wieder in Betrieb und der zerstörte Reaktor wird im November des Unglücksjahres mit einem Sarkophag aus Beton bedeckt, der bis zu 30 Jahre halten soll. Zwei Jahre später werden erhöhte Strahlenwerte in Lebensmitteln in Kiew bekannt und im Jahr 1989 werden die Einwohner weiterer belasteter Gebiete umgesiedelt. Weitere Bauvorhaben werden gestoppt und Reaktor 2 wird nach einem Brand im Jahr 1991 abgeschaltet.
Die internationale Gemeinschaft zahlt
Im Jahr 1995 wird von den G7-Staaten gemeinsam mit der Ukraine die Reaktorblockstilllegung 1 und 3 beschlossen und die Ukraine erhält für neue Reaktorbauvorhaben 2,3 Milliarden Dollar. Im Jahr 1997 setzt sich eine internationale Konferenz zusammen, um nach einer Zustandsbegutachtung des Sarkophags weitere 360 Millionen für Sanierungszwecke bereitzustellen. Im Jahr 2000 wird Reaktorblock 3 stillgelegt und 2006 wird der Sarkophag erneut saniert, wofür die EU 1 Milliarde Euro zahlt. Wer sich heute Tschernobyl nähert, muss nach wie vor mit einer 100.000fachen radioaktiven Strahlung in der Umgebung rechnen.
Kein Ende in Sicht
Die Menschen in der Umgebung nehmen Nahrungsmittel zu sich, die radioaktiv belastet sind und dies hinterlässt Spuren. So tritt 30-mal so viel Schilddrüsenkrebs bei jungen Menschen auf als normal. Langzeitschäden werden erst ab 30 Jahren bemerkbar werden. Es bleibt abzuwarten, ob aus den 10.000 gezählten Todesopfern von Tschernobyl in Zukunft mehr als 200.000 zu betrauern sein werden. Erst das aktuelle Unglück in Japan lässt den Gedanken näher rücken, dass Deutschland in Zukunft aus Überlebensgründen Atomkraftwerk frei sein sollte.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten